Fußball

Langweilig - oder guter Fußball? Guardiolas FC Bayern zerlegt auch Arsenal

Obenauf: Der FC Bayern führt die Gruppe F nach dem deutlichen Sieg gegen den FC Arsenal weiter an.

Obenauf: Der FC Bayern führt die Gruppe F nach dem deutlichen Sieg gegen den FC Arsenal weiter an.

(Foto: imago/Team 2)

Spannend war’s nicht, aber ganz vortrefflicher Fußball: Der FC Bayern lässt dem FC Arsenal in der Champions League keine Chance, spielt, wie Guardiola es will und trifft, wie es beliebt. Da ist selbst der Trainer zufrieden.

Nun könnte man trefflich darüber diskutieren, ob die meisten Fußballspiele mit dem FC Bayern nicht langsam langweilig werden - oder es schon längere Zeit sind, weil die Münchner einfach zu dominant auftreten. Am Mittwochabend zum Beispiel haben sie gegen den FC Arsenal gespielt, das ist eine sehr gute Mannschaft aus der englischen Premier League. Und stattgefunden hat die Partie in der Champions League, da treffen die besten Teams Europas aufeinander. Vorher hatte es sogar geheißen, oh, könnte spannend werden. Schließlich hatte Arsenal ja noch vor zwei Wochen die Bayern besiegt.

FC Bayern - FC Arsenal 5:1 (3:0)

Tore: 1:0 Lewandowski (10.), 2:0 Thomas Müller (29.), 3:0 Alaba  (44.), 4:0 Robben (55.), 4:1 Giroud (69.), 5:1 Thomas Müller (89.)

München: Neuer - Lahm, Jerome Boateng (68.  Benatia), Martinez, Alaba - Alonso - Thomas Müller, Thiago - Coman  (54. Robben), Costa - Lewandowski (71. Vidal)

Arsenal: Cech - Debuchy, Mertesacker, Gabriel, Monreal -  Coquelin, Cazorla (87. Chambers) - Campbell (59. Gibbs), Özil,  Sanchez - Giroud (85. Iwobi)

Referee: Rocchi (Italien)  Zus.: 70.000 (av)

Dann aber war alles wie fast immer: Die Mannschaft von Trainer Josep Guardiola wollte unbedingt gewinnen - und tat das auch. Mit 5:1 (3:0) demütigte sie vor 70.000 durchaus erfreuten Zuschauern in München den Gegner geradezu, der kaum an den Ball und erst recht nicht ins Spiel kam. Der FC Bayern war einfach zu dominant. Aber ist das langweilig?

Einer, der das mit einem deutlichen Nein beantwortet, ist Guardiola. Klar, er ist ja auch für den Schlamassel verantwortlich. Und wenn seine Mannschaft so spielt, wie er sich das ausgedacht hat, dann gewinnt sie auch schon mal mit einem Ergebnis, das eher an ein Schützenfest als an eine Partie zweier Kontrahenten erinnert, die doch zumindest in derselben Liga spielen. Und bevor wir ihn zu Wort kommen lassen, eines vorweg: Im Sinne der sportlichen Spannung und vor dem Hintergrund der Frage, wer wohl gewinnen möge, ist die Überlegenheit der Münchner tatsächlich nichts, was Freunde des gepflegten Wettkampfs begeistert. Der Fußball aber, den der FC Bayern zelebriert, ist es sehr wohl. Er ist - einfach gut. Und er setzt Maßstäbe, denen viele andere schlichtweg nicht gewachsen sind.

"Es geht immer um Vollgas-Fußball"

Und Guardiola? Der hatte sich bei den fünf Toren noch gefreut und dabei gestrahlt wie ein kleiner Junge, dem etwas Besonderes geglückt ist. Nach dem Schützenfest gegen ein doch sehr biederes und größtenteils überfordertes Arsenal seines geschätzten Kollegen Arsène Wenger war er dann wieder ganz der Bilanzbuchhalter: "Bei diesem Verein geht es immer um Vollgas-Fußball. Wir sind fast für das Achtelfinale qualifiziert, das ist das Wichtigste."

Aber zufrieden war er schon, ganz besonders mit der ersten Halbzeit. Und wies noch ein letztes Mal auf die Bedeutung dieser Partie hin: "Wir hatten heute ein Finale." Und auch er weiß, dass auch der Erfolg des Fußballs, wie er ihn mag, schnell, flexibel auf allen Positionen, druckvoll gegen Ball und Gegner, letztlich von ganz profanen Dingen abhängt: Schießen seine Spieler den Ball ins Tor? Oder eben nicht, wie beim 0:2 in London oder jüngst beim 0:0 in der Bundesliga bei der Frankfurter Eintracht?

Am Mittwoch entschieden sich die Bayern für die zweite Variante. Bereits nach zehn Minuten hatte Robert Lewandowski für das 1:0 gesorgt. "Nach unserem ersten Tor war es einfacher. Wir haben mit der Unterstützung unserer Fans besser gespielt." Danach spielten die Bayern verdammt nah‘ an der Perfektion - die es für Guardiola niemals gibt: "100 Prozent Ballbesitz - ich will das!" Den schaffte seine Mannschaft zwar nicht, sondern knapp 70. Aber schlecht ist das auch nicht. Und getroffen haben sie ja. Nach Lewandowskis Führung legten Thomas Müller (29.) und David Alaba (44.) noch vor der Pause nach, ehe der just eingewechselte Arjen Robben (55.) und wieder Müller (89.) nach der Pause für den Kantersieg sorgten. Dass Arsenals Olivier Giroud zwischendurch (69.) auch mal durfte, weil der eingewechselte Medhi Benatia und Javi Martínez ihn ließen, störte in München keinen großen Geist - außer vielleicht Guardiola. "Unsere zweite Halbzeit war nicht korrekt."

Das klang dann doch arg tiefgestapelt. Bleibt die Frage, ob die die Münchner so viel Platz hatten und so wenig Gegenwehr erlebten, weil Arsenal an diesem Abend so schlecht war, wie ihr sichtlich angeschlagener Trainer Wenger es gesehen hatte. Zitat: "Mit einer Defensivleistung wie dieser kommst du nirgendwo hin." Oder ob der FC Bayern den Gegner dazu zwang, letztlich hilflos unterzugehen. Die Antwort liegt irgendwo in der Mitte. Jedenfalls machten sie es den Londonern mit Per Mertesacker und Mesut Özil in ihren Reihen wirklich nicht leicht. Die fünf Offensivkräfte - Müller, Douglas Costa, Thiago Alcântara, Kingsley Coman und Lewandowski wechselten nicht nur munter die Positionen, sie wurden auch noch von den beiden Außenverteidigern, Philipp Lahm und David Alaba tatkräftig unterstützt. Und später kam dann auch noch Robben. Sportvorstand Matthias Sammer sagte hinterher: "Ich liebe solche Spiele. Wenn wir bei Bayern damit nicht umgehen können, läuft etwas falsch." Sie können. Und langweilig ist das auch nicht. Sondern gut.

Quelle: ntv.de

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