Intensive Alltagsaktivitäten Wie das Krebsrisiko gesenkt werden kann
01.08.2023, 12:17 Uhr Artikel anhören
Hauptsache Bewegung: Für Sportmuffel oder körperlich eingeschränkte Personen kann auch tägliches Treppensteigen vor Krebs schützen.
(Foto: imago/Westend61)
Den meisten Menschen ist klar, dass sich regelmäßiger Sport positiv auf die Gesundheit auswirkt. Doch die Umsetzung im Alltag ist für viele unmöglich oder unattraktiv. Doch auch kurze, intensive Aktivitäten können das Krebsrisiko bei Nichtsportlern senken, wie eine aktuelle Untersuchung zeigt.
Treppensteigen, intensives Putzen oder mit Kindern toben: Bereits kurze körperliche Aktivitäten im Alltag senken das Risiko für "Nichtsportler", an Krebs zu erkranken. Das hat ein Forschungsteam der University of Sydney in einer groß angelegten Untersuchung herausgefunden.
Dafür werteten die Forschenden um den Sportwissenschaftler Emmanuel Stamatakis die Daten von Fitnesstrackern von knapp 22.400 Menschen mit einem Durchschnittsalter von 62 Jahren aus und sichteten die Gesundheitsakten über den Zeitraum von fast sieben Jahren. Auf diese Weise konnten sie erkennen, wer an Krebs erkrankt oder sogar daran gestorben war. Alle Studienteilnehmer und -teilnehmerinnen gaben an, keinen Sport zu treiben. Der Anteil der Frauen lag bei 54,8 Prozent. Berücksichtigt wurden auch Faktoren wie Alter, Raucherstatus, Body-Mass-Index, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaf, Ernährung und erblich bedingtes Krebsrisiko. Die Daten der Probanden und Probandinnen stammen aus der britischen Biobank.
Besondere Art der Alltagsaktivitäten
Für die Art der Alltagsbewegungen, die der Studie zufolge das Krebsrisiko senken können, prägten die Forschenden am Charles Perkins Centre der University of Sydney den Begriff der VILPAS (Vigorous Intermittent Lifestyle Physical Activity). Das könnte man mit "kurze, intensive, gelegentliche Alltagsaktivitäten" übersetzen. Als Beispiele dafür wurden energische Hausarbeit, schwere Einkäufe tragen, Power-Walking oder intensives Toben mit Kindern in einer Mitteilung der Universität aufgeführt. Die kurzen Aktivitätsausbrüche, die täglich mit Begeisterung ausgeführt würden, dauerten jeweils bis zu einer Minute. "VILPA ist ein bisschen so, als würde man die Prinzipien des sogenannten High-Intensity Interval Training (HIIT) auf den Alltag anwenden", wurde Stamatakis in der Mitteilung dazu zitiert.
Bei der Auswertung der Daten sah das Team der Sportwissenschaftlerinnen und Sportwissenschaftler, dass bereits vier bis fünf Minuten dieser VILPA ausreichten, um das Krebsrisiko wesentlich zu verringern. Konkret reichen bereits dreieinhalb Minuten der intensiven Alltagsaktivitäten am Tag aus, um das allgemeine Krebsrisiko im Vergleich zu denjenigen, die gar keine dieser Bewegungen in ihren Alltag integrieren, um 18 Prozent zu senken.
Alltägliche Aktivitätszeiten als wirksame Krebs-Prävention
Die Forschenden rechneten neben dem allgemeinen Krebsrisiko auch das für 13 Krebsarten aus, die mit Bewegungsmangel im Zusammenhang stehen. Dazu gehören Brust-, Gebärmutterschleimhaut-, Leber-, Lungen- und Nierenkrebs. Für diese Krebsarten sank das Erkrankungsrisiko bei täglich viereinhalb Minuten VILPA sogar um 32 Prozent. Wie es zu diesem Effekt kommt, kann bisher nicht eindeutig erklärt werden. Die Forschenden nehmen an, dass durch VILPA die Sauerstoffversorgung des Körpers in Schwung gebracht und so das Immunsystem gestärkt wird. Denkbar wäre auch, dass VILPA die Insulin-Empfindlichkeit erhöhen und Entzündungen lindern können.
Die Studienergebnisse, die im Fachmagazin "JAMA Oncology" veröffentlicht wurden, müssten unbedingt durch weitere Untersuchungen gestützt werden, so Stamatakis. Sie liefern aber einen starken Hinweis darauf, "dass VILPAs eine vielversprechende, kostenlose Empfehlung zur Senkung des Krebsrisikos für Menschen sein könnten, denen regelmäßiges Sporttreiben schwerfällt oder für die es unattraktiv ist", erklärt Stamatakis.
Quelle: ntv.de, jaz