Subjektives Wohlbefinden Wie sich das Glücksgefühl im Laufe des Lebens verändert
19.09.2023, 13:14 Uhr Artikel anhören
Im Kindes- und im Rentenalter sind die Werte für das Glücksempfinden am höchsten.
(Foto: IMAGO/imagebroker)
Die meisten Menschen möchten ein Leben lang glücklich sein. Doch im Laufe der Zeit schwankt dieser Gefühlszustand. Forschende finden mithilfe großer Datensätze heraus, in welchem Alter die meisten die größte Lebenszufriedenheit haben.
Die meisten Menschen sind als Kinder und im Rentenalter am glücklichsten. Das hat ein Team mit Forschenden von der Deutschen Sporthochschule Köln, der Ruhr-Universität Bochum, der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und den Schweizer Universitäten in Bern und Basel herausgefunden.
Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen nahmen dafür insgesamt 443 Stichproben aus verschiedenen Studien mit mehr als 460.000 Befragten. Zudem konzentrierten sie sich auf drei Aspekte: auf die Lebenszufriedenheit, auf positive und auf negative Gefühlszustände. Bei der Auswertung der Proben zeigte sich, dass die Lebenszufriedenheit im Alter zwischen 9 und 16 Jahren abnahm und dann bis zum Alter von 70 Jahren wieder leicht anstieg. Von 70 bis zum Alter von 96 Jahren nahm die Lebenszufriedenheit wieder ab.
Ebenso sah das Team um die Sozialforscherin Susanne Bücker, dass positive Gefühlszustände vom 9. bis zum 94. Lebensjahr zurückgingen. Negative Gefühlszustände dagegen schwankten zwischen dem 9. und 22. Lebensjahr leicht. Ab dem 22. Lebensjahr bis zum Alter von 60 Jahren nahmen diese wieder ab. Die negativen Gefühle stiegen aber danach wieder an. Die Autorinnen und Autoren fanden insgesamt stärkere durchschnittliche Veränderungen in den positiven und negativen Gefühlszuständen als in der Lebenszufriedenheit.
Erklärungsansätze für weniger gefühltes Glück
Den leichten Rückgang beim Aspekt der Lebenszufriedenheit zwischen 9 und 16 Jahren führen die Forschenden unter anderem auf Entwicklungen zurück, die während der Pubertät zu Veränderungen des eigenen Körpers und des sozialen Lebens führen. Bei jungen Erwachsenen steigt die Zufriedenheit danach wieder an.
Bei den positiven Gefühlszuständen zeigt sich ein anderes Bild. Diese nehmen von der Kindheit bis ins späte Erwachsenenalter eher ab. Im sehr späten Erwachsenenalter tendierten alle Komponenten des subjektiven Wohlbefindens eher dazu, sich zu verschlechtern als zu verbessern.
"Das könnte damit zusammenhängen, dass bei hochbetagten Menschen die körperliche Leistungsfähigkeit sinkt, die Gesundheit sich häufig verschlechtert, und soziale Kontakte abnehmen; nicht zuletzt, weil Altersgenossen sterben", vermutet die Forscherin, die zunächst in Bochum an der Studie arbeitete und inzwischen nach Köln gewechselt ist.
"Insgesamt ergab die Studie ein günstiges Entwicklungsmuster über weite Teile des Lebens, wenn wir auf die Lebenszufriedenheit und die negativen Gefühle schauen", wird Bücker in der Mitteilung der Deutschen Sporthochschule Köln zitiert. Die Ergebnisse der Studie, die im Fachmagazin "Psychological Bulletin" veröffentlicht wurden, könnten Anhaltspunkte bieten, um Interventionsprogramme zu entwickeln, die vor allem das subjektive Wohlbefinden im Alter erhalten oder sogar verbessern.
Quelle: ntv.de, jaz