Dosis unbedingt beachten Vitaminpräparate können bei Krebs schaden
07.09.2023, 14:29 Uhr Artikel anhören
Wenn kein Mangel besteht, sollten einer neuen Studie zufolge vor allem Menschen mit einer Krebserkrankung auf Vitaminpräparate verzichten.
Schaden statt Nutzen? Vitaminpräparate versprechen eine positive Wirkung auf die Gesundheit. Doch gerade bei Menschen mit Krebs könnten sie genau das Gegenteil bewirken, wie schwedische Forschende herausfinden. Einige Nahrungsergänzungsmittel fördern demnach in hohen Dosen das Tumorwachstum.
Eigentlich sollen Vitaminpräparate das Immunsystem stärken und die Gesundheit fördern. Darin enthaltene Antioxidantien neutralisieren aggressive Sauerstoffverbindungen, auch "freie Radikale" genannt, die Zellen angreifen. In zu hohen Dosen können Antioxidantien aber auch Schaden anrichten, insbesondere bei Menschen mit Krebserkrankungen, wie eine schwedische Forschungsgruppe jetzt herausgefunden hat.
In Experimenten an sogenannten Organoiden - im Labor kultivierte Mikrotumore, gezüchtet aus Tumorgewebe von Patientinnen und Patienten - beobachtete das Team um Ting Wang vom Karolinska Institut in Stockholm, dass einige Nahrungsergänzungsmittel das Tumorwachstum anregen. "Wir haben herausgefunden, dass Antioxidantien einen Mechanismus aktivieren, der Krebstumore dazu veranlasst, neue Blutgefäße zu bilden", erklärt Studienleiter Martin Bergö dem "New Scientist". "Die neuen Blutgefäße ernähren die Tumore und können sie beim Wachstum und bei der Ausbreitung unterstützen."
Vitamine aus Lebensmitteln reichen
Zwar machen die Antioxidantien laut Studie im untersuchten Zellgewebe das, was sie sollen: Bei normaler Dosierung reduzieren sie den Gehalt an freien Sauerstoffradikalen. Aber wenn zusätzliche Mengen zugeführt werden, aktiviere der Rückgang der freien Radikale ein Protein namens BACH1. Dieses löse dann die Bildung neuer Blutgefäße aus, die so genannte Angiogenese, heißt es in der Studie, die im Fachblatt "Journal of Clinical Investigation" veröffentlicht wurde.
Das geschehe allerdings nur, wenn man zu hohe Dosen einnehme, sagt Bergö: "Vor Antioxidantien in normalen Lebensmitteln muss man keine Angst haben." Die meisten Menschen benötigten keine zusätzlichen Mengen davon. Für Krebspatienten und Menschen mit einem erhöhten Krebsrisiko könnten sie den Ergebnissen zufolge jedoch sogar gefährlich werden, so Bergö.
In ihrer Studie konzentrierten sich die Forschenden auf Lungenkrebstumore. Ihre Ergebnisse könnten jedoch auf alle Krebsarten und die Ausbreitung von Krebs zutreffen, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Dafür brauche es jedoch noch weitere Untersuchungen.
Quelle: ntv.de, hny