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Typ XXI kam zu spät Hitlers modernstes U-Boot versenkte Schiffe nur in der Fantasie

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Ein U-Boot der Klasse XXI 1945 vor der Marineoffiziersschule in Mürwik bei Flensburg.

Ein U-Boot der Klasse XXI 1945 vor der Marineoffiziersschule in Mürwik bei Flensburg.

(Foto: picture alliance / SZ Photo)

Mit dem Typ XXI will Nazi-Deutschland das Blatt im Atlantik noch wenden. Das U-Boot ist technisch seiner Zeit voraus. Doch als die ersten Exemplare vom Stapel laufen, steht das Hitler-Regime bereits kurz vor dem Zusammenbruch.

Eine Zeit lang träumte NS-Deutschland davon, mit seinen U-Booten den Atlantik zu beherrschen und so Großbritannien in die Knie zu zwingen. Der anfängliche Vorteil löste sich auf, als die USA in den Krieg eintraten. Der schieren Menge an Überwasserkampfschiffen hatten die Deutschen nichts entgegenzusetzen. Dazu kamen technische Innovationen, die es möglich machten, getauchte Boote präzise zu orten. Und die Allgegenwart alliierter Flugzeuge über weiten Teilen des Atlantiks. Schließlich knackten die Briten auch noch die deutsche Chiffriermaschine vom Typ Enigma.

Aus den Jägern wurden Gejagte, die Verluste der U‑Boot‑Waffe waren enorm. Doch Oberbefehlshaber Karl Dönitz schickte seine Mannschaften immer weiter gegen den Feind. Gegen Ende des Krieges sollte ein neuer U-Boot-Typ die Wende bringen. XXI war tatsächlich das modernste U-Boot des Krieges. Am 6. November 1943 wurde der Auftrag für die Produktion der neuen Waffe erteilt. 131 Exemplare wurden gebaut, doch keines kam an den Feind.

Zeichnung eines U-Boots vom Typ XXI.

Zeichnung eines U-Boots vom Typ XXI.

(Foto: De Agostini via Getty Images)

Die Boote vom Typ XXI waren ihrer Zeit weit voraus. Bei einer Länge von 76 Metern und einer Breite von 6,6 Metern verdrängten diese Boote getaucht 1800 Tonnen, konnten bis zu 300 Meter tief tauchen und erreichten über Wasser eine Geschwindigkeit von 18 Knoten. Das Wesentliche war ihr Antrieb. Durch sehr starke Akkus konnten die Boote unter Wasser mit 16 Knoten laufen. Sie waren die ersten echten Unterseeboote, alle Modelle zuvor waren eher tauchfähige Torpedoboote, die eine gewisse Zeit unter Wasser bleiben konnten. Einen Schnorchel, um die Diesel mit Luft zu versorgen, hatte man schon vorher erprobt, doch erst beim Typ arbeitete der Schnorchelmast perfekt. Bei Versuchen soll XXI 70 Tage unter Wasser geblieben sein.

Typ VIII erreichte unter Wasser nur 7,6 Knoten und das auch nur kurze Zeit. Die lange Tauchzeit und die hohe Geschwindigkeit hätten es ermöglicht, einen Angriff auf einen Konvoi komplett getaucht durchzuführen. Gleichzeitig waren die Boote für eine hohe Reichweite gebaut. Typ XXI sollte ohne Auftanken 12.000 Seemeilen zurücklegen können.

Dazu kamen weitere Innovationen. Sauerstoff wurde in gebundener Form mitgenommen. Das Boot konnte so sechs Tage ohne neue Frischluft operieren. Für die Besatzung gab es ein unerwartetes Komfortfeature: Der Luft im Boot wurde das Wasser entzogen, sodass sich keine schwüle Atmosphäre bilden konnte, und so stand auch mehr Brauchwasser für die Hygiene zur Verfügung. Weiterhin wurden erste Stealth-Techniken gegen Radarstrahlen entwickelt. Schnorchel und Sehrohre wurden mit Gummi überzogen, das reduzierte den Radarquerschnitt deutlich.

U 2540 wurde von 1960 bis 1982 von der Bundeswehr genutzt. Heute ist es ein Museumsboot.

U 2540 wurde von 1960 bis 1982 von der Bundeswehr genutzt. Heute ist es ein Museumsboot.

(Foto: picture alliance / HAFEN-FOTOS.DE)

Bei der Bewaffnung wurde auf das Deckgeschütz früherer Typen verzichtet. Typ XXI sollte unter Wasser angreifen. Auch der Torpedoraum wurde komplett neu entworfen. Im Typ VII "lebte" die Besatzung bei den Torpedos, wie Film und Serie "Das Boot" zeigen. Der Torpedoraum des Typs XXI war ein einziges Nachlademagazin mit einer weit höheren Ladegeschwindigkeit. Insgesamt konnte ein Boot 20 Torpedos mit sich führen. U 2540 ist das letzte erhaltene Exemplar vom Typ XXI. Im Technikmuseum Bremerhaven kann man die "Wilhelm Bauer" besichtigen.

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So viele Superlative Typ XXI auch aufbieten kann, für die Kriegsanstrengungen Nazi-Deutschlands war das Projekt kontraproduktiv. Kein einziges dieser Boote absolvierte eine erfolgreiche Feindfahrt. Als die ersten Boote halbwegs einsatzbereit waren, stand der Gegner an Land schon vor den letzten Basen. Der einzige Einsatz diente der Selbstversenkung.

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Typ XXI hatte also keine Wirkung auf die Alliierten, dafür verschlang das Projekt aber jede Menge Ressourcen der zusammenbrechenden Kriegswirtschaft. Bei den NS-Führern triggerte die vermeintliche Wunderwaffe dafür die Fantasien: Verborgen, unerreichbar, unbesiegbar sollte es über die Alliierten herfallen. Der Historiker Howard Grier sagte lakonisch, dass man allein mit dem Stahl für diese U-Boote 5100 Panzer hätte bauen können. Mit den Tanks hätte man 17 Panzerdivisionen komplett ausstatten können. Für die Alliierten wäre das weit gefährlicher gewesen als Wunder-U-Boote, die nur in der Fantasie von Großadmiral Dönitz Geleitzüge versenkten.

Dieser Text erschien in einer längeren Version zuerst bei stern.de.

Quelle: ntv.de

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