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War das wirklich 2023? Beatles und Rolling Stones mischen die Charts auf

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So sahen sie in den 60ern aus: die Rolling Stones (l.) und die Beatles.

So sahen sie in den 60ern aus: die Rolling Stones (l.) und die Beatles.

(Foto: Imago / Collage: ntv.de)

Die eine Band gibt es seit über 50 Jahren eigentlich nicht mehr. Die andere hat hingegen bereits über 60 Jahre auf dem Buckel. Trotzdem stürmen beide 2023 noch einmal die Charts. Die Rede ist natürlich von den Beatles und den Rolling Stones, die ein weiteres Mal Musikgeschichte schrieben.

Man muss schon etwas in der Zeit zurückgehen, um einen Punkt zu finden, an dem die beiden wohl berühmtesten britischen Bands der Geschichte das letzte Mal gleichzeitig mit neu veröffentlichter Musik in den deutschen Charts vertreten waren. Von Dezember 1995 bis Februar 1996 verbrachten die Beatles mit ihrer Single "Free As A Bird" mehrere Wochen in den Top 100, während die Rolling Stones zeitgleich mit dem Album "Stripped" in den Albumcharts vertreten waren. In diesem Jahr wiederholte sich das Phänomen.

Die Rolling Stones sind inzwischen zum Trio geschrumpft - bestehend aus Mick Jagger (M.), Keith Richards (r.) und Ron Wood.

Die Rolling Stones sind inzwischen zum Trio geschrumpft - bestehend aus Mick Jagger (M.), Keith Richards (r.) und Ron Wood.

(Foto: IMAGO/Matrix)

Am 10. November 2023 gelang den Beatles Historisches. Mit ihrem Song "Now And Then", der erst durch moderne Technik möglich geworden war, erreichten die Fab Four nach langer Zeit wieder Platz 1 der deutschen Single-Charts. Erstmals seit 54 Jahren standen die Beatles wieder an der Spitze der Hitparade. 1969 war es der legendären britischen Band kurz vor ihrer Trennung mit "Come Together" gelungen.

Gleichzeitig belegten die Rolling Stones Platz 3 der Albumcharts. Die Spitzenposition hatte "Hackney Diamonds" zwei Wochen zuvor eingebüßt. Die elfte Nummer-eins-LP der Stones in Deutschland ist trotzdem das erfolgreichste Album des Jahres. "Die Stones sind einfach unbeirrbar", sagt der Künstlerische Direktor und Geschäftsführer der Popakademie Baden-Württemberg, Derek von Krogh. "Das ist eine positive Starrköpfigkeit, dass die sagen: 'Wir machen unseren Sound - fertig.' Das finde ich sympathisch. Und der Erfolg gibt ihnen recht", sagt von Krogh. "Ich glaube, es wäre eher krampfig geworden, wenn sie versucht hätten, sich nun noch einmal neu zu erfinden", fügt er hinzu.

"Ich habe wirklich Glück, dass die Leute die Rolling Stones immer noch sehen wollen", sagte wiederum Mick Jagger in einem Interview. Die nächste Nordamerika-Tournee der ikonischen Band ist so gut wie ausverkauft.

"Ein Gruß aus vergangenen Zeiten"

Genauso hoch ist das Interesse an ihren alten Rivalen und Freunden, obwohl die Beatles als solche nicht mehr existieren, schließlich leben nur noch Paul McCartney und Ringo Starr. McCartney, der übrigens auf "Hackney Diamonds" bei einem Song Bass spielt, hat gerade seine "Got Back"-Tour hinter sich. Und auch Starr war mit seiner All Starr Band in diesem Jahr in den USA auf ausgedehnter Tournee. Die Rock'n'Roll-Urgesteine können es einfach nicht lassen.

Von den Beatles leben nur noch Paul McCartney (r.) und Ringo Starr.

Von den Beatles leben nur noch Paul McCartney (r.) und Ringo Starr.

(Foto: imago/ZUMA Press)

Dass die Beatles überhaupt in der Lage waren, noch einmal einen neuen Song zu veröffentlichen, auf dem auch die schon gestorbenen John Lennon und George Harrison zu hören sind, ist den Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz (KI) zu verdanken. Allerdings wurde Lennons Stimme nicht etwa künstlich erzeugt. Vielmehr ermöglichte es die moderne Technik, seinen Gesang von einer alten Aufnahme zu extrahieren. "Und da war sie, Johns Stimme, kristallklar", äußerte sich McCartney in einer kurzen Dokumentation zu "Now And Then" begeistert.

Und auch Musikliebhaber begeistern sich für die Beatles-Single. Allerdings ist der Erfolg von "Now and Then" für Musikexperte Derek von Krogh nicht nur auf musikalische Fan-Nostalgie zurückzuführen. "Es ist letztlich ein Gruß aus vergangenen Zeiten, man spürt den Vibe einer anderen Zeit, und wenn einem nun dieser Gruß inmitten einer von sozialen Medien getriebenen Welt erreicht, wird einem der Kontrast zu früheren Zeiten sehr deutlich. Und das ist dann auch mit einem Gefühl verbunden, das einen nachdenklich stimmt, und daher hat dieser Song auch so viele Menschen erreicht."

Optimismus für 2024

Bereits in den 1990er-Jahren hatten die Beatles versucht, das Lied im Rahmen ihres "Anthology"-Projekts zu produzieren. Sie gaben es jedoch auf, weil ein Klavier auf der Demoaufnahme Lennons Gesang überlagerte. Glücklicherweise hatte George Harrison, der 2001 starb, dennoch schon damals die Gitarre für den Track aufgenommen. Mit Bass von McCartney und Schlagzeug von Starr entstand nun die vermutlich letzte Beatles-Single. Ob der 1980 erschossene Lennon das gutgeheißen hätte? "Er hätte das geliebt", ist sich McCartney sicher.

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In den USA wehte in den sogenannten Adult Alternative Airplay Charts von Billboard ein Hauch der 60er-Jahre. Im November belegte dort die Stones-Single "Angry" Platz 6, als die Beatles mit "Now And Then" auf Platz 9 in den Top 10 einstiegen. So etwas hatte es zuletzt vor fast 60 Jahren gegeben. Am 12. Dezember 1964 belegten die Beatles mit ihrer Single "I Feel Fine" Platz 5, während die Rolling Stones mit "Time Is On My Side" auf Platz 6 folgten.

Auch wenn das zu Ende gehende Jahr musikalische Einzigartigkeit zu bieten hatte, blickt Derek von Krogh optimistisch auf 2024: "Popmusik ist wieder nachdenklicher geworden und musikalisch anspruchsvoller. Es gibt gewagte Harmoniefolgen, auffällige Ästhetiken. Man merkt insgesamt, dass man in der Popmusik auffallen muss." Die Flut der Veröffentlichungen sei hoch wie nie. "Mit Fließbandmusik fällt man nicht auf. Das finde ich einen sehr angenehmen Trend."

Quelle: ntv.de, Philip Dethlefs und Antje Raupach, dpa

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