"Maximal lächerlich" Dortmunder OB fordert "Tatort"-Aus
22.01.2019, 13:19 Uhr
Reif für die Rente? Das Dortmunder "Tatort"-Team.
(Foto: picture alliance/dpa)
Bei den Kritikern kommt die "Tatort"-Folge "Zorn" vom Sonntag ziemlich gut an. Doch der Dortmunder Oberbürgermeister schäumt vor Wut über den Krimi. So sehr, dass er einen Brandbrief an den WDR schreibt.
7 von 10 Punkten hat n-tv.de "Tatort"-Kritiker Ingo Scheel der jüngsten Folge "Zorn" des ARD-Krimi-Flaggschiffs verliehen. Und auch sonst stieß der Streifen mit dem Dortmunder Ermittlerteam Peter Faber (Jörg Hartmann), Martina Bönisch (Anna Schudt), Nora Dalay (Aylin Tezel) und Jan Pawlak (Rick Okon) auf überwiegend positive Reaktionen.
Nicht so jedoch im Dortmunder Rathaus. Beim Oberbürgermeister der Stadt, SPD-Mann Ullrich Sierau, scheint sich schon in den vergangenen Jahren eine gewisse Aversion gegen den in der Ruhrmetropole beheimateten Krimi aufgestaut zu haben. Jetzt aber platzte ihm vollends der Kragen. So schrieb er dem Intendanten des für den Dortmund-"Tatort" verantwortlichen Westdeutschen Rundfunks (WDR), Tom Buhrow, nicht nur einen Brandbrief. Er ließ auch die Öffentlichkeit darüber in einer Pressemitteilung informieren.
"Fortwährendes Mobbing"
Sierau habe in seinem Schreiben an Buhrow "seine Verärgerung" über die "Zorn"-Folge zum Ausdruck gebracht, die am Sonntag über die Bildschirme flimmerte, heißt es in der offiziellen Medieninformation der Stadt Dortmund. Ursprünglich habe in Dortmund "eine gewisse Vorfreude geherrscht", als die Stadt als einer der Schauplätze in der Krimireihe auserkoren wurde. Das habe sich nach Ansicht des Oberbürgermeisters jedoch geändert.
"Nicht zuletzt nach der Ausstrahlung der Dortmunder Folge von Sonntag, 20. Januar, muss ich meine früher getätigte Aussage, dass ein 'Tatort' die Stadt adelt, revidieren. Was sich in vorherigen Folgen schon angedeutet hat, lässt sich nach der Folge von Sonntag nur als fortwährendes Mobbing gegenüber einer Stadt, einer Region sowie den dort lebenden Menschen bezeichnen", wird aus dem Brief Sieraus an Buhrow zitiert.
"Mehr Klischee geht nicht"
Zwar sei ein Krimi keine Dokumentation, räumt der Politiker ein. Das Bild, das in "Zorn" von Dortmund, aber auch von Marl und der gesamten Region vermittelt worden sei, sei jedoch "an Klischeehaftigkeit nicht mehr zu überbieten", findet Sierau und tobt: "Es ist maximal lächerlich."
Die Darstellung sei "plump", ohne "jedwede regionalen Kenntnisse" und verbreite "'Ruhrpott-Klischees' aus den 80ern", mit denen nicht nur die Menschen disqualifiziert würden, sondern auch der WDR als produzierender Sender. "Stecken Sie die Münchener Kommissare in Lederhosen und lassen Sie diese minutenlang Schuhplatteln - es wäre derselbe Effekt, es wäre genauso daneben. Die Macher dieser Folge geben die Menschen einer Region der Lächerlichkeit preis, in dem sie diese Bier trinkend in Trainingsanzügen vor heruntergekommenen Häusern herumstehen lassen. Mehr Klischee geht nicht", ereifert sich Sierau.
Das Aus für Faber und Co?
Abschließend stellt der 62-Jährige in seinem Schreiben an den WDR-Intendanten fest: "Ich persönlich hätte nichts dagegen, wenn Sie den Dortmund-'Tatort' einstellen und Kommissar Faber und sein Team in den vorzeitigen Ruhestand schicken würden."
Faber und seine Kollegen ermittelten 2012 das erste Mal in Dortmund und Umgebung. "Zorn" war ihr mittlerweile 13. Fall. Bringt ihnen das womöglich Unglück? Wohl eher nicht.
Der WDR bezog in einer ersten kurzen Stellungnahme zu Sieraus Kritik Position. "Der 'Tatort' ist Fiktion - aus dramaturgischen Gründen wird auch verdichtet und zugespitzt. Dadurch können einzelne Szenen von den einen als Klischees empfunden werden, von anderen als realitätsnahe Darstellungen. Das polarisiert, löst Debatten aus - das ist aus unserer Sicht nicht negativ, sondern bereichernd", heißt es in der Mitteilung des Senders. Auch die Reaktionen des Publikums auf die "Tatorte" aus Dortmund seien "überwiegend positiv", ist man sich beim WDR sicher.
Quelle: ntv.de, vpr