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Weder Impfung noch Infektion RKI geht von 5,8 Millionen Ungeschützten aus

Grundimmunisierung, Booster und Infektion bieten einen lang anhaltenden Schutz vor schwerer Covid-Erkrankung.

Grundimmunisierung, Booster und Infektion bieten einen lang anhaltenden Schutz vor schwerer Covid-Erkrankung.

(Foto: picture alliance/dpa)

Wissenschaftler des Robert-Koch-Instituts schätzen, dass rund sieben Prozent der Menschen in Deutschland weder geimpft noch genesen sind. Selbst unter den über 60-Jährigen träfe das auf fast 100.000 Personen zu. In einem Bundesland aber gibt es kaum noch immunologisch Unerfahrene.

Etwa sieben Prozent der Bevölkerung in Deutschland dürften laut einer Modellierung bis Ende März 2022 weder gegen Corona geimpft noch mit dem Virus selbst in Kontakt gekommen sein. Für rund 5,8 Millionen Menschen wird nach dieser Berechnung "immunologische Naivität" angenommen. Das geht aus einer sogenannten Preprint-Studie von Wissenschaftlern des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin hervor, die noch nicht von externen Fachleuten begutachtet worden ist.

Die Autoren machen deutlich, dass in der restlichen Bevölkerung kein einheitliches Maß an Schutz anzunehmen ist. Insbesondere für Menschen, die nicht geimpft, aber sich (meist mit Omikron) infiziert haben, gebe es noch größere Unsicherheiten mit Blick auf den kommenden Herbst und Winter, etwa weil der Schutz vor schwerer Erkrankung kurzlebiger sein könnte. Nach vollständiger Grundimmunisierung, Booster und Infektion wird hingegen ein länger anhaltender Schutz vor schwerer Erkrankung angenommen.

Omikron für großen Teil der Corona-Infektionen verantwortlich

Dass die Ende 2021 aufgekommene Omikron-Variante für einen großen Teil der Infektionen verantwortlich ist, könnte eine Schwachstelle im Immunschutz sein. Fachleute nehmen an, dass eine Omikron-Infektion keinen so guten Schutz vor anderen Varianten wie etwa der Delta-Variante mit sich bringt. Wenn man Omikron-Infektionen nicht berücksichtige, könnten laut dem Paper über alle Altersgruppen hinweg noch rund 16 Prozent der Bevölkerung, also rund 13,3 Millionen Menschen ohne spezifischen Immunschutz sein.

CoronavirusAlter der Intensivpatienten

Für ältere Menschen ab 60 Jahren wird ein Anteil von rund vier Prozent ohne jegliche Immunität angegeben. Das entspricht knapp 100.000 Menschen in einer Altersgruppe, bei der mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf gerechnet werden muss. Bei Kindern werden höhere Werte geschätzt - schließlich ist etwa für die Kleineren noch kein Covid-19-Impfstoff verfügbar.

Anteil der immunologisch Naiven unterscheidet sich je nach Altersgruppe stark

Der errechnete Anteil der immunologisch Naiven unterscheidet sich nicht nur je nach Altersgruppe stark, auch zwischen den verschiedenen Bundesländern gibt es große Abweichungen. Tatsächlich dürfte es in Bremen demnach kaum noch über 18-Jährige geben, die weder mit dem Virus noch mit dem Impfstoff in Berührung gekommen ist. Nehme man Omikron-Infektionen aus der Rechnung, sei jeder zehnte Mensch in Bremen noch ohne Immunschutz, so die Forscher. In Sachsen dagegen betreffe das jede fünfte Person.

Hintergrund der Modellierung ist, dass das Immunitätslevel in der Bevölkerung bisher nicht genau beziffert werden konnte. Das liegt etwa an unbemerkt verlaufenen Ansteckungen und an Überschneidungen der Gruppen von Genesenen und Geimpften. Auch zu Mehrfach-Infektionen gibt es bisher kaum Daten.

Modellierungen basieren auf einer Reihe von Annahmen und unterliegen damit Unsicherheiten. Faktoren wie das Nachlassen der Immunität und das Aufkommen von Varianten, die dem Immunschutz ausweichen, berücksichtigten die Autoren wegen schwieriger Vorhersagbarkeit nicht.

(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 03. Mai 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, lwe/dpa

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