Bereits zehn Tote Tödliches Marburg-Virus greift in Ruanda um sich
02.10.2024, 17:24 Uhr Artikel anhören
Das Virus wurde erstmals 1967 bei Ausbrüchen unter anderem in der hessischen Stadt Marburg beschrieben.
(Foto: picture-alliance / BSIP/CDC/MURPHY-WHITFIELD)
Bis zu 88 Prozent der Erkrankten sterben: Das Marburg-Virus infiziert immer mehr Menschen in Ruanda. Die Behörden schlagen Alarm. Denn gegen die gefährliche Krankheit gibt es weder eine spezifische Behandlung noch einen Impfstoff.
In Ruanda ist es zu einem Ausbruch des hochansteckenden Marburg-Fiebers gekommen. Bisher seien zehn Patienten an der Viruserkrankung gestorben, teilte das Gesundheitsministerium auf der Plattform X mit. Insgesamt seien 29 Fälle bestätigt.
Die 19 derzeit behandelten Patientinnen und Patienten gehören überwiegend dem medizinischen Personal an und seien isoliert. Derzeit laufen Untersuchungen, um den Ursprung des Ausbruchs festzustellen, heißt es weiter. In allen Gesundheitseinrichtungen würden die Präventionsmaßnahmen erhöht.
Virus nach deutscher Stadt benannt
Das Marburg-Virus wurde erstmals 1967 bei Ausbrüchen unter anderem in der hessischen Stadt Marburg beschrieben. Laborangestellte hatten sich bei Versuchsaffen, importierten grünen Meerkatzen, mit dem bis dahin unbekannten Erreger infiziert. Daher trägt er den Namen Marburg-Virus.
Es ist ein sogenanntes RNA-Virus aus der Familie der Filoviren. Der Erreger ist mit dem Ebola-Virus verwandt und löst beim Menschen die lebensbedrohliche Marburg-Virus-Krankheit aus, auch "Marburg-Fieber" genannt. Die Sterblichkeit liegt laut den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) bei mindestens 23 bis 25 Prozent. Bei Ausbrüchen im Kongo und in Angola lag sie jedoch wesentlich höher. Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge sterben bis zu 88 Prozent der Erkrankten.
Diese hohe Sterblichkeit deutet Experten zufolge darauf hin, dass weder das Virus an den Menschen noch der Mensch an das Marburg-Virus angepasst ist, da es in erster Linie andere Wirte infiziert. Mögliche Überträger aus dem Tierreich sind dabei Flughunde, Affen und bestimmte Antilopen. Menschen stecken sich durch den Kontakt mit Körperflüssigkeiten Infizierter an - vor allem Blut und Sperma.
Die Symptome des Marburgfiebers ähneln zunächst einem grippalen Infekt mit plötzlich hohem Fieber, Kopf- und Halsschmerzen. Später kommen Krämpfe, Hautausschläge, blutiges Erbrechen und Durchfall hinzu. Bei einem schweren Krankheitsverlauf kann es zu ausgedehnten inneren Blutungen und multiplem Organversagen kommen. Bisher gibt es laut dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg weder eine spezifische Behandlung noch einen Impfstoff gegen das Virus.
Außerhalb Afrikas nur wenige Fälle
Das Marburg-Virus tritt in verschiedenen Teilen Afrikas immer wieder auf. Die Ausbrüche waren in der Vergangenheit meist vergleichsweise klein und lokal begrenzt. Um das Virus einzudämmen, kommen in den betroffenen Gebieten die "klassischen" Maßnahmen des Infektionsschutzes zum Einsatz: diagnostische Tests, Isolierung, Kontaktverfolgung, Desinfektion und Schutzausrüstung, etwa für medizinisches Personal.
In Ruanda ist die Regierung angesichts der aktuellen Ausbrüche jetzt noch einen Schritt weitergegangen. Sie hat die Zahl der Beerdigungen stark begrenzt. Um eine Ausbreitung zu vermeiden, dürfen nur 50 Menschen an einer Beerdigung teilnehmen, berichtet der britische "Telegraph". Verboten ist außerdem, Verstorbene in Privathäusern, Kirchen und Moscheen aufzubahren. Laut Bericht sei das derzeit nur in Gesundheitseinrichtungen unter spezieller Aufsicht genehmigt.
Außerhalb des Kontinents kommt der Erreger nur sehr selten vor. Dokumentiert sind einige wenige Einzelfälle etwa in Russland, Jugoslawien, den Niederlanden und den USA. In Deutschland wurde das Virus seit dem ersten namensgebenden Auftreten in Marburg 1967 nicht mehr nachgewiesen.
Quelle: ntv.de, mit dpa