Könnte 220 Millionen betreffenStudie: Megacity-Wildwuchs gefährdet Wasserversorgung

Megastädte in Schwellen- und Entwicklungsländern wachsen rasant. Forschende warnen, dass eine falsche Bauweise 220 Millionen Menschen den Zugang zu sauberem Wasser kosten könnte.
Immer größer werden die Städte in Asien, Afrika und Lateinamerika. Allein in Afrika soll die städtische Bevölkerung von 550 Millionen im Jahr 2018 auf fast 1,5 Milliarden im Jahr 2050 ansteigen. Forschende warnen nun, dass durch falsche Bauweisen dann 220 Millionen Menschen weniger Zugang zu Leitungswasser haben könnten.
Wissenschaftler des Complexity Science Hubs und der Weltbank modellierten drei Szenarien für die städtische Expansion: kompakt (dichtere Bebauung und Schließen von Lücken), persistierend (Fortsetzung der aktuellen Expansionsmuster) und horizontal (Ausbreitung nach außen). Um Städte unterschiedlicher Größe zu vergleichen, maßen die Forschenden, wie weit sich jede Stadt ausdehnt: Leben die meisten Menschen in der Nähe der Innenstadt oder sind sie weit vom Zentrum entfernt verstreut?
Massive Unterschiede zwischen Metropolen
Städte mit geringer Streuung konzentrieren die meisten Einwohner in der Nähe des Zentrums. Jakarta in Indonesien ist ein Beispiel dafür: Mehr als die Hälfte der 33 Millionen Einwohner lebt dort in zentralen Gebieten. Städte mit hoher Streuung hingegen verteilen die Bevölkerung auf weit entfernte Stadtteile. In Kigali in Ruanda leben nur 15 Prozent der 2,2 Millionen Einwohner im Zentrum, die meisten weit entfernt vom Stadtkern.
Das Ergebnis der Untersuchung: Der Zugang zu sauberem Wasser und grundlegender Sanitärversorgung könnte sich erheblich verschlechtern, wenn Städte sich eher in die Breite ausdehnen, als sich im Zentrum zu verdichten. "Bei horizontalem Wachstum hätten bis 2050 rund 220 Millionen Menschen weniger Zugang zu Leitungswasser und 190 Millionen Menschen weniger Zugang zu Abwassersystemen", betont Rafael Prieto-Curiel, Hauptautor der Untersuchung, laut einer Mitteilung.
Weitläufige Städte lassen Kosten steigen
Auch die Wasserrechnungen sind laut der im Fachmagazin "Nature Cities" veröffentlichten Studie in weitläufigen Städten wie Neu-Delhi, Kairo, Lagos oder Bogotá um 75 Prozent höher als in kompakten Städten. Der Zugang zu Leitungswasser sinke gleichzeitig um 50 Prozent. "Darüber hinaus haben die Bewohner in den Außenbezirken im Vergleich zu denen, die näher am Stadtzentrum leben, 40 Prozent weniger Zugang zu kritischer Infrastruktur", so die Autoren.
Die Forschenden mahnen: Die städtische Bevölkerung in Afrika und Asien werde bis 2050 stark wachsen, was große Planungsanstrengungen erfordere. "Unsere Analyse zeigt, dass eine effektive Planung den Zugang zu Wasser und sanitären Einrichtungen erheblich verbessern kann", so Prieto-Curiel. "Kompakte, fußgängerfreundliche Stadtviertel mit angemessener Bevölkerungsdichte sind nicht nur ökologisch nachhaltig. Sie gewährleisten auch, dass grundlegende Dienstleistungen für alle verfügbar sind."