"Schwarze Sonne" über den USA Was bringt die Great Eclipse der Forschung?
19.08.2017, 16:37 Uhr
Eine totale Sonnenfinsternis, aufgenommen am 29. März 2006 in Side (Türkei).
(Foto: dpa)
Der 21. August wird ein guter Tag zum Forschen. Viele Forschungs-Projekte nehmen die Sonnenfinsternis, die "Great American Eclipse", ins Visier, von der Erde, vom Rand der Atmosphäre und dem All aus. Welche neuen Erkenntnisse erhoffen sie sich davon?
Die totale Sonnenfinsternis über Teilen der USA ist nicht nur für Laien spannend. Forscher erhoffen sich neue Erkenntnisse über die Sonne, den Mond und auch die Erde. Ein Überblick:
Sonne
Im Zentrum des Interesses liegt die äußerste Schicht der Sonnenatmosphäre, die aus Gasen bestehende Korona. Dieser Strahlenkranz ist während der totalen Sonnenfinsternis gut zu beobachten, weil die Sonne selbst dann komplett vom Mond verdeckt ist. Auch die weiter innen liegende Schicht der Chromosphäre ist dann für einen kurzen Moment als rosa-weiß schimmernder Ring zu erkennen.
Mehrere Nasa-Missionen sollen vom Weltraum und von der Erde aus Veränderungen im Magnetfeld der Korona und ihrer Temperatur messen. Auch über die massiven Gaseruptionen der Sonne erhoffen sich Forscher neue Informationen. Sie wollen unter anderem besser verstehen, warum die bis zu drei Millionen Grad heiße Sonnenatmosphäre so viel heißer ist als die darunter liegende Sonnenoberfläche.
Mond
Die Nasa-Raumsonde "Lunar Reconnaissance Orbiter" (LRO) nimmt während der Finsternis den Mondschatten ins Visier, der von West nach Ost über den US-Kontinent rast. Er ist nicht rund, sondern hat die Form eines unregelmäßigen Vielecks. Die sich verändernde Form des Kernschattens entsteht durch Sonnenstrahlen, die die unebene Oberfläche des Mondes, seine Berge und Täler, scharf konturieren.
RDE
Wenn der Mond die Sonne verdunkelt, wird es Nacht auf der Erde. Nicht nur das Licht schwindet, auch die Temperatur sinkt, Pflanzen und viele Tiere begeben sich zur Nachtruhe. Am 21. August wollen Forscher in einer konzertierten Aktion mit Hilfe zahlreicher Messungen von der Erde und vom Weltraum aus mehr über den Energiehaushalt unseres Planeten erfahren. Wie viel Sonnenenergie wird von der Erdatmosphäre absorbiert, wie viel in den Weltraum zurückreflektiert? Die Daten sollen auch helfen, den Effekt von Wolkendecken zu bestimmen.
Ballon-Projekt
Die Sonnenfinsternis wird von einem Höhenballon-Projekt begleitet. 50 Teams, darunter Universitäten und High Schools entlang und außerhalb der Kernschattenzone, arbeiten seit Monaten daran, Helium-Ballons mit Kameras auszustatten. Diese sollen die Finsternis in 30 Kilometern Höhe vom Rand der Atmosphäre aus filmen, wo sie das volle Wellenlängen-Spektrum erfassen und die Bilder via Modem live zur Erde senden können.
Citizen Science
Viele weitere Wissenschaftsprojekte binden Laien ein - sie können, unter anderem mit einer speziellen App, Daten sammeln zu Veränderungen der Temperatur und der erdnahen Atmosphäre oder zu ungewöhnlichem Tierverhalten. Andere arbeiten in einem Netz aus 68 Teleskopen zusammen, die die Finsternis aufnehmen, um daraus einen hochauflösenden Film zusammenzustellen.
Quelle: ntv.de, abe/dpa