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Rückfall nach Paxlovid Warum Biden schon wieder Corona-positiv ist

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Corona-positiv, aber immerhin keine Symptome: US-Präsident Biden muss sich erneut isolieren.

Corona-positiv, aber immerhin keine Symptome: US-Präsident Biden muss sich erneut isolieren.

(Foto: picture alliance / abaca)

US-Präsident Biden hat zum zweiten Mal Corona - und das innerhalb von nur einer Woche. Kaum ist der 79-Jährige aus der Isolation, muss er schon wieder zurück. Verantwortlich soll das Covid-Medikament Paxlovid sein. In seltenen Fällen kann es zu einem Rückfall kommen.

Erst vor wenigen Tagen hat Joe Biden die Isolation nach seiner Corona-Infektion verlassen. Jetzt wurde der US-Präsident jedoch erneut positiv auf das Virus getestet. Wie kann das sein? Mit schlechten Tests oder einer überaus schnellen Reinfektion hat das wohl wenig zu tun. Verantwortlich soll ein Corona-Medikament sein, mit dem der 79-Jährige behandelt wurde.

Am vergangenen Donnerstag war Bidens Corona-Test zum ersten Mal positiv. Daraufhin verschrieben ihm seinen Ärzten das Covid-Medikament Paxlovid. Das Präparat, das auch in Deutschland zugelassen ist, hindert Coronaviren, sich im Körper zu vermehren. Paxlovid muss fünf Tage lang eingenommen werden, wobei der Start der Behandlung innerhalb der ersten fünf Tage nach Beginn der Symptome beziehungsweise dem vermuteten Infektionszeitpunkt erfolgen muss.

Tatsächlich wirkte das Medikament bei Biden - zumindest vorerst. Nach fünf Tagen war der US-Präsident negativ. Dann trat jedoch ein bei der Paxlovid-Behandlung seltenes Problem auf: der sogenannte Rebound-Effekt. Eine Studie des Herstellers Pfizer zeigte, dass bei etwa zwei Prozent der behandelten Patienten das Virus wieder aufflammen kann. So auch bei Biden: "Leute, ich wurde heute wieder positiv auf Covid getestet. Das passiert bei einer kleinen Minderheit. Ich habe keine Symptome, aber ich werde mich zur Sicherheit aller um mich herum isolieren", schrieb er auf Twitter.

Ursachen für die Corona-Rückkehr

Dass eine Covid-Erkrankung kurz nach der Therapie mit dem Medikament Paxlovid zurückkehren kann, ist seit Monaten bekannt. Die US-Gesundheitsbehörde CDC sieht das sehr seltene Phänomen gelassen. Ein solcher "Covid-Rebound" trete gewöhnlich zwei bis acht Tage nach einer anfänglichen Genesung auf, schrieb sie im Mai. Eine spezielle Therapie sei dann nicht nötig, man solle sich jedoch für fünf Tage in Isolation begeben.

So sieht es auch Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Ein Rebound trete bei weit weniger als fünf Prozent der mit Paxlovid behandelten Patienten auf, sagte er der dpa. Medizinisch sei das nach derzeitigem Kenntnisstand kein größeres Problem.

Die Tabletten des US-Pharmakonzerns Pfizer enthalten zwei Wirkstoffe, die die Vermehrung des Virus im Körper hemmen sollen.

Die Tabletten des US-Pharmakonzerns Pfizer enthalten zwei Wirkstoffe, die die Vermehrung des Virus im Körper hemmen sollen.

(Foto: picture alliance / YONHAPNEWS AGENCY)

Ein Grund für die plötzliche Corona-Rückkehr könnte sein, dass das Virus in manchen Geweben nicht von Paxlovid erreicht und somit nicht vollständig abgetötet wird. "Das Medikament wirkt nicht wie ein Antibiotikum", erklärt Bernd Salzberger vom Uniklinikum Regensburg. "Es gibt dem Körper durch das Anhalten der Virusvermehrung Zeit, einen eigenen Immunschutz aufzubauen und die Infektion schneller zu beenden."

Die Dauer der Behandlung sei mit fünf Tagen auch nicht sehr lang, möglicherweise könnten verbliebene Viren sich danach wieder vermehren, sagt Salzberger, der auch Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie ist. Zudem lasse sich nicht ausschließen, dass die Einnahme des Mittels zur Entstehung einer Resistenz führen könnte.

Infektiös nach Paxlovid-Behandlung?

Belastbare wissenschaftliche Erkenntnisse, was einen Rückfall nach Paxlovid-Behandlung auslöst oder wahrscheinlicher macht, gibt es bislang jedoch nur begrenzt. So fand eine erste Studie der Universität San Diego von Mitte Juni keine Hinweise, dass ein Rückfall mit Resistenzen oder einer Immunschwäche der Patienten einherging. "Covid-19-Rebound scheint das Ergebnis von unzureichendem Kontakt mit dem Medikament zu sein", heißt es in einer Mitteilung der Universität.

Dass Biden nach seiner Isolations-Entlassung andere Menschen angesteckt hat, ist dabei eher unwahrscheinlich. Wie infektiös ein Person ist, hängt vor allem von der Viruslast im Körper ab. Der Paxlovid-Wirkstoff Nirmatrelvir stört die Funktion eines Enzyms, das zentral für die Virusvermehrung ist. Sinkt die Viruslast, wie es bei Biden offenbar zwischenzeitlich der Fall war, ist der Patient auch nicht mehr ansteckend. Dennoch ist ein regelmäßiges Testen nach Ende der Behandlung sinnvoll, um einen seltenen Rückfall auszuschließen. Auch Biden war nach seiner Isolation täglich getestet worden.

Ein Ladenhüter in Deutschland

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Paxlovid ist seit Dezember 2021 in den USA zugelassen, seit Januar 2022 in Europa. Es wurde als Wundermittel gefeiert und machte große Hoffnung im Kampf gegen die Pandemie. In Deutschland werde das Präparat bislang eher zurückhaltend verschrieben, sagt der Hamburger Experte Kluge. Ein Grund dafür sei vermutlich der Umstand, dass Paxlovid mit sehr vielen anderen Medikamenten Wechselwirkungen hat. Die Einnahme sollte unbedingt sorgfältig ärztlich geprüft werden.

Generell wird Paxlovid für Patienten empfohlen, die nicht schwer krank sind, aber ein hohes Risiko für eine Krankenhauseinweisung haben - etwa wegen ihres Alters. Einer Studie zufolge senkt es das Risiko für eine Einweisung ins Krankenhaus im Vergleich zu einem Placebo um fast 90 Prozent. Wenn ein Patient einen Rückfall hat, empfiehlt Hersteller Pfizer, die Behandlung mit Paxlovid zu wiederholen. Laut der US-Gesundheitsbehörde FDA gibt es jedoch bislang keine Hinweise, dass eine längere oder erneute Behandlung sinnvoll ist. Auch Biden erhält das Medikament derzeit nicht noch einmal.

Quelle: ntv.de, mit dpa

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