Vor dem Lkw rechts raus Grüner Pfeil für Radfahrer soll geprüft werden
23.01.2019, 09:19 Uhr
Ein Grüner Pfeil soll in Zukunft Fahrradfahrer beim Rechtsabbiegen schützen.
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In der DDR gab es den Grünen Pfeil bereits ab 1978. In das Straßenverkehrsrecht der Bundesrepublik wurde er 1994 aufgenommen. Jetzt gibt es zum Verkehrsgerichtstag in Goslar den Ruf nach einem Grünen Pfeil nur für Radfahrer.
Nach dem Willen des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) sollen Radfahrer künftig auch bei Rot rechts abbiegen dürfen. "Wir fordern einen Grünpfeil nur für Radfahrer", sagte Sprecherin Stephanie Krone vor Beginn des 57. Deutschen Verkehrsgerichtstags in Goslar. Dort geht es unter anderem um Gefahren, denen Fußgänger und Radfahrer durch abbiegende Lastwagen ausgesetzt sind.
Ein Verkehrszeichen zum freien Rechtsabbiegen bei Rot nur für Radfahrer wäre der Baustein einer Verkehrswende pro Rad, sagte Krone. Der bundesweit seit 1994 bestehende Grünpfeil auch für Kraftfahrzeuge dagegen bringe Sicherheitsrisiken für Radler und Fußgänger mit sich, weil viele Autofahrer nicht wie vorgeschrieben anhielten.
BASt will Grünen Pfeil für Radler prüfen

Mit dem Grünen Pfeil wäre der Radler schneller aus dem Gefahrenbereich, so die Argumentation der Beführworter.
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Unterdessen hat die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) einen Pilotversuch angekündigt, mit dem sie den Grünpfeil nur für Radler in Zusammenarbeit mit mehreren Städten testen will. Ein solcher Pilotversuch sei "ein Schritt in die richtige Richtung", sagte ADFC-Sprecherin Krone. In den Niederlanden, Frankreich und Belgien seien solche Verkehrszeichen schon lange mit Erfolg im Einsatz.
Unterstützung erhält der ADFC von der Gewerkschaft der Polizei (GdP). "Die gefährlichsten Unfälle mit Fahrradfahrern in Städten sind sogenannte Abbiegeunfälle, bei denen Radfahrer unter ein rechts abbiegendes Fahrzeug geraten", sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende Michael Mertens. "Hier kann die Grünpfeilregelung Sinn machen. Der Fahrradfahrer ist dann eben schon weg, wenn der Lkw abbiegt."
Rückendeckung für den ADFC
Auch von anderen Experten erhält der Fahrrad-Club Rückendeckung. "Ich kann mir gut vorstellen, dass dadurch die Sicherheit vergrößert werden kann", sagt zum Beispiel der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht im Deutschen Anwaltverein, Jörg Elsner. "Bekanntlich dürfen Radfahrer vor Ampeln wartende Fahrzeuge rechts überholen. Wenn sie dann zuerst anfahren dürfen und nicht gleichzeitig mit dem Pkw, könnte das Unfälle vermeiden."
Der Grüne Pfeil für Radfahrer würde "die schon heute von vielen Radfahrern gelebte Praxis des Rechtsabbiegens bei Rot legalisieren", sagte ein ADAC-Sprecher. Für Straßen ohne Radfahrstreifen oder einen eigenen Radweg wäre der Grüne Pfeil nach Ansicht des ADAC allerdings ungeeignet, weil Radler sich dann rechts an Fahrzeugen vorbeischlängeln und so erst recht in den Gefahrenbereich des toten Winkels geraten würden.
ACE sieht Grünen Pfeil für Radler kritisch

Die Studie zum Grünen Pfeil für Radfahrer soll in Bamberg, Darmstadt, Düsseldorf, Köln, Leipzig, München, Münster, Reutlingen und Stuttgart durchgeführt werden.
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Während sich der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) zurückhaltend gibt und zunächst die Ergebnisse der BASt-Studie abwarten möchte, steht der Automobilclub ACE einen Grünen Pfeil nur für Radfahrer kritisch gegenüber. "Eine einheitliche Regelung für alle Verkehrsteilnehmer ist zu bevorzugen. Die unterschiedliche Behandlung sorgt dagegen zusätzlich für Verwirrung und Unsicherheit im Straßenverkehr", sagte eine Sprecherin.
Auch die Unfallforscher der Versicherer (UDV) sind skeptisch. "Eine Grünpfeil-Regelung nur für Radfahrer würde Fußgänger gefährden oder behindern", sagte UDV-Leiter Siegfried Brockmann. Ein Modellversuch sei zur abschließenden Beurteilung trotzdem sinnvoll. Die Bundesanstalt für Straßenwesen will den Versuch in Bamberg, Darmstadt, Düsseldorf, Köln, Leipzig, München, Münster, Reutlingen und Stuttgart durchführen. Im Jahr 2020 soll dann anhand der Erfahrungen beschlossen werden, ob der Grüne Pfeil nur für Radfahrer bundesweit eingeführt werden soll oder nicht.
Wichtiger als der Grüne Pfeil wäre für den ADFC allerdings eine allgemeine Verbesserung der Rad-Infrastuktur. "Was wir brauchen, sind breite, eigenständige Radwege in durchgängigen Netzen und sogenannte geschützte Kreuzungen", sagte Sprecherin Krone. "Dabei wird der Radweg separat und durch Betonelemente getrennt von der Kfz-Fahrbahn um die Ecke geführt, so dass das sichere Abbiegen jederzeit möglich ist."
Quelle: ntv.de, hpr/dpa