Mit elektronischer Dämpfung Suzuki GSX-S 1000 GX - Supersport-Crossover im Fahrbericht
27.03.2024, 16:37 Uhr Artikel anhören
Suzuki bietet mit der GSX-S 1000 GX erstmals ein echtes Crossover-Motorrad.
(Foto: RKM)
Wenn man relativ lange Federwege mit einem Sportmotor und einer entspannten Sitzposition kombiniert, entsteht daraus ein Crossover, also eine Stilmischung. Das kann Suzuki auch.
Suzuki erweitert die hauseigene GSX-Baureihe um die GSX-S 1000 GX (ab 17.400 Euro) und bietet damit erstmals ein echtes Crossover-Motorrad auf. Gleichzeitig symbolisiert das "X" im Namen eine weitere Premiere in Form eines Ausstattungsmerkmals, das andere Hersteller bereits länger im Programm führen: ein Fahrwerk mit elektronischer Dämpfung. Das fällt jedoch erst auf den zweiten Blick auf, im ersten Moment wird der Auftritt der neuen Japanerin von der scharf geschnittenen Halbverkleidung mit den beiden kleinen LED-Projektionsscheinwerfern und der hochbeinigen Silhouette geprägt.

Eine scharf geschnittene Halbverkleidung, zwei kleine LED-Projektionsscheinwerfer und eine hochbeinige Silhouette prägen die Suzuki GSX-S 1000 GX.
(Foto: RKM)
Damit verbunden ist ein ziemlich komfortabel gepolsterter Fahrersitz in 84,5 Zentimetern Höhe, was den Abstand zum Boden durchaus nennenswert macht. Noch einmal 1,5 Zentimeter höher thront man auf der Komfortsitzbank mit einem zweilagigen Polster unterschiedlicher Dichte, was auf langen Touren die Bequemlichkeit dank der entspannteren Kniewinkel erhöht. Mit dem recht breiten und artgerecht hoch gelegenen Lenker entsteht eine lässige, nichtsdestotrotz kompakte Sitzposition mit gutem Überblick und kommoder Beinunterbringung, die nur der etwas breite Tank stört.
Etwas laut, aber mit feinen Manieren
Darunter verbirgt sich ein 999-Kubik-Reihenvierzylinder, der schon seit Jahren zu den charismatischsten Japan-Aggregaten zählt: Der hier 152 PS starke Antrieb stammt in seinen Grundzügen aus dem Supersportler GSX-R 1000 von 2005, Beiname K5, und zeigt sich in der GX von seiner allerbesten Seite.
Beim Anlassen tönt er mit 97 dB(A) zwar etwas übertrieben laut, besitzt aber feinste Manieren und läuft dank Ausgleichswelle weitgehend seidenweich, nahezu ohne Lastwechsel - der kultivierte Kraftprotz säuselt bei Bedarf ohne Weiteres mit 50 km/h im sechsten Gang durchs Dorf und beschleunigt danach einwandfrei nach oben. Wie vehement das geschehen soll, liegt nicht nur in der Gashand, sondern auch im hinterlegten Motormodus - drei Kennfelder stehen zur Verfügung, die den Motorcharakter von bärig bis feurig variieren.
Die Herkunft von der Rennstrecke zeigt sich im lustvollen Hochdrehen, sobald der Drehzahlmesser die obere Hälfte erreicht hat, und im Hochsteppen durchs kurz übersetzte Sechsganggetriebe. Hier erleichtert ein serienmäßiger Quickshifter den Gangwechsel vor allem beim Hochschalten, das Runterschalten geht bisweilen etwas knarzig vonstatten.
Fahrwerk mit elektronischem, semiaktivem Dämpfungssystem

Der 152 PS starke Antrieb stammt in seinen Grundzügen aus dem Supersportler GSX-R 1000 von 2005.
(Foto: RKM)
Als echte Suzuki-Innovation verfügt das Fahrwerk über ein elektronisches, semiaktives Dämpfungssystem von Showa, das eine Anpassung der Dämpfung in drei Stufen ermöglicht und einen frei konfigurierbaren User-Modus anbietet. Am Heck kann die Vorspannung elektronisch justiert werden. Zur Einstellung all der Dämpfungscharakteristika und des gewünschten Schubs bedient sich der Pilot einer intuitiven Bedieneinheit am linken Lenkerende, die das übersichtliche Menü im farbigen 5-Zoll-TFT-Display sämtliche Parameter weitgehend den individuellen Vorlieben anpassen. Darüber hinaus lässt sich das Instrument mit dem Handy per Bluetooth koppeln und eine Kartennavigation aufs Display spiegeln.
