Panorama

Reaktorkatastrophe in Fukushima Strahlung verursacht Schilddrüsenkrebs

Auf Spielplätzen in der Präfektur Fukushima stehen Tafeln, die darüber informieren, wie sehr Schaukel und Sandkiste radioaktiv belastet sind.

Auf Spielplätzen in der Präfektur Fukushima stehen Tafeln, die darüber informieren, wie sehr Schaukel und Sandkiste radioaktiv belastet sind.

(Foto: picture alliance / dpa)

Eigentlich wollte die Medizinische Universität Fukushima die Bevölkerung mit dieser Studie beruhigen. Doch das Ergebnis ist erschreckend: Nach dem Reaktorunglück sind ungewöhnlich viele Kinder und Jugendliche an Krebs erkrankt.

Schon vier Jahre nach der Atomkatastrophe in Fukushima steht fest: Das Risiko für gesundheitliche Schäden ist um ein Vielfaches gestiegen. Aus Zahlen des UN-Ausschusses zur Untersuchung der Auswirkung der atomaren Strahlung geht hervor, dass Japan bis zu 16.000 zusätzliche Krebserkrankungen, mehr als die Hälfte davon mit Todesfolge, zu erwarten hat. Der Verein Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges in sozialer Verantwortung (IPPNW) vermutet, dass die Zahl in Wirklichkeit viel höher liegt. Man habe sich auf Schätzungen der Internationalen Atomenergie-Organisation gestützt, anstatt die Ergebnisse der unabhängigen Forschung einzubeziehen.

Fast alle Kinder und Jugendlichen in Fukushima haben sich nach dem Super-GAU 2011 inzwischen einer ersten Schilddrüsenuntersuchung unterzogen. Normalerweise gibt es bei 360.000 unter 18-Jährigen etwa eine Schilddrüsenerkrankung. Bei der Reihenuntersuchungen der Medizinischen Universität Fukushima wurde jedoch bei 117 Kindern ein Krebsverdacht festgestellt, von denen die Ärzte in 87 Fällen bereits operieren mussten. Zysten und Knoten in der Schilddrüse seien in der Untersuchungsrunde bei 48,5 Prozent, in der zweiten sogar bei 57,8 Prozent der Patienten gefunden worden. Die Studie war ursprünglich dazu angelegt, zu zeigen, dass nach dem Reaktorunglück keine zusätzlichen Krebsfälle aufgetreten seien.

Gefahren werden verharmlost und kleingeredet

Die japanische Regierung hält den Anstieg an Krebserkrankungen für nicht signifikant.

Die japanische Regierung hält den Anstieg an Krebserkrankungen für nicht signifikant.

(Foto: picture alliance / dpa)

"Die Ergebnisse der zweiten Screening-Runde sind beunruhigend. Zwar ist es noch zu früh, um die langfristigen gesundheitlichen Folgen der Atomkatastrophe abschätzen zu können, da bislang nur ein Bruchteil der Nachuntersuchungen vorliegt, doch basierend auf den Erfahrungen aus Tschernobyl rechnen wir mit einer weiter steigenden Zahl der Schilddrüsenkrebserkrankungen über die kommenden Jahre", erklärt der stellvertretende Vorsitzende Alex Rosen.

Der praktizierende Kinderarzt kritisiert, dass die Gefahren, die von der Strahlung ausgehen, gegenüber der japanischen Bevölkerung verharmlost würden. Der Anstieg der Erkrankungen sei so gering, dass statistisch nicht messbar, heißt es vonseiten der Regierung. Außerdem verwehre die Medizinische Universität Fukushima Familien mit einem erkrankten Kind den Einblick in die Krankenakten und eine Zweitmeinung einzuholen sei praktisch unmöglich.

Der Super-GAU in Fukushima sei kein singuläres Ereignis, sondern eine fortschreitende Katastrophe und noch lange nicht vorüber, sagte Rosen. Auch das Cäsium 137, das man nach dem Nuklearunfall von Tschernobyl in bayrischen Morcheln fand, sei noch nicht einmal zur Hälfte zerfallen. Erst nächstes Jahr werde es seine Halbwertzeit überschreiten.

Quelle: ntv.de, ahe

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