Einsatz in 700 Kilometern Höhe US-Milliardär absolviert ersten privaten Weltraumspaziergang
12.09.2024, 12:54 Uhr Artikel anhören
Vier Astronauten der Mission "Polaris Dawn" starten ihre Außeneinsätze, um einen neuen Raumanzug zu testen. US-Milliardär Jared Isaacman macht dabei den ersten privaten Weltraumspaziergang.
Rund 740 Kilometer über der Erde hat die Crew der privaten Mission "Polaris Dawn" ihren risikoreichen Weltraumspaziergang absolviert. Auf Live-Bildern des privaten Raumfahrt-Unternehmens SpaceX war zu sehen, wie sich zunächst Jared Isaacman und dann Sarah Gillis im Raumanzug für einige Minuten aus der Luke des Crew Dragon streckten. Danach wurde die Luke des Raumschiffs wieder geschlossen und der Druck in der Kabine wieder aufgebaut.
"Es ist herrlich", sagte der 41-jährige US-Milliardär Isaacman, während er sich an der Außenseite der Kapsel an einer Metallstruktur namens "Skywalker" festhielt und die Erde unter ihm vorbeizog. Getestet wurde die Beweglichkeit im Anzug, zudem wurden zahlreiche Daten gesammelt. Frei im Weltraum schwebten die Laien-Astronauten während der jeweils nur wenige Minuten dauernden Aktion nicht, sie blieben auf einer Art Leiter im Eingang des Crew Dragon stehen.
Die Außeneinsatz-Phase war der riskanteste Zeitraum der gesamten Mission, wie der ehemalige Astronaut Ulrich Walter erklärte. Der Ausstieg hatte eigentlich schon früher - um 8.23 Uhr MESZ - beginnen sollen. Ein Grund für die Verzögerung wurde von SpaceX zunächst nicht genannt.
Was den Außeneinsatz so riskant macht
Ein weiterer Unterschied ist demnach, dass das Raumfahrzeug anders als die Raumstation keine Schleuse für Ausstiege besitzt. Deshalb müssen alle Privat-Astronauten in ihre Raumanzüge schlüpfen, weil sie ebenfalls dem Vakuum des Weltraums ausgesetzt sind und es keine Atemluft mehr in der Kabine gibt.
Der Außeneinsatz gilt unter anderem deshalb als riskant, weil "Polaris Dawn" erst am Dienstagmorgen MESZ gestartet war. Astronauten auf der Raumstation ISS bekommen üblicherweise mehrere Wochen Zeit bis zu einem Außeneinsatz, damit sich der Körper an die Bedingungen gewöhnen kann und das Risiko für Fehler sinkt.
Laien als Raumfahrer, Milliardär als Kommandant
Der Unternehmer Isaacman führt die bis zu fünf Tage dauernde Mission in Abstimmung mit SpaceX-Gründer Elon Musk, der am Boden blieb. Mit Isaacman und der SpaceX-Angestellten Gillis waren der ehemalige Jetpilot Kidd Poteet und die SpaceX-Mitarbeiterin Anna Menon an Bord des Crew Dragon mit einer Falcon-9-Rakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral an der Westküste Floridas aus ins All gestartet.
Das wirklich besondere an "Polaris Dawn" sieht Raumfahrtexperte Walter darin, dass keiner der vier Menschen an Bord ein herkömmlich ausgebildeter Raumfahrer ist. "Isaacman ist zwar schon mal geflogen, aber er ist eigentlich wie auch Kidd Poteet nur Jetpilot." Die beiden Frauen hätten gar keine entsprechende Ausbildung.
"Für mich ist das ein Zeichen für Fortschritt in der Raumfahrt: Die Technik ist so einfach zu bedienen, dass man keine herkömmlich ausgebildeten Astronauten dafür braucht", betont Walter. "Es gab auch mal extra ausgebildete Fahrstuhlführer - bis die Technik so fortgeschritten war, dass jeder einen Aufzug bedienen konnte."
Den Sinn der Mission sieht der Raumfahrtexperte daher auch weniger in den Experimenten, von denen nichts Großartiges zu erwarten sei. "Es geht um Weltraumtourismus", sagt er. "Es geht darum, den Leuten zu zeigen, dass auch Menschen wunderbar fliegen können, die keine erfahrenen Astronauten sind."
Quelle: ntv.de, mba/dpa