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Schon nach drei Tagen Wie Saftfasten Mikrobiome ungünstig verändert

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Saft aus frischem Gemüse: Statt zum Entsafter sollte man lieber auf einen Mixer zurückgreifen.

Saft aus frischem Gemüse: Statt zum Entsafter sollte man lieber auf einen Mixer zurückgreifen.

(Foto: imago/Panthermedia)

Die Fastenzeit beginnt. Mehr als 70 Prozent der Erwachsenen wollen sich Umfragen zufolge daran beteiligen. Einige davon setzen auf Saftfasten. Doch die Methode hat schon nach wenigen Tagen ungünstige Effekte, findet ein Forschungsteam heraus und rät zu einer Alternative.

Bei Menschen, die beim Fasten ausschließlich auf Säfte aus Obst und Gemüse setzen, verändern sich die bakteriellen Zusammensetzungen auf den Schleimhäuten im Mund und im Darm schon nach einigen Tagen ungünstig. Das hat ein Forschungsteam der Northwestern University und der University of Illinois Urbana-Champaign herausgefunden. Die Ergebnisse der Untersuchung, die im Fachmagazin "Nutrients" veröffentlicht wurden, liefern Hinweise darauf, wie schnell Ernährungsgewohnheiten gesundheitsfördernde Bakterien sowohl im Mund als auch im Darm negativ beeinflussen können.

Für die Untersuchungen wurden insgesamt 14 Probanden und Probandinnen zunächst in drei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe erhielt ausschließlich den Saft aus Obst und Gemüse, die zweite Gruppe aß ausschließlich pflanzliche Vollwertkost und die dritte Gruppe kombinierte beides.

Die Studienteilnehmenden ernährten sich drei Tage lang auf diese Weise. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sammelten vor, während und nach den Diäten Speichel, machten Wangenabstriche und untersuchten Stuhlproben, um die bakteriellen Veränderungen mithilfe von Gensequenzierungstechniken zu analysieren.

Zucker und Entzündungen

Bei der Auswertung der gesammelten Daten zeigte sich, dass sich in der Saft-Gruppe die Bakterien im Mund am stärksten vermehrten, die mit Entzündungen in Verbindung stehen. Auch im Darm der Studienteilnehmer wuchs die Anzahl der Bakterien im Vergleich zu den anderen beiden Gruppen am meisten an, die mit Entzündungen und kognitivem Abbau in Verbindung gebracht werden. Zwar war dieser Effekt nicht so groß wie im Mund, aber dennoch innerhalb der drei Safttage deutlich zu erkennen.

Die Gruppe, die ausschließlich pflanzliche Vollwertkost zu sich nahm, hatte hingegen günstigere mikrobielle Veränderungen. Die Gruppe, die Saft plus Vollwertkost zu sich nahm, wies einige bakterielle Veränderungen auf, die jedoch weniger schwerwiegend als in der Saft-Gruppe waren.

Die Forschenden gehen davon aus, dass die ungünstige Entwicklung der Bakterienzusammensetzung mit dem Zucker im Saft sowie dem Entzug der Ballaststoffe zusammenhängen. Diese werden beim Entsaften aus Obst und Gemüse entfernt. "Die meisten Menschen denken, dass Entsaften eine gesunde Reinigungskur darstellt, aber diese Studie liefert einen Realitätscheck", sagte Melinda Ring laut Mitteilung der Northwestern University. "Der Konsum großer Mengen Saft mit wenig Ballaststoffen kann zu einem Ungleichgewicht im Mikrobiom führen, das negative Folgen wie Entzündungen und eine Verschlechterung der Darmgesundheit haben kann", erläutert Ring weiter.

Ballaststoffe und das Mikrobiom

Beim Entsaften von Obst und Gemüse gehen wichtige Ballaststoffe verloren. Von diesen ernähren sich jedoch die Bakterien, denen entzündungshemmende Wirkungen zugeschrieben werden. Zugleich könnten Ballaststoffe für einen günstigen Ausgleich des Zuckers sorgen.

Die Ergebnisse der Untersuchung legen nahe, dass durch eine reduzierte Aufnahme von Ballaststoffen der Stoffwechsel, das Immunsystem und sogar die geistige Gesundheit beeinträchtigt sein könnten. Wer dennoch auf Saft aus Obst und Gemüse nicht verzichten möchte, sollte statt des Entsafters lieber einen Mixer benutzen. So können auch die Ballaststoffe erhalten bleiben.

Auch wenn die Untersuchung mit nur wenigen Probanden und Probandinnen durchgeführt wurde, unterstreichen die Ergebnisse "die Notwendigkeit weiterer Forschungen zu den Auswirkungen von Saft und anderen Nahrungsmitteln auf das Mikrobiom, insbesondere bei Kindern, die Saft oft als Obstersatz zu sich nehmen", schlussfolgert das Forschungsteam.

Quelle: ntv.de, jaz

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