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Einschlag rekonstruiert Wie die riesigen Canyons auf dem Mond entstanden

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Das Foto zeigt die zwei große Canyons auf dem Mond, die vom Schrödinger-Einschlagbecken in der Nähe des Mondsüdpols auf der Mondrückseite ausgehen.

Das Foto zeigt die zwei große Canyons auf dem Mond, die vom Schrödinger-Einschlagbecken in der Nähe des Mondsüdpols auf der Mondrückseite ausgehen.

(Foto: NASA\SVS\Ernie T. Wright.)

Auf dem Mond gibt es extrem große Schluchten. Ein Forschungsteam untersucht zwei davon und kann nun erklären, wie Vallis Schrödinger und Vallis Planck entstanden sind, obwohl es auf dem Erdtrabanten zu keiner Zeit Wasser gab.

Auch auf dem Mond gibt es gewaltige Schluchten ähnlich dem nordamerikanischen Grand Canyon. Doch die lunaren Canyons sind völlig anders entstanden, wie Forscher aus den USA und Großbritannien jetzt berichten. Statt über Jahrmillionen hinweg durch strömendes Wasser entstanden das 270 Kilometer lange und 2,7 Kilometer tiefe Vallis Schrödinger und das 280 Kilometer lange und sogar 3,5 Kilometer tiefe Vallis Planck innerhalb von nur etwa zehn Minuten durch ein gewaltiges Bombardement von Gesteinsbrocken. Der Einschlag eines Asteroiden oder Kometen vor 3,8 Milliarden Jahren habe den strahlenförmigen Auswurf von Gestein verursacht, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt "Nature Communications".

"Wir haben mithilfe einer fotografischen und geologischen Kartierung der Canyons und damit in Zusammenhang stehendem ausgeworfenen Gestein die Bahn des einschlagenden Asteroiden oder Kometen rekonstruiert", erläutern David Kring und Danielle Kallenborn vom Lunar and Planetary Institute in Houston sowie Gareth Collins vom Imperial College London. Bei dem Einschlag entstand der 320 Kilometer große Schrödinger-Krater in der Nähe des Südpols auf der erdabgewandten Seite des Mondes.

Tiefer als der Grand Canyon

Besonders auffällig sind die strahlenförmig von dem Krater ausgehenden Schluchten Vallis Schrödinger und Vallis Planck, die wesentlich tiefer sind als der "nur" etwa 1,8 Kilometer tiefe Grand Canyon. Seit Langem zerbrechen sich Mondforscher den Kopf über die Entstehung dieser Schluchten, denn Wasser gab es auf dem Erdtrabanten zu keiner Zeit.

Wie die drei Forscher jetzt darlegen, sind die Schluchten nicht durch fließendes Wasser, sondern durch beim Einschlag ausgeworfene Gesteinsbrocken mit Größen von mehreren hundert Metern entstanden. Diese sind mit einer Geschwindigkeit von etwa 3.600 Kilometern pro Stunde wieder auf die Oberfläche aufgeschlagen und haben so die gewaltigen Schluchten erzeugt.

Verräterische Lage

Einen wichtigen Hinweis lieferte den Forschern die asymmetrische Lage der beiden Canyons: Verlängert man den Verlauf der Schluchten durch den Krater hindurch, so treffen sich diese Linien nicht im Zentrum des Einschlagbeckens, sondern eher an seinem entgegengesetzten Rand. Dort, so folgern die Wissenschaftler, kam es zum ersten Kontakt des unter einem flachen Winkel einschlagenden Himmelskörpers mit der Mondoberfläche.

Das bei dem Einschlag herausgeschleuderte Gestein hat sich deshalb auch nicht gleichmäßig in alle Richtungen verteilt, sondern hauptsächlich nach vorn in Flugrichtung des Asteroiden oder Kometen. Ein großer Teil der Gesteinsbrocken konzentrierte sich dabei - verursacht durch die Beschaffenheit der Mondoberfläche an der Einschlagstelle - in zwei eng gebündelten Strahlen und schuf so die beiden spektakulären Canyons.

Gute Nachricht für das Artemis-Programm

Die Analyse des Teams liefert gute Nachrichten für die im Rahmen des Artemis-Programms geplante Landung von Astronauten auf dem Mond. Denn der Schrödinger-Krater liegt am Rand des riesigen Südpol-Aitken-Beckens, des größten und ältesten Einschlagbeckens auf dem Mond. Die Erforschung dieses Einschlags ist eines der Ziele von Artemis.

Bislang befürchteten die Mondforscher, die Untersuchung des Beckens könnte durch Auswurf-Material des später entstandenen Schrödinger-Kraters erheblich erschwert werden. Der asymmetrische Auswurf bedeute jedoch, dass die geplanten Landungsstellen weniger von diesem späteren Material bedeckt und daher leichter zu erforschen sind, so die drei Wissenschaftler.

Quelle: ntv.de, Rainer Kayser, dpa

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