
Auch wenn das Wetter nicht so passt, sollte man sich in die Natur begeben.
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Wandern, Waldbaden oder Walken: Natur bewusst zu erleben, ist wunderbar. Dennoch scheint es Menschen immer seltener ins Grüne zu ziehen. In einigen Ländern kann deshalb "Natur auf Rezept" verordnet werden. Ob und wie es wirkt, hat ein australisches Forschungsteam untersucht.
Forscher und Forscherinnen in Australien haben festgestellt, dass der Aufenthalt in der Natur, auch wenn er durch ein "Natur-Rezept" verordnet wird, erhebliche gesundheitliche Effekte hat. Für die Übersichtsarbeit hatte das Team um Professorin Xiaoqi Feng und Professor Thomas Astell-Burt zunächst 28 frühere Untersuchungen herausgesucht und die Daten zu den Wirkungen von "Natur auf Rezept" verglichen, analysiert und ausgewertet. Patienten und Patientinnen, denen so ein Rezept ausgestellt worden war, klagten zuvor über verschiedene Probleme, die von Stress, über Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleibigkeit bis hin zu psychischen Erkrankungen reichten.
"Wenn wir wollen, dass Naturrezepte zu einem nationalen System werden, müssen wir wirklich den Nachweis erbringen", sagte die Studienautorin Feng laut Mitteilung der University of New South Wales, an der sie arbeitet. Das Forschungsteam um Feng und Astell-Burt konnte zeigen, dass so eine Verordnung sowohl körperliche als auch geistige Vorteile für Patienten und Patientinnen bringt. Konkret hatten sich bei Studienteilnehmenden der Blutdruck gesenkt, Depressionen und Angststörungen verringert und die Zahl der täglichen Schritte erhöht. Die Studienergebnisse aus Australien stimmen zudem mit den Ergebnissen vergleichbarer Untersuchungen überein. Sie wurden im aktuellen Fachmagazin "The Lancet - Planetary Health" veröffentlicht.
Projekte in Kanada, Schottland und den USA
"Natur auf Rezept" können Ärzte und Ärztinnen beispielsweise in Kanada im Rahmen des Projektes "Park Prescription - PaRx" verschreiben. Es ist ein erstes nationales, evidenzbasiertes Verschreibungsprogramm, das über die gesundheitlichen Vorteile von Natur aufklären und die Bevölkerung zu mindestens zwei Stunden Natur-Aufenthalt pro Woche motivieren will. Patienten und Patientinnen haben mit dem Rezept ein Jahr lang freien Eintritt in einen Nationalpark in ihrer Nähe.
In Schottland und den USA gibt es ähnliche Projekte. Bereits 1982 wurde das Konzept des Waldbadens, das auch als Shinrin-Yoku bezeichnet wird, als Therapieform vom japanischen Ministerium für Landwirtschaft eingeführt. Es hat sich bis heute in Japan und in China als staatliches Präventionsprogramm etabliert und findet auch hierzulande einige Anhänger und Anhängerinnen. Die positiven Auswirkungen von Naturaufenthalten auf die körperliche und geistige Gesundheit sind also alles andere als neu. Dennoch scheinen viele Menschen einen Anstoß oder konkrete Tipps zu brauchen, um regelmäßig ins Grüne zu gehen.
Wem nutzen Natur-Rezepte?
"Die Beweise zeigen, dass Naturrezepte dazu beitragen können, eine bessere körperliche und geistige Gesundheit wiederherzustellen und aufzubauen. Als nächstes müsse man herauszufinden, wie Naturrezepte zu Menschen kommen, die davon profitieren können, aber wenig Zeit in der Natur verbringen", erklärte Feng. Um die Akzeptanz der Bevölkerung innerhalb Australiens zu überprüfen, hatte ein Team um Feng erst kürzlich eine Umfrage unter australischen Erwachsenen gestartet. Demnach stehen mehr als 80 Prozent der Befragten einem Konzept wie dem Naturrezept aufgeschlossen gegenüber.
"Diese Studie baut auf einem langfristigen Forschungsprogramm auf, bei dem wir zeigen, dass der Kontakt mit der Natur - und insbesondere mit Bäumen - wirklich gut ist, um die geistige und körperliche Gesundheit unser ganzes Leben lang zu stärken", resümiert die Forscherin. Doch trotz langfristiger Forschung gibt es immer noch eine Reihe von Fragen, die geklärt werden müssen. Dazu gehört beispielsweise die Frage, wie lange so ein Rezept gelten soll oder wer es ausstellen darf.
Quelle: ntv.de