Auch über Distanzen hinweg Wie Zecken auf die Haut ihrer Opfer gelangen
02.07.2023, 15:02 Uhr Artikel anhören
Zecken können sich überall am Körper in die Haut bohren.
(Foto: picture alliance/dpa)
Zecken sind Spinnentiere, die in die Haut von Mensch und Tier stechen, um Blut zu saugen. Doch wie gelangen die Parasiten mit den kurzen Beinen dorthin? Eine aktuelle Untersuchung dazu gibt die Antwort.
Schweben, Krabbeln, Blutsaugen: Zecken werden von der elektrostatischen Ladung ihrer Wirte angezogen und können so vergleichsweise große Abstände durch die Luft überwinden. Das dürfte die Effizienz, mit der Zecken ihre Opfer ansteuern, steigern, schreibt ein Forschungsteam der Universität Bristol im Fachmagazin "Current Biology". Die Krabbeltiere könnten mit ihren kurzen Beinen weder größere Abstände überqueren noch springen.
Durch die Anziehung können die Zecken den Forschenden zufolge mehrere Millimeter oder sogar Zentimeter durch die Luft zurücklegen, wenn sie beispielsweise im Gras potenziellen Wirten auflauern. Auf den Menschen übertragen würden solche Distanzen mehreren Treppenabsätzen entsprechen, heißt es in einer Uni-Mitteilung.
Für das nun beschriebene Phänomen nutzen die Zecken die sogenannte Reibungselektrizität. "Wir sehen das, wenn wir einen elektrischen Schlag bekommen, nachdem wir auf einem Trampolin gehüpft sind oder einen Luftballon an den Haaren gerieben haben zum Beispiel", sagte der leitende Wissenschaftler Sam England von der Bristol School of Biogical Science laut Mitteilung. Diese Aufladung gebe es auch bei Tieren, wenn sie sich in der Natur bewegten, und sich an Gras, Sand oder anderen Tieren reiben. "Diese Ladungen sind überraschend hoch und können Hunderten, wenn nicht Tausenden Volt entsprechen - mehr als man aus der Steckdose zu Hause bekommt!", sagte England.
Elektrostatische Anziehung hilft
Dass Zecken von der elektrostatischen Ladung anderer Tiere angezogen werden können, konnte das Team mithilfe einer Elektrode im Labor zeigen, die mit einer ähnlichen Ladung versehen wurde, wie sie bei Tieren in freier Wildbahn entstehen kann.
Der Nachweis könnte den Autoren der Studie zufolge die Tür zu weiteren Erkenntnissen öffnen, wie Tiere elektrostatische Ladung zu ihrem Vorteil nutzen. Zudem könnte beispielsweise Zeckenschutzmittel auf Grundlage eines Sprays entwickelt werden, das statische Aufladung verhindert. Als nächstes soll nun untersucht werden, ob Zecken die statische Ladung von potenziellen Wirten spüren können.
Quelle: ntv.de, jaz/dpa