Gegenüber reinen Straßenmotorrädern bringen auf 15 Zentimeter verlängerte Federwege vorn und hinten ein grundsätzlich komfortables Fahrerlebnis, dem jedoch die Schärfe eines reinen Straßenmotorrades abgeht. Dabei rollt die GSX auf reinen 17-Zoll-Straßendimensionen, die eine nahezu leichtfüßiges Einlenkverhalten garantieren. Insgesamt gibt sich die Japanerin aber weit weniger aggressiv und sportlich, als ihr Anblick vermuten lässt. Mit einem Gewicht von 232 Kilogramm gehört die Suzuki GSX-S 1000 GX zu den leichteren Modellen des Crossover-Kosmos, was die Handhabung im Stand und bei der Fahrt optimiert.
Viel Handkraft beim Bremsen
Zur Elektronikausstattung gehört auch eine IMU, eine 6-Achsen-Sensorbox, die nicht nur das Kurven-ABS, die siebenstufige Schräglagen-Traktionskontrolle und eine Wheeliekontrolle ermöglicht, sie reguliert im Automatikmodus auch die Federvorspannung der Hinterradfederung in Abhängigkeit von der Fahrgeschwindigkeit - das fördert die Stabilität beim Beschleunigen in Schräglage sowie geradeaus. Bei so viel Kontrolle könnten die Bremsen durchaus kräftiger zupacken, die für kräftige Verzögerungen viel Handkraft verlangen.
Grundsätzlich schafft die neue GSX-S1000 GX die für das Crossover-Konzept typische Spreizung der Fähigkeiten: Sie lässt sich durchaus sportlich bewegen, ist im Grund ihres Herzens aber ein angenehmer, langstreckentauglicher Kompagnon, der mit viel Komfort zu ausgiebigen Touren einlädt. Dazu zählt auch der gute Windschutz hinter der dreifach leider nur mit Werkzeug verstellbaren Scheibe und die aufpreispflichtigen, bestens integrierten Seitenkoffer - diese lassen sich ohne zusätzliche Halterungen anbringen und fassen jeweils einen Integralhelm. Ohne diese steht die neue Suzuki GSX-S 1000 GX für 17.400 Euro in den Schaufenstern der Händler.
Technische Daten und Ausstattung Suzuki GSX-S 1000 GX
- Motor: Flüssigkeitsgekühlter Reihenvierzylindermotor, 999 ccm Hubraum, 112 kW (152 PS) bei 11.000 U/min, 106 Nm bei 9.250 U/min; vier Ventile/Zylinder, dohc, Einspritzung, Sechsganggetriebe, Kette
- Fahrwerk: Leichtmetall-Brückenrahmen; vorn Upside-Down-Gabel Durchmesser 4,3 cm, 15 cm Federweg, Zug- und Druckstufendämpfung semiaktiv, Vorspannung einstellbar, hinten Zweiarmschwinge aus Leichtmetallguss, Zentralfederbein, Zug- und Druckstufendämpfung semiaktiv, Vorspannung elektro-hydraulisch, 15 cm Federweg; Leichtmetallgussfelgen; Reifen 120/70 ZR17 (vorn) und 190/50 ZR17 (hinten). Doppelscheibenbremse vorn 31 cm, radial angeschlagene Vierkolben-Festsättel, Einscheibenbremse hinten 25 cm, Einkolben-Schwimmsattel.
- Assistenzsysteme: drei Fahrmodi, Kurven-ABS, schräglagenfähige Traktionskontrolle, Wheelie-Kontrolle, Quickshifter, Tempomat
- Maße und Gewichte: Radstand 1,470 m, Sitzhöhe 84,5 cm, Gewicht fahrfertig 232 kg, Zuladung 198 kg Tankinhalt 19 l
- Fahrleistungen und Verbrauch: Höchstgeschwindigkeit 215 km/h, 6,2 l/100 km (Werksangabe)
- Preis: 17.400 Euro zzgl. NK
Quelle: ntv.de, Thilo Kozik, sp-x