"Bizarre Objekte" Rätsel um gigantische Radioringe im All gelöst?
07.10.2025, 16:46 Uhr Artikel anhören
Eine künstlerische Darstellung des beobachteten Doppel-Radiorings.
(Foto: RAD@home Astronomy Collaboratory (India))
Seltsame Radiokreise geben Astronomen seit Jahren Rätsel auf. Ein internationales Team findet nun den bisher größten Ring, der sogar ein Doppelring darstellt. Zusammen mit zwei weiteren Ringen wird er in einem Galaxienhaufen entdeckt - aus Sicht der Forscher ein Ansatz für eine Erklärung.
Erst vor sechs Jahren wurden sie zum ersten Mal entdeckt: seltsame Ringe im All, die nur mit Radioteleskopen sichtbar werden. Sie sind gigantisch, die meisten davon zehn- bis zwanzigmal so groß wie unsere Milchstraße. Von Forschenden wurden sie "seltsame Radiokreise" (Odd Radio Circles, ORC) getauft. Ein internationales Forschungsteam entdeckt nun eine besondere Struktur - ein Doppelring, der gleichzeitig der größte bisher beobachtete ist. Auch das Rätsel hinter den Strukturen glauben die Forscher, geknackt zu haben.
Die riesigen Ringstrukturen bilden sich um Galaxien herum und bestehen aus magnetisiertem Plasma, das sich mit extrem hoher Geschwindigkeit durchs All bewegt. Frühere Forschungen haben nahegelegt, dass diese Ringe durch Schockwellen von verschmelzenden supermassiven Schwarzen Löchern oder Galaxien verursacht werden könnten.

Eine optische Aufnahme kombiniert mit einer Aufnahme im Radiobereich (rot), welche den "Seltsamen Radiokreis" zeigt.
(Foto: RAD@home Astronomy Collaboratory (India))
Zusammenspiel zwischen Jets und Materie?
Die neue Studie schlägt jedoch eine andere Erklärung vor: Aus ihrer Sicht könnten die Ringe von sogenannten Jets stammen, die von Galaxien ausgestoßen werden. Diese Jets entstehen häufig in der Nähe supermassiver Schwarzer Löcher im Zentrum von Galaxien. Wenn Materie in das Schwarze Loch fällt, wird ein Teil davon beschleunigt und entlang der Rotationsachse des Schwarzen Lochs ausgestoßen. Diese Jets können sich über Tausende von Lichtjahren erstrecken und bestehen aus hochenergetischen Teilchen und Magnetfeldern.
Die Forschenden hatten neben dem Doppelring zwei weitere große Galaxien beobachtet, um die sich Radioringe gebildet hatten. Alle drei Objekte liegen in einer dicht besiedelten Region des Weltraums, einem sogenannten Galaxienhaufen mit einer Masse von etwa 100 Billionen Sonnen. Die Forschenden vermuten, dass die Jets der Galaxien mit heißem Plasma in dem Galaxienhaufen interagieren, wodurch sich die Ringe bilden.
Forschende hoffen auf weitere Funde
"Diese Entdeckungen zeigen, dass ORCs und Radioringe keine isolierten Kuriositäten sind - sie sind Teil einer größeren Familie exotischer Plasmastrukturen, die durch Schwarze-Loch-Jets, Winde und ihre Umgebung geformt werden", sagt Mitautor Pratik Dabhade vom Nationalen Zentrum für Kernforschung in Warschau laut einer Mitteilung. Die Studie wurde im Fachmagazin "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" veröffentlicht.
Die Astronomen hoffen, mit größeren Radioteleskopen wie dem im Bau befindlichen Square Kilometre Array (SKA) in Südafrika und Australien noch mehr Radioringe zu entdecken. Diese gehörte "zu den bizarrsten und schönsten kosmischen Strukturen, die wir je gesehen haben", sagte Erstautor Ananda Hota. "Und sie könnten wichtige Hinweise darauf liefern, wie Galaxien und Schwarze Löcher sich gemeinsam entwickeln."
Quelle: ntv.de