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Nach Prinz Andrews Titelabgabe Familie von Epstein-Opfer Giuffre fordert mehr von Charles

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Der tief gefallene britische Prinz Andrew (links) im Gespräch mit König Charles III., seinem älteren Bruder.

Der tief gefallene britische Prinz Andrew (links) im Gespräch mit König Charles III., seinem älteren Bruder.

(Foto: picture alliance / Photoshot)

Prinz Andrew tritt von seinem royalen Titel zurück. Als Grund nennt er "anhaltende Anschuldigungen" gegen sich. Jedoch weist er erneut alle Vorwürfe von sich und behält den Prinzentitel. Den Angehörigen des bekanntesten Opfers in dem Missbrauchsskandal reicht das nicht.

Nur kurz nachdem Prinz Andrew seinen Rückzug aus dem königlichen Leben bekannt gegeben hatte, meldete sich die Familie von Virginia Giuffre zu Wort. In einem Statement gegenüber dem US-Magazin "People" bezeichneten sie Andrews Entscheidung als bedeutsamen Moment, fordert jedoch weitere Konsequenzen für den Royal.

"Wir, die Familie von Virginia Roberts Giuffre, glauben, dass Prinz Andrews Entscheidung, seine Titel aufzugeben, eine Genugtuung für unsere Schwester und Überlebende überall ist", heißt es in der Erklärung. Die Stellungnahme stammt von Virginias Geschwistern Sky und Amanda Roberts sowie Danny und Lanette Wilson, den Schwägern. Sie sehen in dem Beschluss des Royals einen "kraftvollen Schritt nach vorne im Kampf, das Kindesmissbrauchs-Netzwerk von Jeffrey Epstein und Ghislaine Maxwell vor Gericht zu bringen".

Doch damit nicht genug. Die Familie richtet auch eine klare Forderung an König Charles III.: "Darüber hinaus glauben wir, es sei angemessen, dass König Charles den Prinzentitel entfernt", heißt es in dem Statement weiter.

Durch seinen Rücktritt verliert Andrew seinen Herzogtitel Duke of York und seinen Status als Ritter des Hosenbandordens. Als Sohn von Queen Elizabeth bleibt Andrew weiterhin ein Prinz, den Titel trägt er schon seit seiner Geburt. Nach Andrews Rücktritt von seinem Herzogtitel muss sich auch seine Ex-Frau Sarah Ferguson nach fast 40 Jahren von der Herzogin-Rolle verabschieden. Ihre beiden Töchter Beatrice und Eugenie bleiben Prinzessinnen.

Der Hintergrund des royalen Rückzugs sind explosive Vorwürfe aus Virginia Giuffres posthum veröffentlichten Memoiren. Das Buch "Nobody's Girl: A Memoir of Surviving Abuse and Fighting for Justice" erscheint am Dienstag. Giuffre war im Frühjahr 2025 im Alter von 41 Jahren durch Suizid gestorben.

Detaillierte Schilderungen in Memoiren

Die britische Zeitung "The Guardian" veröffentlichte Mitte Oktober Auszüge aus den Memoiren. Darin schildert Giuffre drei angebliche sexuelle Begegnungen mit Prinz Andrew, nachdem Epstein und seine Partnerin Ghislaine Maxwell sie dem Royal zugeführt haben sollen. Epstein hatte sich 2008 schuldig bekannt, minderjährige Prostituierte angeworben zu haben.

In ihren Erinnerungen beschreibt Giuffre die erste Begegnung am 10. März 2001 in Maxwells Londoner Haus. Dort entstand auch jenes berüchtigte Foto, aufgenommen mit einer Kodak FunSaver-Kamera, das sie mit dem Prinzen zeigt. Nach einem Abendessen und anschließendem Besuch im Londoner Nachtclub Tramp soll Maxwell zu ihr gesagt haben: "Wenn wir nach Hause kommen, sollst du für ihn tun, was du für Jeffrey tust", schreibt Giuffre.

Die erste sexuelle Begegnung soll noch in jener Nacht stattgefunden haben. Giuffre beschreibt, dass Andrew ihre Zehen gestreichelt und ihre Fußbögen geleckt habe. Die Begegnung habe "weniger als eine halbe Stunde" gedauert, danach habe er sich bedankt. Das dritte Mal soll sie während einer "Orgie" mit Epstein und acht weiteren Mädchen unter 18 Jahren Sex mit ihm gehabt haben.

E-Mails belasten Prinz Andrew weiter

Die Familie Giuffre verweist auch auf kürzlich veröffentlichte E-Mails zwischen Prinz Andrew und Jeffrey Epstein. Eine E-Mail von Anfang 2011 wirft neue Fragen auf. Andrew schrieb damals: "Wir sitzen in einem Boot" und "wir werden bald wieder spielen". Diese Aussagen widersprechen Andrews Behauptung in seinem BBC-Interview 2018, er habe 2010 jeden Kontakt zu Epstein abgebrochen. "Diese E-Mails heben nicht nur Prinz Andrews widersprüchliche Aussagen hervor, sondern legen auch eine beunruhigende Bereitschaft nahe, sich der Wahrheit und der Verantwortung zu entziehen", erklärt die Familie in ihrem Statement.

Prinz Andrew schloss 2022 einen außergerichtlichen Vergleich mit Giuffre. Das Abkommen beinhaltete laut BBC eine Erklärung, in der er sein Bedauern über seine Verbindung zu Epstein zum Ausdruck brachte, aber kein Schuldeingeständnis und keine Entschuldigung.

Die Familie schließt ihr Statement mit einem eindringlichen Appell: "Wir hoffen, dass die Tage der Straffreiheit für die Mächtigen vorbei sind und der Schutz für Raubtiere nicht länger toleriert wird. Es ist Zeit für Rechenschaftspflicht, Transparenz und Gerechtigkeit für alle Überlebenden."

Prinz Andrew weist Vorwürfe zurück

In seiner Stellungnahme vom Freitag schreibt Prinz Andrew: "In Gesprächen mit dem König und meiner engsten sowie weiteren Familie sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die fortgesetzten Anschuldigungen gegen mich von der Arbeit Seiner Majestät und der königlichen Familie ablenken." Er habe entschieden, seine Pflicht gegenüber Familie und Land an erste Stelle zu setzen und stehe zu seiner Entscheidung von vor fünf Jahren, aus dem öffentlichen Leben zurückzutreten.

"Mit der Zustimmung Seiner Majestät bin ich der Meinung, dass ich nun einen Schritt weitergehen muss. Ich werde daher meinen Titel und die Ehrungen, die mir verliehen wurden, nicht länger verwenden", heißt es in Andrews Statement. Wie bereits zuvor betont er: "Ich weise die Anschuldigungen gegen mich entschieden zurück."

Epstein wurde im August 2019 tot in seiner Gefängniszelle aufgefunden, wo er auf seinen Prozess wegen Sexhandels gewartet hatte. Der Todesfall wurde als Selbstmord eingestuft. Im Jahr 2008 hatte er sich schuldig bekannt, sexuelle Kontakte mit einer Minderjährigen angebahnt zu haben, weswegen er in Florida zu einer Haftstrafe verurteilt worden war.

Quelle: ntv.de, gut/spot

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