Schon der Geruch ihres Nachwuchses lässt bei Affenvätern den Testosteronspiegel sinken. Bei kinderlosen Affenmännchen hingegen verändert sich der Gehalt des Sexualhormons im Blut bei dem Geruch nicht, berichten US-Forscher nach Untersuchungen an Weißbüscheläffchen (Callithrix jacchus).

Auch bei "Menschenvätern", die viel Zeit mit ihren Kindern verbringen, sinkt der Testosterongehalt. Dass allein kindliche Geruchsreize eine solche Reaktion hervorrufen können, war bisher unklar. Ähnlich wie bei Menschen ziehen auch bei den Weißbüschelaffen Weibchen und Männchen gemeinsam die Jungen auf.

Die Väter stehen vom ersten Lebenstag an in engem, auch körperlichem Kontakt zu ihrem Nachwuchs. Dass die Tiere mit hormonellen Veränderungen auf die Vaterschaft und die Anwesenheit ihrer Kinder reagieren, war bereits aus früheren Untersuchungen bekannt. Toni Elaine Ziegler von der University of Wisconsin und ihre Mitarbeiter zeigten nun, dass der Geruchsreiz für diese Veränderungen verantwortlich ist.

Testosteron wird umgewandelt

Testosteron wird auch als Aggressionshormon bezeichnet. Ein sinkender Hormonspiegel sei deshalb womöglich nötig, um eine positive Versorgung des Nachwuchses zu garantieren, schreiben die Wissenschaftler. Allerdings müssten die Affenväter auch ihren Aufgaben als Beschützer nachkommen, wobei ein zu geringer Testosteronspiegel hinderlich sei. Sie vermuten deshalb, dass ein Teil des Testosterons bei den Vätern in Östradiol umgewandelt wird ? ein "mütterliches" Hormon, das den Vätern eine fürsorgliche Brutpflege erleichtere.

Dieses System würde es den Affenvätern ermöglichen, auf akute soziale Bedürfnisse flexibel zu reagieren: Im Bedarfsfall, bei der Verteidigung des Reviers etwa, könnten sie einen hohen Testosteronspiegel aufrechterhalten, im Umgang mit ihrem Nachwuchs den Hormongehalt durch Umwandlung in Östradiol senken.