Nach Vergewaltigung im Jemen Ministerin will Heirat von Kindern verbieten
15.09.2013, 04:12 UhrEin achtjähriges Mädchen stirbt im Jemen während ihrer Hochzeitsnacht – diese Nachricht hat weltweit Entsetzen ausgelöst. Jetzt reagiert eine jemenitische Ministerin und plädiert für ein neues Gesetz. Es bleiben Zweifel, ob das Mädchen überhaupt tot ist.

Diese jemenitischen Schülerinnen demonstrierten schon 2010 gegen die Ehe mit Kindern.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Die Berichte über den Tod einer mutmaßlich zwangsverheirateten Achtjährigen im Jemen haben die Regierung des arabischen Landes alarmiert: Menschenrechtsministerin Huria Maschhursich will sich für das Heraufsetzen des Mindestalters für Hochzeiten auf 18 Jahre einsetzen. Sie habe in einem Brief an den Parlamentspräsidenten gefordert, ein entsprechendes Gesetzesvorhaben wieder auf die Tagesordnung zu nehmen, sagte Maschhur.
Das Gesetz liegt der Ministerin zufolge seit 2009 auf Eis und sah ursprünglich ein Mindestalter von 17 Jahren vor, das nun nochmals um ein Jahr angehoben werden soll. Laut Aktivisten war das Gesetzesvorhaben seinerzeit am Widerstand erzkonservativer Abgeordneter aus den Reihen der islamistischen Al-Islah-Partei gescheitert.
Nach Angaben von Kinder- und Menschenrechtsaktivisten starb die achtjährige Rawan vergangene Woche an inneren Blutungen, nachdem sie in der Hochzeitsnacht mit ihrem etwa 40-jährigen Ehemann Geschlechtsverkehr hatte. Die jemenitische Regierung hatte am Freitag ein Komitee eingesetzt, um die Vorwürfe zu prüfen. Selbst die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton äußerte sich "entsetzt" und forderte Jemens Gesetzgeber auf, Konsequenzen zu ziehen.
Doch die Regionalregierung der betroffenen Provinz Hadscha bestreitet den Tod des Mädchens. Rawan sei noch am Leben, ihre Familie habe die Berichte dementiert, sagte Gouverneur Ali al-Kaissi. Das Mädchen werde zurzeit in einem Sozialzentrum betreut, nachdem es in einer Klinik psychologischen und körperlichen Tests unterzogen worden sei.
Noch fehlen Beweise für den Vorfall
Maschhur räumte ein, dass es bislang nicht genügend Beweise zu dem angeblichen Vorfall gebe. Sie befürchte aber, dass er vertuscht werden könnte, zumal sich das Ganze in einer abgelegenen ländlichen Gegend zugetragen habe, "wo es bereits ähnliche Fälle gab". "Wenn sich herausstellen sollte, dass etwas vertuscht wird, ist es ein umso größeres Verbrechen", sagte die Ministerin.
Maschhur hatte sich schon früher gegen Kinderhochzeiten eingesetzt. Im Jemen ist jedoch nicht genau geklärt, ab wann man kein Kind mehr ist. Das erschwert eine gesetzliche Regelung. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch werden in dem armen Land im Süden der arabischen Halbinsel 14 Prozent der Mädchen vor ihrem 15. Geburtstag verheiratet und 52 Prozent vor dem 18. Geburtstag.
Im Jahr 2010 hatte die damals zehnjährige Jemenitin Nodschud Mohamed Ali als erstes Mädchen in ihrem Land eine Scheidung durchgesetzt. Sie war 2008 zwangsverheiratet und von ihrem 20 Jahre älteren Ehemann vergewaltigt und geschlagen worden.
Quelle: ntv.de, AFP