Internet weltweit möglich Was ist das Besondere an Starlink?
10.02.2023, 12:13 Uhr Artikel anhören
Starlink: Ein Netzwerk aus Tausenden kleiner Satelliten, die in einem niedrigen Orbit um die Erde sausen.
(Foto: imago images/Science Photo Library)
Als Russland die Ukraine angreift, kommt dem Satellitennetzwerk Starlink eine wichtige Rolle zu: Bürger, Unternehmen und auch das Militär können trotz russischer Bombardements weiterhin das Internet nutzen. Doch was macht das System so besonders?
Erneut gerät Starlink, das Satellitennetzwerk von Elon Musks Weltraum-Firma SpaceX, in die Schlagzeilen. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine sorgte es dafür, dass ukrainische Bürger und Unternehmen trotz russischer Attacken auf die Telekommunikations- und Energieinfrastruktur online bleiben konnten. Auch von ukrainischen Truppen wird die Internetverbindung eingesetzt - für die Kommunikation auf dem Schlachtfeld oder zur Steuerung von Drohnen und Waffensystemen. Für die Ukraine stellt das System daher eine wichtige Säule in ihren Verteidigungsbemühungen dar.
Doch was macht Starlink eigentlich so besonders? Hier eine Übersicht:
Wie funktioniert Starlink?
Das Starlink-Netzwerk besteht aus einem Schwarm kleiner Satelliten, die ständig in Bewegung sind und untereinander kommunizieren. Sie fliegen in einem niedrigen Orbit in 550 Kilometern Höhe um die Erde und damit viel tiefer als andere Satelliten für Internet-Kommunikation, die in 35.000 Kilometern Höhe in einer geostationären Umlaufbahn geparkt sind.
Wenn ein Benutzer über Starlink ins Internet gehen will, benötigt er dafür lediglich eine spezielle Starlink-Antenne, die etwa so groß ist wie ein Pizzakarton. Von ihr aus wird ein Signal zum nächsten vorbeifliegenden Starlink-Satelliten am Himmel gesendet. Dieser leitet es über Laser an Satelliten in seiner Nähe weiter - das Signal wandert auf diese Weise im Weltraum von Satellit zu Satellit bis zu seinem Zielort.
Erreicht das Signal einen Satelliten in der Nähe des Zielgebiets, wird es per Funk an eine Bodenstation gesendet, die mit dem Internet verbunden ist. Durch das Weltall kann das Starlink-Netzwerk auf diese Weise eine schnelle und zuverlässige Verbindung auch in Gebiete auf der Erde herstellen, in denen andere Internetdienste nicht verfügbar sind - etwa an den umkämpften Fronten des Ukraine-Krieges oder in Städten mit zerbombter Infrastruktur.
Was sind die Vorteile von Starlink?
- Weltweite Abdeckung: Starlink kann im Grunde jeden Punkt der Erde abdecken. Auf diese Weise soll Internetzugang vor allem an Menschen in ländlichen Gebieten und Teilen der Welt verkauft werden, die noch keinen Zugang zu Hochgeschwindigkeits-Breitband haben. SpaceX hofft, das Satelliteninternet zu vielen der immer noch drei Milliarden Menschen auf diesem Planeten zu bringen, die noch keinen Internetanschluss haben.
- Schnelle Übertragung: Der Ansatz mit tieffliegenden Satelliten bedeutet, dass die Starlink-Signale eine geringere Entfernung zurücklegen müssen - und damit auch eine geringere Datenumlaufzeit (die Hin- und Rücklaufzeit der Daten zwischen dem Nutzer und dem Satelliten) als bei geostationären Satelliten haben.
- Einfache Installation: Nach dem Einschalten richtet sich die Starlink-Antenne eigenständig aus, um ein optimales Signal zu erhalten. Das soll laut dem Unternehmen nur einige Minuten dauern - auch an der Front im Ukraine-Krieg eine schnelle Methode, um Internetzugang zu erhalten.
Was sind die Nachteile von Starlink?
- Langsamer als Glasfaser, 4G und 5G: Mit der Übertragungsgeschwindigkeit von Glasfaserkabel oder 4G- und 5G-Internet in gut erschlossenen Gegenden kann Starlink nicht mithalten. Die Datenumlaufzeit kann bei 5G bis zu 1 Millisekunden betragen, bei Glasfaser etwa 17 Millisekunden. Bei Starlink ist sie mit etwa 40 Millisekunden deutlich höher. Die höchste gemessene Starlink-Downloadgeschwindigkeit ist mit etwas mehr als 300 Mbit/s zwar höher als die durchschnittliche Downloadgeschwindigkeit in Deutschland (80 Mbit/s). Bei Glasfaser und 4G sind jedoch bis zu 1000 Mbit/s möglich, bei 5G sind es sogar noch zehnmal mehr.
- Noch nicht überall verfügbar: Elon Musk will mit Starlink den ganzen Erdball mit Internetzugang versorgen. Doch derzeit ist der Service noch weit davon entfernt, global verfügbar zu sein. Bisher können laut SpaceX etwas mehr als 40 Länder Starlink nutzen, darunter Deutschland, die meisten europäischen Länder wie die Ukraine, erstaunlicherweise aber noch nicht alle Gebiete in den USA. Mit Nigeria ist seit Anfang 2023 das erste Land in Afrika angeschlossen, weitere sollen folgen.
- Freie Sicht auf den Himmel notwendig: Für eine Verbindung muss die Starlink-Antenne unter freiem Himmel stehen. Bereits ein Baum oder ein anderer Gegenstand, die im Weg sind, können die Übertragung einschränken.
Wie viele Starlink-Satelliten sind im All?
Bis Anfang 2023 hat SpaceX rund 3500 Starlink-Satelliten der ersten Generation in die Umlaufbahn gebracht. Die von der US-Behörde FCC genehmigte endgültige Konstellation soll etwa 12.000 Satelliten umfassen. Doch SpaceX würde gerne bis zu 42.000 Satelliten in den Orbit schießen.
Gibt es noch andere Unternehmen, die Ähnliches planen?
Das britische Unternehmen OneWeb und Amazons Project Kuiper setzen ebenfalls auf Netzwerke aus niedrig fliegenden Satelliten. OneWeb hat mittlerweile mehrere Hundert Satelliten ins All geschossen und will bis Ende 2023 weltweites Internet anbieten. Amazon plant die Starts von Testsatelliten für das erste Quartal 2023. Auch die chinesischen Firmen GalaxySpace und China SatNet arbeiten an der Technologie.
Quelle: ntv.de, kst