Panorama

Sturmtief verwüstet Griechenland Sturzfluten reißen 15 Menschen in den Tod

Reißende Sturzfluten in den Straßen: Spuren der Verwüstung in Mandra nordwestlich von Athen.

Reißende Sturzfluten in den Straßen: Spuren der Verwüstung in Mandra nordwestlich von Athen.

(Foto: imago/ZUMA Press)

Ein ungewöhnlich starkes Sturmtief trifft Griechenland mit voller Wucht: In den Hanglagen westlich von Athen schwellen Bäche zu tödlichen Sturzfluten an. Meteorologen sprechen von einem neuartigen Wetterphänomen - einem Hurrikan im Mittelmeer.

Schwere Sturmböen mit seit Tagen anhaltenden ergiebigen Regenfällen haben in Griechenland erhebliche Schäden angerichtet und mindestens 15 Menschenleben gefordert. Weitere 17 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Zwei Anwohner gelten noch als vermisst.

In einem Athener Vorort blickt ein Anwohner auf die überfluteten Straßen.

In einem Athener Vorort blickt ein Anwohner auf die überfluteten Straßen.

(Foto: REUTERS)

Betroffen ist vor allem die Küste im Westen Athens. "Es ist eine Katastrophe, eine Tragödie", sagte der griechische Innenminister Panos Skourletis im Staatsfernsehen ERT. Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras ordnete eine Staatstrauer an. Dies sei ein "schwieriger Moment" für sein Land.

Staatshilfe für Sturmopfer

"Wir werden den Geschädigten beistehen mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen", sagte Tsipras in einer Ansprache, die das griechische Fernsehen am Mittwochabend ausstrahlte. Die Nationaltrauer wird drei Tage - Donnerstag bis Samstag - dauern, erklärte ein Regierungssprecher.

Der seit Tagen tobende Sturm hat in Griechenland nach offiziellen Angaben Schäden in Milliarden-Höhe angerichtet. Wie der staatliche Rundfunk berichtete, wurden ganze Abschnitte der Küstenstraße im Westen Athens in Richtung der Hafenstadt Korinth weggespült.

Schwere Straßenschäden

Sturmtief zwischen Sizilien und der Westküste Griechenlands: Der "Medicane" schaufelt feuchtwarme Luft Richtung Athen.

Sturmtief zwischen Sizilien und der Westküste Griechenlands: Der "Medicane" schaufelt feuchtwarme Luft Richtung Athen.

(Foto: meteo.gr)

Auch die Autobahn zwischen Athen und Korinth musste an zwei Stellen vorübergehend gesperrt werden. Die Feuerwehr rückte mehr als 600 Mal aus, um Menschen zu helfen und Geröll zu beseitigen. Die Urlaubsregion und der Hafen von Nea Peramos waren ein einziges Trümmerfeld. Strandtavernen und Häuser standen unter Wasser. Schwere Schäden und viele Opfer gab es auch in der Region des Dorfes Mandra.

Dort hatten sich Bäche aufgrund der außergewöhnlich starken Regenfälle in der Nacht und am frühen Mittwochmorgen in reißende Ströme verwandelt. Viele Landstraßen wurden zerstört. Geröll, Autos, Kühlschränke, Küchenherde, Möbel, Äste, Baumstämme und Müll versperrten zahlreiche Straßen.

"Alles andere habe ich verloren"

"Ich habe nur meine Kinder gerettet. Alles andere, das ganze Haus, habe ich verloren", sagte eine Anwohnerin im Fernsehen. Rettungsmannschaften holten Menschen mit Seilen aus ihren überschwemmten Häusern und aus ihren in den Wassermassen steckengebliebenen Bussen und Pkw.

Überstanden ist das Unwetter noch nicht: Das griechische Wetteramt warnte vor neuen schweren Regenfällen in den kommenden Tagen. Der Grund: Im zentralen Mittelmeer hat sich ein riesiges Tief festgesetzt. Bei ungewöhnlich milden Temperaturen um die 23 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit bewegt es sich nur langsam und verursacht schwere Regenfälle sowie starke Winde in der Region.

Sturmtief wie in den Tropen

Angesichts des Wolkenwirbels sprachen Meteorologen von einem "Medicane" und stuften das Tief damit also als "mediterranen Hurrikan" ein. Sturmtiefs dieser Größenordnung waren bislang eigentlich nur aus den Tropen bekannt.

Am vorigen Wochenende war ein Tourist auf der Ferieninsel Korfu im Nordwesten Griechenlands nach schweren Regenfällen in seinem Wagen ertrunken. Starke Regenfälle hatten am Dienstag zudem weite Teile der kleinen Insel Symi im Südosten der Ägäis verwüstet. Es sei weiterhin mit schweren Regenfällen und Überschwemmungen zu rechnen, warnte der Zivilschutz in Griechenland.

Die Athener Staatsanwaltschaft ordnete eine Untersuchung an: In einigen der betroffenen Regionen rund um die Athener Vororte Elefsina und Megara waren in den vergangenen Jahrzehnten Bäche zugeschüttet worden, um darauf Häuser zu bauen. Das aus den umliegenden steilen Bergen herabfließende Regenwasser konnte deswegen nicht ins Meer gelangen.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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