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Ideal und Wirklichkeit Stephan Kaluza blickt hinter das Idyll

Der Künstler in seinem Atelier.

Der Künstler in seinem Atelier.

Der Düsseldorfer Maler, Fotograf und Schriftsteller Stephan Kaluza widmet sich der Schönheit der Natur und blickt dabei hinter die vermeintliche heile Welt. Seine Projekte sind dabei oft ausufernd.

Das Werk von Stephan Kaluza ist erzählgewaltig, er denkt und arbeitet episch. In seiner künstlerischen Praxis verbindet er Räume und Zeiten, setzt Gegenwart und Erinnerung zueinander in Beziehung und vermischt Sichtbares mit Deutbarem. Sein Interesse gilt dabei der Natur, deren Repräsentation und Interpretation er sich fotografisch, malerisch und literarisch nähert. Seine Werke verhandeln das Ideal einer Idylle, der komplizierten Sehnsucht nach einer heilen Welt. In seinen Arbeiten wird jedoch die Brüchigkeit einer solchen Vorstellung von Perfektion sichtbar.

Stephan Kaluza wird 1964 im niedersächsischen Bad Iburg geboren, in den 1980er und 1990er Jahren studiert er in Düsseldorf zunächst Malerei und Kunstgeschichte. Später kommen Studien an der Philosophischen Fakultät hinzu. Ab der Jahrtausendwende widmet er sich neben der Malerei zunehmend dem Medium der Fotografie. Im Jahr 2007 veröffentlicht er sein "Rhein-Projekt (complexe 1)": Für dieses Projekt geht der Künstler über acht Monate hinweg 1620 Kilometer am Fluss entlang und fotografiert das gegenüberliegende Ufer, es entstehen 21.449 Bilder. In Folge zu einem singulären Bildstreifen zusammengesetzt, entsteht eine Totalerfassung, die den Rhein von der Quelle bis zur Mündung zeigt. Das Projekt schafft einen neuen Blick auf die Landschaft entlang des Flusses, Stephan Kaluza konstruiert damit eine komplexe, simultane Bildstruktur, die unsere Wahrnehmung verändert.

Stephan Kaluza erschafft in seiner Kunst die Natur neu.

Stephan Kaluza erschafft in seiner Kunst die Natur neu.

(Foto: Geuer & Geuer Art Düsseldorf)

In vergleichbarer Weise verfährt Kaluza in den folgenden Jahren mit der Themse,den thailändischen Inselgruppen Ko Phi Phi Don und Ko Phi Phi Leh und der damals bereits nicht mehr existenten Berliner Mauer. Seit Mitte der 1990er Jahre stellt Kaluza in unterschiedlichen Galerien aus, später folgen museale Ausstellungen, unter anderem im Museum on the Seam in Jerusalem, im State Museum of Contemporary Art in Seoul und in den Kunsthallen Düsseldorf. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit publiziert Stephan Kaluza Theaterstücke, die unter anderem im Schauspielhaus Düsseldorf und in der Deutschen Oper am Rhein uraufgeführt werden. Zwischen 2013 und 2014 veröffentlicht er die Romane "Geh auf Magenta" und "30 Keller" in der Frankfurter Verlagsanstalt.

In der Foto-Serie "Felder" legt er den Fokus auf Landschaften, die als historisch "kontaminiert" zu bezeichnen sind. So fotografiert er die Schlachtfelder etwa von Verdun, Somme oder Waterloo. Ebenso fotografierte Kaluza weitere Orte, die im kollektiven Gedächtnis nachhaltig verhaftet sind: die Gedenkstätten von Auschwitz, Buchenwald und Srebrenica. Diese Landschaftsbilder wirken idyllisch, die Idylle ist jedoch trügerisch. Bei Stephan Kaluza wirkt sie nicht nur doppelbödig, sondern weist auf unsere gemeinsame historische Verantwortung hin.

Auch mit seiner Malerei nähert sich Stephan Kaluza dem Phänomen der landschaftlichen Idylle, er zitiert dabei subtil die kunstgeschichtlichen Ideallandschaften von Nicolas Poussin bis Caspar David Friedrich, die das Erhabene im Landschaftsbild manifestieren. Kaluza bewegt sich auch hier innerhalb der Matrix der Naturzustände, seine Malerei wiederum changiert zwischen dem Konkreten und der Abstraktion. In einem Interview mit der "Westdeutschen Zeitung" beschreibt er seinen malerischen Ansatz: "Es ist die Natur, die es so nicht gibt: Es geht um Nachahmung. Darum, den Schöpfer zu spielen. Das zu machen, was die Evolution auch macht. Und um Konstruktion."

Die Dokumentation über Stephan Kaluza und Dieter Nuhr ist bei TV NOW abrufbar.

Quelle: ntv.de

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