Elf-Tage-Großbritannien-Tour Wie der Queen-Leichnam so lange konserviert wird
16.09.2022, 13:20 Uhr (aktualisiert)
Ob und wie der Leichnam der Queen konserviert, wurde ist reine Spekulation.
(Foto: IMAGO/Le Pictorium)
Königin Elizabeth II. ist tot. Und das bereits seit sechs Tagen. Doch bevor sie ihre letzte Ruhe findet, hat sie noch ein paar Pflichttermine zu absolvieren. Damit diese für ihr Volk nicht zur Belastung geraten, gilt es den Leichnam entsprechend zu präparieren. Wie das gelingt.
Die Queen - ein Leben in Pflichterfüllung. Aber auch nach ihrem Tod finden die sterblichen Überreste der Monarchin zunächst keine Ruhe, bevor ihr Leichnam am Montag, den 19. September in der Familiengruft der St.-George-Kapelle auf dem Gelände von Schloss Windsor beigesetzt wird.
Bis es so weit ist, wurde und wird der Sarg mit der Leiche Königin Elizabeth II. insgesamt elf Tage durch die Gegend kutschiert und aufgebahrt. Ihren Untertanen und Schaulustigen soll derart ein Abschied ermöglicht werden. Man kann fast von Glück sagen, dass das ehemalige Empire in den letzten 100 Jahren deutlich an Umfang verloren hat, ansonsten wäre ein Ende der Strapazen nicht absehbar.
Aber auch diese elf Tage zwischen Ableben, Transport, öffentlicher Zurschaustellung und Begräbnis sind kein Pappenstiel, vor allem wenn man bedenkt, dass der Fäulnisprozess des menschlichen Körpers circa ein bis zwei Tage nach dem Todesfall beginnt. Womit wir bei der Frage wären, wie Umstehende davor bewahrt werden könnten, dass ihnen beim Erweisen der letzten Ehre nicht durch Verwesungsgerüche der Atem genommen wird.
Einbalsamierung wahrscheinlich
Sowohl RTL als auch das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND) haben dazu Experten befragt, die über mögliche Verfahren zum Konservieren des Leichnams Auskunft geben. So erklärt der Pressesprecher des Bestatterverbands Niedersachsen, Markus Gebauer, dem RND: "Um den natürlichen Verwesungsprozess zu hemmen, werden die Körperflüssigkeiten mit Formaldehyd und anderen Chemikalien ausgetauscht". Dazu werden Arterien und Gefäße geöffnet. Was dann unter dem Begriff Einbalsamieren verstanden werden kann, auch wenn nichts von außen auf den Körper aufgetragen wird. Diese Einbalsamierung kann je nach Zustand des Körpers zwischen zwei und sechs Stunden in Anspruch nehmen. Derart können Verstorbene über zwei bis drei Monate in einem präsentablen Zustand erhalten bleiben. Dabei gilt: Je schneller die Körperflüssigkeiten ausgetauscht werden, umso besser kann der Zustand des Leichnams erhalten werden.
Und bei RTL erklärt der geprüfte Thanatopraktiker Philipp Berger vom Verein Deutsche Einbalsamierer e.V.: "Wir kümmern uns um die Konservierung der Verstorbenen. Dabei geht es um die zeitweise Unterbrechung der Autolyse - das heißt der Zersetzung des Körpers, damit die Bestattung oder die Verabschiedung am offenen Sarg zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden kann".
Zudem informiert er darüber, dass Einbalsamierungen in regelmäßigen Abständen wiederholt werden können. Beispielsweise, wenn ein Toter über Monate oder Jahre den Menschen präsentiert werden soll. "Das beste Beispiel dafür ist Herr Lenin in Moskau. Bei ihm wird alle 12 Monate nachinjiziert. Also für ein Jahr kann die Einbalsamierung je nach Verfahren durchaus ausreichen", so Berger. Der einbalsamierte Leichnam des im Januar 1924 verstorbenen russischen Revolutionsführers ist seitdem in Moskau in einem Mausoleum aufgebahrt.
Keine Erklärung des Palastes zu erwarten
Aber nicht nur bei zur Schau gestellten Prominenten findet das Verfahren Anwendung. So ist dann beispielsweise eine Einbalsamierung vorgeschrieben, wenn jemand in Deutschland verstirbt und in sein Heimatland überführt werden soll. Zumindest wenn zwischen dem Eintritt des Todes und der Verabschiedung oder Beerdigung lange Zeit vergeht, informiert der Experte Berger.
Ob auch der Körper der verstorbenen Königin Elizabeth II. einer derartigen Behandlung unerzogen wurde, lässt sich aber nur mutmaßen, und eine Erklärung des Palastes ist hierzu nicht zu erwarten. Genau wie zu der Frage, ob der Sarg vielleicht sogar leer ist. Der Bestatterverband Niedersachsen hält aber eine Einbalsamierung für sehr wahrscheinlich. Die "Bild"-Zeitung möchte zudem gehört haben, dass der Leichnam bis zur Beisetzung unter anderem mit speziellen Kühlplatten konserviert wird.
Darüber hinaus dürfte der Sarg der Queen in einem gekühlten Bestattungskraftwagen transportiert worden sein und werden. "Viele Bestattungskraftwagen haben eine separate Kühlung, die gerade bei Langstreckenüberführungen zugeschaltet werden kann", erklärt dazu Gebauer.
(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 14. September 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de