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Stern verschlingt Planeten So könnte unsere Erde enden

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Ein ähnliches Schicksal könnte eines Tages auch die Erde ereilen - wenn auch in sehr weit entfernter Zukunft.

Ein ähnliches Schicksal könnte eines Tages auch die Erde ereilen - wenn auch in sehr weit entfernter Zukunft.

Astronomen beobachten zum ersten Mal, wie ein zum Roten Riesen aufgeblähter Stern einen Planeten verschlingt. Es ist gleichzeitig ein Blick auf die Zukunft unseres Sonnensystems.

Imposantes Ende: Bevor ein Stern stirbt, schwillt er an und verschlingt dabei alles in seiner Reichweite - auch Planeten, die ihm auf ihren Umlaufbahnen zu nahe kommen. Ein Forschungsteam aus den USA konnte jetzt erstmals ein solches Ereignis direkt beobachten: 12.000 Lichtjahre von der Erde entfernt wurde ein großer Gasplanet von einem sonnenähnlichen Stern absorbiert. Das löste einen gewaltigen Strahlungsausbruch aus. Zehn Tage lang leuchtete der Stern 100 Mal heller als normal, berichten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Fachmagazin "Nature".

Der sterbende Stern schwillt immer weiter an und absorbiert den um ihn kreisenden Planeten.

Der sterbende Stern schwillt immer weiter an und absorbiert den um ihn kreisenden Planeten.

(Foto: International Gemini Observatory/NOIRLab/NSF/AURA/P. Marenfeld)

Ihre Erkenntnisse sind dabei zugleich ein Blick in die Zukunft unseres Planeten. Denn auch die Sonne dehnt sich im Laufe ihrer Entwicklung aus und wird dabei schließlich Merkur und Venus verschlingen - und möglicherweise auch die Erde. "Es hat etwas Poetisches, dass all das, was wir um uns herum sehen, all das, was wir um uns herum aufgebaut haben, blitzschnell verbrannt sein wird", sagt Studienautor Kishalay De vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge. Das dauere jedoch noch mehrere Milliarden Jahre.

Im Inneren von Sternen wie unserer Sonne läuft eine Kernfusion ab: Wasserstoff verschmilzt zu Helium - bis der Wasserstoff zur Neige gegangen ist. Dann beginnt der Stern, Helium zu Kohlenstoff zu fusionieren und bläht sich zu einem roten Riesenstern auf. Dabei wächst er bis zum Tausendfachen seiner ursprünglichen Größe an und verschluckt alle Planeten in seiner Nähe.

Stern wird um das Hundertfache heller

Dass De und sein Team die bislang einmalige Beobachtung machen konnten, war indes Zufall. Denn eigentlich hatten sie mithilfe der Zwicky Transient Facility (ZTF), einem Spezialteleskop der Sternwarte Mount Palomar in Kalifornien, nach Strahlungsausbrüchen in Doppelsternsystemen gesucht. Im Mai 2020 bemerkten sie dabei etwas Ungewöhnliches. Das Teleskop registrierte eine auffällige Helligkeitsänderung bei einem 12.000 Lichtjahre entfernten, sonnenähnlichen Stern.

"In einer Nacht bemerkte ich einen Stern, der im Laufe einer Woche um das Hundertfache heller wurde - quasi aus dem Nichts", erinnert sich De. "Der Ausbruch war anders als alles, was ich je zuvor gesehen hatte." Beobachtungen mit einer Infrarot-Kamera zeigten anschließend einen Strahlungsausbruch - der sogar 100 Tage lang anhielt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuteten daher zunächst eine "rote Nova", den Zusammenstoß zweier Sterne. Doch die beobachtete Verteilung der Strahlungsenergie wollte nicht recht zu dieser Erklärung passen.

Dann hätte der eine Stern deutlich weniger Masse haben müssen als der andere, sagt De. "Wir haben uns gefragt: Was ist 1000 Mal kleiner als ein gängiger Stern?" Daraufhin sei ihnen die Erleuchtung gekommen: Hier war ein Planet in seinen Stern gefallen. So ergaben die Beobachtungen schließlich einen Sinn. Als der Planet - ein jupiterähnlicher Gasriese - von dem Stern verschlungen wurde, brachte er diesen aus dem Gleichgewicht. Es kam zu einer gewaltigen Eruption. Etwa das 33-Fache der Erdmasse an Wasserstoff habe der Stern dabei ins All ausgestoßen, heißt es in der Studie.

"Schicksal eines Planeten in Echtzeit"

Bisher haben Astronomen beobachten können, wie Planeten einen Stern gefährlich nah umkreisten. Auch aufgeblähte Sterne, die ihre Planeten verschluckt haben, sind bekannt, ebenso wie zwei Planetenkerne, die das Verschlungenwerden überdauert haben. "Doch bislang haben wir nie einen Stern direkt bei diesem Vorgang erwischt", so De. "Jetzt haben wir das finale Schicksal eines Planeten praktisch in Echtzeit beobachten können."

Von dieser Beobachtung zeigt sich die Wissenschaftswelt beeindruckt. "Wow! Das ist meine erste Reaktion", sagt Amanda Karakas, Astrophysikerin an der Monash University in Australien, die nicht an der Studie beteiligt war, der "Washington Post". "Das gibt sicherlich Hinweise darauf, was mit den Planeten in unserem Sonnensystem und der Erde in vielen Jahren geschehen wird." Und auch Astrophysiker Ramirez-Ruiz von der University of California Santa Cruz ist sich sicher, dass Des Entdeckung helfen könnte, "die Demografie der Planetenverschlingung und das endgültige Schicksal von Planeten in anderen Sonnensystemen zu verstehen".

Studienautor De zufolge wird in unserer Galaxie alle paar Jahre ein Planet verschlungen. Deren Entdeckung sei nun leichter, da man wisse, wonach man in Bezug auf die chemische Zusammensetzung, Temperatur und Infrarotsignatur suchen müsse. "Wir hoffen, dass wir mit diesem neuen Instrumentarium in der Lage sein werden, jeden einzelnen Planeten, der in unserer Galaxie verschlungen wird, in Echtzeit zu finden."

Quelle: ntv.de, mit dpa

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