
Erkennen Sie sie? Natürlich: John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr in ihren "Sgt. Pepper"-Outfits.
(Foto: Knesebeck)
Wenn Sie glauben, schon alles über die Beatles zu wissen: Dieses Buch wird Sie eines Besseren belehren. Zwei britische Nerds haben unglaubliche Details zusammengetragen und stellen sie in bunten und witzigen Grafiken vor. Ein großer Spaß!
Die Beatles gab es nur zehn Jahre, von 1960 bis 1970, aber ihr Einfluss ist unvergleichbar und reicht bis heute. Sie sind die erfolgreichste Band der Musikgeschichte - mit der gigantischen Zahl von mehr als 600 Millionen verkauften Tonträgern (ihre Plattenfirma EMI spricht sogar von über 1 Milliarde!).

John, Paul, George und Ringo werden im gesamten Buch nur durch Frisur, Augenbrauen und Gesichtsform dargestellt - und sind dennoch gut erkennbar.
(Foto: Knesebeck)
Nach einer harten Lehrzeit mit vielen Live-Auftritten in Hamburg und Liverpool erschien ihre erste Single, "Love me do", im Oktober 1962. Von da an ging es steil nach oben, sie eroberten die USA und den Rest der Welt. In ihren erfolgreichsten Jahren 1964-68 führten die britischen "Pilzköpfe", wie sie wegen ihrer Frisur genannt wurden, in so ziemlich allen Ländern der westlichen Welt die Hitparaden an. Im Oktober 1963 bereits war die Beatlemania ausgebrochen, eine Welle der Euphorie, ja Hysterie, die die Fans erfasste und die Mädchen lange und laut geradezu besinnungslos kreischen ließ, sobald sie die Beatles erblickten - nicht nur bei Konzerten, auch im Kino bei den Beatles-Filmen. Wo die Fab Four auch auftauchten, wurde der Verkehr lahmgelegt, Flughäfen und Hotels von Tausenden Fans belagert.
Auch bei den Konzerten war dann schließlich mehr das Kreischen und kaum noch Gesang und Musik der vier Briten zu hören, sodass sie irgendwann aufhörten, live aufzutreten - im August 1966 hatten die Beatles in San Francisco ihren letzten öffentlichen Auftritt. Und im April 1970 gaben sie schließlich ihre Trennung bekannt.
Viel Bild statt viel Text
Was hier extrem kurz zusammengefasst wurde, geht auch viel länger, genauer und detaillierter - und genau das haben zwei britische Nerds mit dem Buch "Die Beatles-Story" gemacht. Die Grafikdesigner John Pring und Rob Thomas haben so ziemlich alles zusammengetragen, was man über die Band zusammentragen kann. Sie bringen diese Masse an Information aber nicht etwa in Form eines dicken, textlastigen Buches heraus, sondern mithilfe von Bildern - mit Infografiken, Karten und Zeitlinien in verschiedenen Farben und Formen. Die Grafiken sind zwar oft mit ergänzendem Text versehen, aber in aller Kürze und übersichtlich.

Je nachdem, in welchem Jahr das Buch sich gerade befindet, wird der jeweilige Anzug-Stil hervorgehoben.
(Foto: Knesebeck)
Und was Pring und Thomas nicht alles herausgefunden haben! Nichts scheint zu abseitig und nebensächlich, um nicht doch mit aufgeführt zu werden. So erfährt man, in welchen Bands John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr vorher mitgespielt haben (und es waren viele!). Wie sie eigentlich richtig heißen. Ihre Lieblingsbücher als Kinder. Ihre lustigsten Pressekonferenz-Antworten ("Press Conference Humor"). Wer welche Instrumente spielte. Und welche Anzüge sie wann trugen - man beobachtet den "modischen Wandel" der Beatles von 1963 bis 1970, von den schmal geschnittenen, kragenlosen Anzügen der Anfangsjahre hin zu den bunteren der Endsechziger.
