Favoritensterben in Rio Djokovic-Aus erschüttert Becker
08.08.2016, 04:39 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
In Wimbledon scheitert er früh, und auch das olympische Tennisturnier endet für Novak Djokovic bitter: Der Topfavorit muss bereits in Runde eins die Sachen packen. Tränen fließen. Auch bei den Williams-Schwestern ist die Enttäuschung groß.
Novak Djokovic verließ weinend das Tollhaus von Rio, sein Coach Boris Becker blickte entgeistert. Die olympische Titelmission des topgesetzten Serben endete beim 6:7 (4:7), 6:7 (2:7) gegen den groß aufspielenden Juan Martin del Potro (Argentinien) völlig überraschend bereits in Runde eins des olympischen Tennisturniers.
Auch Becker in der Box konnte die zweite bittere Pleite seines Schützlings binnen fünf Wochen nicht verhindern. In eine weiße Jacke des serbischen Teams gehüllt, versuchte Becker mit Gesten immer wieder, den zeitweise wie ein angeschlagener Boxer wirkenden Djokovic aufzumuntern. Bereits Anfang Juli war die Nummer eins der Welt in der dritten Runde von Wimbledon fast sensationell an Nobody Sam Querrey (USA) gescheitert. Es schien, als habe das Gerede vom möglichen Golden Slam Djokovic gelähmt.
Samba-Stimmung auf dem Centre Court
Auf dem Centre Court fand der ausgelaugt wirkende Favorit kein Mittel gegen den mutig und mit brachialer Kraft agierenden del Potro, der noch am Vormittag 40 Minuten in einem Aufzug im Olympischen Dorf festgesteckt hatte. Erst Spieler der argentinischen Handball-Nationalmannschaft konnten den 1,98-m-Hünen befreien.
Die 10.000 lautstarken Zuschauer auf dem Hauptcourt sorgten für Samba-Stimmung und zauberten sowohl Djokovic als auch del Potro immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Der Favorit hatte als Hommage an Olympia-Gastgeber Brasilien extra ein grün-gelbes Schweißband in den Landesfarben übergestreift.
Vom Papier her eine klare Sache
Gegen die Wucht von "Delpo" stand Djokovic aber oft auf verlorenem Posten. Während dem Argentinier allein im ersten Satz 20 Winner gelangen, konnte sein Gegner nur zehn direkte Gewinnschläge verbuchen. Der Serbe hatte 2008 in Peking die Bronze-Medaille im Einzel gewonnen, der Argentinier 2012 in London. Der frühere Weltranglistenvierte del Potro hatte erst Ende Jun in Wimbledon sein Grand-Slam-Comeback nach zweieinhalbjähriger Pause wegen einer Handgelenksverletzung gefeiert. Im ATP-Ranking steht "Delpo" derzeit nur auf Platz 145.
Djokovic hatte nach seinem insgesamt sechsten Turniersieg bei den Australian Open Ende Januar und seinem ersten Triumph bei den French Open im Juni sogar die Hoffnungen auf den Gewinn des Grand Slams geweckt. Doch das frühe Aus im Rasen-Mekka gegen Sam Querrey (USA) holte den zwölfmaligen Major-Champion aus allen Träumen.
Aus auch für die Williams-Schwestern

Venus und Serena Williams: Dauerabo auf Gold bei Olympischen Spielen ist Geschichte.
(Foto: picture alliance / dpa)
Serena und Venus Williams haben indes die Chance auf ihr viertes Olympia-Gold im Doppel bereits verspielt. Die beiden Tennis-Schwestern aus den USA unterliegen Lucie Safarova und Barbora Strycova aus Tschechien 3:6, 4:6. Für das Doppel Serena und Venus Williams ist es die erste Niederlage bei Olympischen Spielen. Sie haben zuvor 15 Olympia-Partien im Doppel nacheinander für sich entschieden und 2000, 2008 und 2012 Gold geholt.
Allerdings war die 36-jährige Venus Williams angeschlagen mit einer Viruserkrankung in die Partie gegangen. Sie hatte bereits im Einzel in Rio de Janeiro gegen die Belgierin Kirsten Flipkens verloren. Die Williams-Schwestern sind mit je vier Goldmedaillen die erfolgreichsten Olympioniken im Tennis. Im Herren-Doppel scheiterten am zweiten Turniertag auch die britischen Brüder Andy und Jamie Murray. Die an Position zwei gesetzte Paarung verlor gegen die Brasilianer Thomaz Bellucci und Andre Sa in einem Tiebreak-Krimi 6:7 (6:8), 6:7 (14:16). Damit sind im Damen- und im Herren-Doppel jeweils die beiden an eins und zwei gesetzten Duos aus dem Rennen. Die französischen Wimbledon-Sieger Pierre-Hugues Herbert und Nicolas Mahut sind ebenso nicht mehr dabei wie ihre Landsfrauen Caroline Garcia und Kristina Mladenovic.
Quelle: ntv.de, sid/dpa