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Doppelt so viel wie Frauen Wohlstand lässt Männer stärker wachsen

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Wohlstands-Wachstum: Männer legen deutlich schneller zu als Frauen.

Wohlstands-Wachstum: Männer legen deutlich schneller zu als Frauen.

(Foto: imago images/Westend61)

Menschen in vielen Ländern sind heute im Schnitt größer als noch vor 100 Jahren. Eine neue Studie zeigt jedoch auffällige Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Männer legen bei der Körpergröße deutlicher zu. Die Forscher haben eine Vermutung zu den Ursachen.

Heutzutage sind die Menschen in Deutschland im Schnitt 15 Zentimeter größer als ihre Vorfahren im 19. Jahrhundert. Eine gute Versorgungslage lässt Menschen in die Höhe schießen, sind sich Forscher einig. Doch die Wachstumsschübe sind ungleich verteilt, wie Forscher nun herausfinden: Männer legten im Schnitt deutlicher zu als Frauen.

In einer im Fachmagazin "Biology Letters" veröffentlichten Studie untersuchte ein internationales Forscherteam, ob und wie sich Veränderungen der Lebensbedingungen auf den Größenunterschied zwischen den Geschlechtern auswirken. Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Theorie, dass ausgeprägte, geschlechtsspezifische Merkmale wie Körpergröße und Muskelmasse bei der Partnerwahl eine große Rolle spielen, da sie Ausdruck für Gesundheit und Vitalität sind. So zeigen Studien, dass Frauen größere, muskulöse Männer besonders attraktiv finden.

Stressfaktoren wie Krankheiten oder Mangelernährung in der Kindheit hingegen können diese körperlichen Merkmale beeinträchtigen. So zeigte sich etwa im Zweiten Weltkrieg, dass in Deutschland der Größenzuwachs bei beiden Geschlechtern zum Erliegen kam oder sogar rückläufig war. Da Männer im Durchschnitt größer und schwerer sind als Frauen, vermuten die Forscher, dass ihre Körpergröße empfindlicher auf negative Umwelteinflüsse reagiert als die von Frauen. Umgekehrt können sich diese Merkmale in guten Zeiten besser entfalten.

Rapider Zuwachs bei Männern

Um diese Hypothese zu überprüfen, analysierten die Wissenschaftler Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Körpergröße und zum Gewicht von mehr als 135.000 Menschen aus 62 Ländern. Zusätzlich wurden Daten aus Wikipedia und einer britischen Langzeitstudie ausgewertet. Der menschliche Entwicklungsindex (HDI), der Faktoren wie Lebenserwartung, Bildung und Einkommen berücksichtigt, diente als Indikator für die Lebensbedingungen in den jeweiligen Ländern.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich mit verbesserten Lebensbedingungen sowohl die Körpergröße als auch das Gewicht von Männern und Frauen erhöhen. Der Zuwachs ist bei Männern jedoch mehr als doppelt so stark, was zu einem größeren Größenunterschied zwischen den Geschlechtern führt: "Jede Erhöhung des HDI um 0,2 war mit einer durchschnittlichen Zunahme der Körpergröße von etwa 1,68 cm bei Frauen und 4,03 cm bei Männern verbunden", heißt es in der Studie.

Unterschiede im Gewicht nehmen zu

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Dieser Effekt zeigte sich sowohl im Ländervergleich als auch innerhalb Großbritanniens über einen Zeitraum von 50 Jahren. Zusätzlich stellten die Forscher fest, dass die Unterschiedlichkeit der Körpergröße bei Männern in Ländern mit besseren Lebensbedingungen abnahm, während die Unterschiedlichkeit des Gewichts in wohlhabenderen Ländern zunahm.

Die Studie untermauere die Annahme, dass die Körpergröße von Männern ein besonders empfindlicher Biomarker für die Gesundheit einer Bevölkerung ist, schreiben die Forscher. Die Ergebnisse liefern Erkenntnisse darüber, wie Umweltfaktoren und sexuelle Selektion die körperliche Entwicklung beeinflussen und könnten für die Bewertung der Bevölkerungsgesundheit relevant sein. Allerdings betonen die Forscher auch, dass weitere Studien notwendig seien, um die Ergebnisse zu bestätigen und die genauen Mechanismen zu erforschen.

Quelle: ntv.de, kst

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