Zeitgeschichtliche Einordnung
Diese einzelnen Themen sind eingebettet in eine Chronik der einzelnen Alben; all das ist zudem zeitgeschichtlich eingeordnet - was passierte in dem Jahr noch? Hier werden historisch bedeutsame Ereignisse aufgeführt wie der Weltraumflug der sowjetischen Kosmonautin Walentina Tereschkowa im Juni 1963, der erste James-Bond-Film im Mai oder die "I have a dream"-Rede von Martin Luther King im August desselben Jahres mit der darauf folgenden Aufhebung der Rassentrennung in den USA im Juli 1964. Aber auch musikalisch bedeutsame Daten wie die Veröffentlichung des Debütalbums der Rolling Stones im April 1964 - jener britischen Musiker, die als angeblich böse Buben als Gegenpol zu den angeblich braven Beatles inszeniert wurden. Oder das Debütalbum von The Kinks (Oktober 1964) und von Pink Floyd sowie das Livedebüt von Fleetwood Mac (beides August 1967).
"Die Beatles-Story" geht natürlich auch detailliert auf die einzelnen Alben der Fab Four ein. Nicht nur darauf, wer welche Songs schrieb, wie viele Eigenkompositionen und wie viele Coverversionen jeweils drauf sind, welcher Platz in den Charts erklommen wurde und in welcher Tonart die Songs komponiert wurden. Sogar verschiedene Alternativen für Albumtitel haben die Autoren herausgefunden - so sollte "Revolver" (1966 erschienen) zwischenzeitlich "The Beatles on Safari", "Magic Circles", Freewheelin' Beatles", "Abracadabra", "After Geography", "Four Sides to the Circle" oder auch "Bubble & Squeak" heißen.
McCartney tot seit 1966?
Wer sich schon immer gefragt hat, auf welchen Gitarren die Beatles eigentlich spielten - hier erfährt man es. Ebenso, wovon einzelne Songs wie "Penny Lane", "Paperback Writer" oder "I am the Walrus" eigentlich handeln. Die Verschwörungstheorien um den angeblichen Tod von Paul McCartney im Jahr 1966 werden anhand einer "Blütenlese der Lieblingstheorien" der Autoren vorgestellt. Und natürlich ihre Filme - von "A hard day's night" 1964 bis zu "Let it be" 1970.
Nicht unerwähnt bleibt die spektakuläre Platzierung der Beatles in Hitlisten: "Am 4. April 1964 schafften die Beatles, was nach menschlichem Ermessen wohl nie wieder jemandem gelingen wird: Sie belegten die ersten fünf Plätze der Hot-100-Charts im Fachmagazin 'Billboard'. Außer diesen Spitzenplätzen standen weitere sieben ihrer Songs in den Top 100, also insgesamt 12 gleichzeitig."
Ohne Elvis keine Beatles
Die musikalischen Einflüsse auf die Band nehmen einen größeren Raum im Buch ein. Schließlich hatten die Beatles nicht nur Fans - sie waren und sind auch selbst welche und hielten sich mit Lob, Ehrerbietung und Dankbarkeit nicht zurück, vor allem gegenüber US-Musikern. Seien es die Beach Boys und ihre Platte "Pet Sounds": "'Pet Sounds' kam für uns wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Allein schon, wie Brian seine Lieder schrieb. Ich liebe dieses Album ganz und gar. In meinen Augen verfügt jemand erst dann über musikalische Bildung, wenn er dieses Album gehört hat", wird McCartney zitiert.
Oder Elvis, der King of Rock'n'Roll: "Nichts ging mir richtig nahe, bevor ich Elvis hörte. Wenn es Elvis nicht gegeben hätte, gäbe es die Beatles auch nicht", sagte Lennon, der auch Bob Dylan würdigte: "1964 hörte ich in Paris zum ersten Mal überhaupt von Dylan. Paul bekam die Platte 'The Freewheelin' Bob Dylan' von einem französischen Radiomoderator geschenkt. Während der nächsten drei Wochen hörten wir sie ununterbrochen an. Dylan brachte uns zum Durchdrehen." Er soll den Beatles dann auch das Kiffen nähergebracht haben, "was dazu führte, dass die Gruppe verstärkt mit Rauschdrogen experimentierte."
Kurzum: Man erfährt in der "Beatles-Story" so gut wie alles über die vier Pilzköpfe - vielleicht "mehr, als man jemals wissen wollte", räumen die Autoren ein - und das, ohne lange Texte zu lesen. Eine sehr unterhaltsame Reise durch die musikalische Zeitgeschichte der 1960er-Jahre, ein großer Spaß.
Quelle: ntv.de