Ladestationen für Elektroautos RWE arbeitet am Elektro-Netz
20.04.2014, 13:04 Uhr
Pilotprojekt im RWE-Konzern: Mitarbeiter aus Essen, Dortmund und Recklinghausen fahren dienstlich im Elektro-Smart.
(Foto: obs)
Ladesäulen für Elektroautos müssen Trendsetter in Deutschland bislang noch mit der Lupe suchen. Das könnte sich schon bald ändern: RWE will das Netz ausbauen - und setzt dabei vor allem auf Stationen abseits der Straße.
Die Revolution auf deutschen Straßen kann kommen: Der Energieversorger RWE bereitet sich auf eine wachsende Nachfrage im Bereich der Elektromobilität vor und will sich dabei auf den Verkauf von Ladestationen für Großkunden und private Haushalte konzentrieren.
"Der Schlüssel zum Erfolg der E-Mobilität ist, die Ladestationen dort zu haben, wo Autos lange stehen: An Arbeitsplätzen, in Parkhäusern und in privaten Garagen", erklärte Norbert Verweyen, Geschäftsführer der RWE Effizienz. Eine private Ladebox für die eigene Garage kostet derzeit beispielsweise rund 700 Euro.
Der Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur kommt bisher nur langsam voran. Angesichts der beschränkten Reichweite der rein elektrisch betriebenen Pkw-Modelle sehen Branchenexperten darin - neben dem Einstiegspreis - eines der Haupthindernisse für größere Absatzerfolge im Bereich der neuen abgasfreien Antriebe.
Die Frage der Lademöglichkeiten gilt als eine der zentralen Herausforderungen für einen Erfolg der Elektromobilität - neben den vergleichsweise hohen Anschaffungskosten für Elektroautos und der derzeit noch beschränkten Speicherkapazitäten der Batterietechnik. Mit RWE richtet sich nun ein einflussreicher Energieversorger stärker auf dieses Zukunftsthema aus. Der im Dax notierte Konzern sieht sich schon jetzt als einer der führenden Betreiber von Ladestationen.
RWE und seine Partner unterhalten in Deutschland derzeit knapp 2000 Ladepunkte - eine Ladestation hat jeweils zwei Ladepunkte. Von der Gesamtzahl der Ladepunkte sind lediglich 1400 öffentlich zugänglich. 2013 wurden rund 400 neue Ladepunkte aufgebaut. "Dieses Tempo wollen wir beibehalten", sagte Verweyen. Insgesamt gibt es laut Branchenverband BDEW derzeit rund 4500 öffentliche Ladestationen in Deutschland.
"Wir glauben an die Elektromobilität"
Neue Ladepunkte sollen nach den Plänen von RWE im öffentlichen Raum, vor allem aber auf Parkplätzen und bei Firmen installiert werden. Derzeit konzentriert sich die Masse der Aufladeangebote auf Großstädte wie Berlin, Dortmund und Essen. Der erforderliche Strom kommt dabei laut RWE durchgehend aus erneuerbaren Energien. Die durchschnittliche Ladedauer liegt zwischen ein und zwei Stunden.
Die Auslastung der öffentlichen Ladestationen sei noch gering, steige aber stetig an, sagt Verweyen. "Aber wir glauben an die Elektromobilität und sind in Vorleistung gegangen." Gerade für Flottenkunden seien Elektroautos schon heute rentabel, heißt es. In der Praxis benötigen E-Fahrer bislang noch eine vorausschauend abgesteckte Streckenplanung - wenn sie nicht bei Fernfahrten mit leeren Batterien liegenbleiben wollen.
Es führt also kein Weg daran vorbei: Wenn sich Elektroautos in Deutschland durchsetzen sollen, dann müssen entweder die Batterien mehr leisten oder das Netz an Ladepunkten dichter geknüpft werden. Die Rechnung der Nationalen Plattform Elektromobilität - einem Beratergremium der Bundesregierung - lautet: pro Elektroauto eine Lademöglichkeit.
Merkels gewaltige Zielvorgabe
Das wären bei der von der Bundesregierung angepeilten Zielvorgabe von einer Million E-Autos im Jahr 2020 eine Million Ladepunkte. Die Anstrengungen von RWE alleine würden also bei weitem nicht ausreichen, um diese Zielmarke auch nur halbwegs zu erreichen. Mit einem Ausbau von 400 neuen Ladepunkten pro Jahr käme Deutschland bis 2020 nur auf einen Gesamtbestand von 6900 Ladepunkten - das Land wäre weit entfernt von der geforderten Million.
Ganz so dramatisch ist die Lage nicht. RWE bleibt beim Ausbau des Lade-Netzes alles andere als alleine. Zahlreiche weitere Anbieter - Unternehmen, Versorger, Stadtwerke - könnten das mit eigenen Ladepunktangeboten erweitern. Nach den Plänen von RWE sollen 90 bis 95 Prozent der neuen Ladestationen im privaten Raum, bei Firmen, Einkaufszentren, Flughäfen oder Parkhäusern stehen. Die Ladeinfrastruktur auf der Straße soll lediglich rund 5 bis 10 Prozent ausmachen.
Noch herrscht an den bestehenden Stationen wenig Andrang: Studien zufolge sind in Deutschland derzeit nur 17.500 reine Elektroautos wie der E-Smart von Daimler oder der i3 von BMW sowie die verschiedenen Plug-in-Hybrid-Modelle mit externem Strombedarf auf der Straße unterwegs.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa