

Yeah.
Yeah.
Yeah.
Es sind die Fab Four.
Die Pilzköpfe.
Die Jungs aus Liverpool.
George!
Paul!
Ringo!
John!
So may I introduce to you, the act you've known for all this years (wie es so schön in "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" heißt): …
… The Beatles.
Kennt man ja. Kann man mitpfeifen.
Der Beginn des Siegeszuges um die Welt, der Start der Beatlemania, ist nun ziemlich genau 50 Jahre her.
Unsere Mütter und manchmal auch unsere Väter kreischten sich wegen der vier schmucken Musiker die Kehlen wund.
Sie legten sich mit den Ordnungskräften an und …
… hätten ihre Jungs am liebsten gar nicht mehr losgelassen. Sowas gibt es heute ja nur noch bei Retorten- und Castingbands.
Davon sind die Beatles aber weit entfernt. Als die große Welle über sie hereinbricht, …
… haben sie bereits eine bewegte Bandgeschichte hinter sich: …
… John Lennons erste Versuche mit The Quarrymen, das erste Treffen mit Paul McCartney (für Nostalgiker: Es war der 6. Juli 1957), …
… die ersten gemeinsamen Auftritte. Dann werden Georg Harrison, Stuart Sutcliffe und Pete Best (Bild) in die Band aufgenommen, man nennt sich The Silver Beatles und im August 1960 schließlich The Beatles.
Mit frischem Namen und noch zu fünft folgen die mythisch umrankten wilden Jahre, zunächst in Hamburg - im Stripschuppen "Indra", im "Kaiserkeller" und im "Star-Club" -, später auch im Liverpooler "Cavern Club".
Stundenlang steht die Band hier auf den Bühnen, heizt die Menge an und spielt eine Rock'n'Roll-Show, die meist wüst endet. Es sind wichtige Lehrjahre, die ihre spätere musikalische Meisterschaft begründen.
Also Obacht, liebe Casting-begeisterte Flitzpiepen: Nur wer übt, übt und nochmals übt, hat überhaupt eine Chance auf den Thron.
Zurück zu den Beatles: In Hamburg stehen sie auch erstmals in einem professionellen Aufnahmestudio, zusammen mit dem (im Februar 2013 verstorbenen) Tony Sheridan.
Und es braucht schon einen Künstler wie Jürgen Vollmer (nicht im Bild), um den vier Briten den Haarschnitt zu verpassen, der mindestens so berühmt ist wie ihre Songs: den Pilzkopf.
Weil Paul McCartney angeblich ein Feuer gelegt hat, muss die Band aber zurück nach England. Sutcliffe, der die Band daraufhin verlässt, stirbt bald darauf an einer Hirnblutung in Hamburg. Er gilt wie Pete Best als "fünfter Beatle".
Aufwärts geht’s, als Manager Brian Epstein das Ruder übernimmt. Er besorgt den Musikern Vorspieltermine. Decca hat die große Chance - und wird mit der Ablehnung der Band zum späteren Gespött der Branche. Ja, genau, Gitarrenmusik ist ja sowas von out.
Die Beatles spielen derweil weiter vor und haben bei George Martin in den Abbey-Road-Studios mehr Glück. Nochmal das Datum für Nostalgiker: Wir schreiben den 6. Juni 1962.
Bevor die Band mit einem Plattenvertrag in der Tasche dann richtig durchstartet, ersetzt sie aber noch Pete Best durch Ringo Starr am Schlagzeug. Die Gründe dafür sind bis heute nicht ganz klar. Vermutlich ist sein Spiel einfach zu ungenügend.
Und dann geht es Schlag auf Schlag: Die erste Single "Love Me Do" erscheint am 5. Oktober 1962.
Am 11. Januar 1963 folgt "Please Please Me", der erste Nummer-eins-Hit der Band. Die erste professionelle Tournee durch Großbritannien beginnt wenige Wochen später. Und ja, damals ging es noch per Kleinbus durchs Land.
Weil die Band so erfolgreich ist, wird eiligst ein erstes Album zusammengeschustert. "Please Please Me" wird in 12 Stunden eingespielt und kommt am 22. März 1963 in die Läden.
Seitdem sammeln die Beatles Rekorde. Alle ihre Alben (mit einer Ausnahme) erreichen in Großbritannien den Spitzenplatz der Charts. Gleiches gilt für alle Singles zwischen 1963 und Februar 1967. In unzähligen weiteren Ländern sieht es nicht anders aus.
Und die Fans liegen der Band zu Füßen. Dass die Presse von "musikalischer Naivität" und "abgedroschenen Akkorden" spricht, ist ihnen herzlich egal.
Bis heute faszinieren die Bilder von den kreischenden, …
… überwiegend weiblichen Anhängern, …
… die nur beim Anblick einer der Pilzköpfe der Ohnmacht nahe sind.
Es sind wild gewordene Teenager, die selbst von gestandenen Polizisten nicht aufgehalten werden können.
Da spielt es auch keine Rolle, ob die Beatles in England auftreten, in Deutschland oder in den USA. Die Szenen sind überall ähnlich.
Und die Band?
Die scheint den Trubel mit Gleichmut zu ertragen.
Und mit allerlei Albernheiten und Schabernack.
Vor allem Ringo Starr erweist sich als Spaßmacher.
Aber natürlich bleibt das alles blitzsauber. Da erinnert nichts mehr an die wüsten Hamburger Jahre.
Die Beatles sind der Traum jeder Schwiegermutter - im Gegensatz zu ihren größten Rivalen, ...
… den "schmutzigen", bluesigen Rolling Stones. Dabei ist das Verhältnis gut: Lennon und McCartney schenken den Stones sogar einen Song, der deren zweite Single wird.
Für das sauber polierte Image der Beatles sorgt Manager Epstein, der auch auf die Disziplin achtet. Anders wäre das Programm dieser Monate ja auch kaum auszuhalten.
Permanent ist die Band in Europa auf Tour, im Studio oder bei Fernsehshows. Zudem erhält sie bei der BBC eine eigene wöchentliche Radiosendung. Liverpool sehen die vier dabei kaum noch.
Ständiger Begleiter der Band wird die Polizei, die als Eskorte zur Bühne und zurück bereitsteht. Vor den Türen hält sie derweil Wasserwerfer bereit.
Denn die Fans werden immer ekstatischer und lauter, immer mehr strömen zu den Konzerten, die nicht selten im puren Chaos stattfinden.
Die Band wird erfinderisch: Mal verkleidet sie sich als Polizisten, um unbehelligt zum Konzertort zu gelangen, mal hilft nur noch die Flucht durch das Kanalsystem.
Die Medien berichten eifrig darüber und wirken so nochmals als Verstärker. Von der nächsten Single "She Loves You" werden denn auch gleich mal 1,6 Millionen Exemplare abgesetzt - dieser britische Rekord hält bis heute.
Als wäre das noch nicht genug, tritt die Band am 13. Oktober 1963 in einer beliebten Fernsehsendung auf. 15 Millionen Menschen schauen zu. Der Tag gilt als Beginn der Beatlemania.
Es folgen das zweite Album "With The Beatles", das noch etliche Coversongs enthält, und die nächsten Singles, darunter "Can't Buy Me Love", "Komm gib mir deine Hand" und "Sie liebt dich" - extra für den deutschen Markt.
Außerdem kommt der Song "I Want To Hold Your Hand" heraus - er wird die erste Nummer 1 in den USA und sorgt dafür, dass die Beatlemania auch über den großen Teich schwappt.
Eine Hilfe ist auch Showmaster Ed Sullivan, der die Beatles-Begeisterung schon in London miterlebt und die Band engagiert hat - ohne auch nur einen Song zu kennen. Die beiden Auftritte in dessen Show Anfang 1964 sehen fast 74 Millionen US-Amerikaner.
Aber auch der Rest der US-Stippvisite wird ein Triumphzug, dank kesser Antworten auf Journalistenfragen und geschickt arrangierter PR-Termine etwa mit Cassius Clay (der sich im selben Jahr in Muhammad Ali umbenennt).
Der Lohn: Im April belegen die Beatles in den USA die ersten fünf Positionen der Charts.
Ohnehin erreicht die Beatlemania 1964 ihren Höhepunkt. In England stehen die Fab Four für ihren ersten Film "A Hard Day's Night" vor der Kamera, der zusammen mit dem Soundtrack ein großer Erfolg wird.
Es folgen eine Welttournee, die Ringo Starr teils verpasst, weil er an einer Mandelentzündung laboriert, und eine nicht minder triumphale US-Tour, während der ihnen Bob Dylan auch noch den Genuss von Marihuana nahebringt.
Mittlerweile ziehen George, Paul, Ringo und John bei ihrem Erscheinen Hunderttausende Menschen an. Überall werden sie begeistert begrüßt. Aber das permanente Touren, die ständige Belagerung durch Anhänger zehren an den Kräften.
Und die Musik auf dem Album "Beatles for Sale" wirkt auch nicht mehr so frisch. Wohl auch deshalb lassen sie es 1965 etwas ruhiger angehen.
Auf den Bahamas und in Österreich drehen sie den zweiten Film "Help!". Sie nehmen weitere Songs auf, darunter das heute legendäre "Yesterday", und touren durch Europa und die USA.
Im New Yorker Shea Stadium präsentieren sie sich erneut als Vorreiter - es ist das erste Stadionkonzert der Musikgeschichte mit den meisten Zuschauern bisher.
Der Lärmpegel ist allerdings so hoch, dass die Musik eigentlich gar nicht zu hören ist. Immerhin treffen die Beatles auf dieser Tour Elvis, der sich zu dieser Zeit vom Rock'n'Roller zum Film-Softie entwickelt.
Und schließlich wird das Jahr gekrönt mit der Verleihung des Orders of the British Empire. Einige Militärs sehen die Gleichsetzung mit Popstars aber nicht so gern und geben ihre Orden zurück.
Man könnte an dieser Stelle einen Schnitt machen und hätte das Porträt einer äußerst erfolgreichen Popband, denen ein Platz in den Geschichtsbüchern sicher ist.
Aber die Beatles gibt es noch fünf weitere Jahre. Die Hysterie legt sich ein wenig, dafür erklimmen George, Paul, Ringo und John musikalisch neue Höhen.
Da wäre schon das Album "Rubber Soul", das noch 1965 erscheint. Es bietet weniger Beatmusik, dafür aber mehr Experimente wie das Sitar-Spiel bei "Norwegian Wood".
1966 folgen weitere Tourneen - es werden die letzten sein. Die Musiker sind es leid, permanent vom Publikum übertönt zu werden. Zudem kommt es zu mehreren Zwischenfällen.
In Japan gibt es Proteste, weil sie in einer Kampfkunst-Halle auftreten. Auf den Philippinen geraten sie mit Anhängern von Diktator Marcos aneinander, dessen Essenseinladung sie ablehnen.
In den USA wiederum werden sie massiv wegen John Lennons oft zitiertem Ausspruch angefeindet, die Beatles seien größer als Jesus. Die Scheiterhaufen für Beatles-Platten sind schnell errichtet.
1966 ist aber auch das Jahr, in dem mit "Revolver" ein wegweisendes Album erscheint. Statt treibenden Gitarren setzt die Band immer mehr auf experimentelle Ausdrucksformen, auf neue Instrumente, Soundeffekte und ausgeklügelte Kompositionen.
Und ja, da sind auch Drogen im Spiel. Und zwar nicht mehr nur Marihuana. Die Beatles entdecken LSD für sich.
Ist es da ein Wunder, dass sie sich ihrer grauen Anzüge entledigen, sie durch bunte Kleidung ersetzen und den Bartwuchs für sich entdecken? Eine neue Ära hat begonnen und die Beatles sind ganz vorne mit dabei.
Das gilt auch musikalisch: Wurde die erste Platte noch in zwölf Stunden aufgenommen, braucht "Sgt. Pepper's Lonely Heart Club Band" fünf Monate. Richtig: Monate.
Das Ergebnis ist ein Meilenstein der Musikgeschichte, ein bunt glitzerndes Panoptikum mit Konzept. Mitsing-Lieder wie "With a Little Help From My Friends" und gitarrenbetonte Songs wie "Lucy in the Sky with Diamonds" …
… wechseln sich mit Gute-Laune-Nummern wie "When I'm Sixty-Four" und "A Day in the Life" (hier der Text) ab, für das sie ein Orchester ins Studio bitten.
Andere Musiker wie Beach-Boys-Mastermind Brian Wilson verzweifeln nahezu angesichts der musikalischen Höhen, die die Beatles mal eben erklimmen. Sie sind nicht mehr nur eine äußerst erfolgreiche Popband, sondern setzen sich selbst ein Denkmal für die Ewigkeit.
Und mit "All You Need is Love" singen sie eben noch die Hymne der Hippiebewegung.
Nicht nur musikalisch, auch spirituell gehen sie ganz neue Wege: Durch Maharishi Mahesh Yogi entdecken sie die Meditation für sich.
Während eines Indienbesuchs bei dem Guru stirbt im August 1967 allerdings ihr Manager Brian Epstein. Seitdem fehlt den vieren etwas die Richtung, erste Risse werden deutlich.
Das gilt zum Beispiel für den Film "Magical Mystery Tour", der nach seiner Ausstrahlung im Fernsehen zum ersten großen Flop der Gruppe wird.
Zudem gründen sie das Unternehmen Apple, das rein gar nichts mit dem heutigen iKonzern zu tun hat (allerdings für einigen Rechtsstreit mit diesem sorgte). Doch auch diese Unternehmung wird ein totaler Fehlschlag.
Immerhin scheint die musikalische Kreativität nicht zu versiegen, wozu auch ein längerer Indienaufenthalt 1968 beiträgt. Material ist genug vorhanden, nur kriselt es zwischen den vier Musikern. Ringo Starr kann nur mit Mühe dazu überredet werden, in der Band zu bleiben.
Als Grund wird immer wieder Lennons neue Freundin Yoko Ono genannt. Doch die steigenden künstlerischen Differenzen vor allem zwischen Lennon und McCartney dürften der eigentliche Grund sein.
Die Stimmung ist jedenfalls düsterer, als es Film und Soundtrack zu "Yellow Submarin" vermuten lassen.
Mit "Hey Jude" veröffentlichen die Beatles noch einmal eine sehr erfolgreiche Single - die erfolgreichste ihrer Laufbahn. Hinzu kommt das Ende November 1968 herausgebrachte Doppelalbum "The Beatles" ("The White Album").
Zum endgültigen Zerwürfnis werden aber die von Kameras dokumentierten Aufnahmen zu "Let it Be". Die Streitereien innerhalb der Gruppe lassen sich kaum noch verheimlichen, die Aufnahmen müssen unterbrochen werden.
Der zwischenzeitlich eingelegte legendäre Auftritt auf dem Dach des Apple-Gebäudes wird zur letzten Live-Show. Sie wird von der Polizei beendet.
Die vertrackte Situation wird durch verschiedene Ereignisse nicht gerade erleichtert: Harrison wird wegen Drogenbesitzes verurteilt. McCartney und Lennon heiraten. Wobei Lennon danach erst mal einige Zeit mit Yoko im Bett verbringt.
Zudem haben die Beatles geschäftliche Schwierigkeiten, es kommt zum Streit um die Rechte an den Kompositionen der Band. McCartney lehnt auch den neuen Manager Allen Klein ab.
Trotzdem raufen sich die vier zu neuen Plattenaufnahmen zusammen. Das Ergebnis ist das überzeugende Album "Abbey Road" mit Hits wie "Here Comes the Sun" und "Come Together".
Aber es sind letzte Male, die die Band erlebt. Die letzten gemeinsamen Studioaufnahmen, die letzte Fotosession, die letzten gemeinsamen Songs, die geschrieben werden. Es ist ein Abschied auf Raten.
Das letzte Album "Let it Be" erscheint - nach umstrittener Fertigstellung durch Phil Spector - am 8. Mai 1970. Es ist das Produkt der verkorksten und zwischenzeitlich unterbrochenen Filmaufnahmen.
Die Band existiert da schon nicht mehr, Paul McCartney hat sie verlassen. Die Musiker reden ohnehin kaum noch miteinander, Starr und McCartney arbeiten bereits an Soloalben. Nur eine kurze, letzte Nachricht an die Fans erscheint: …
… "10. April 1970: Der Frühling ist da, und Leeds spielt morgen gegen Chelsea, und Ringo und John und George und Paul sind am Leben und wohlauf und voller Hoffnung. …
… Die Welt dreht sich weiter, so wie wir und so wie ihr. Erst wenn sie aufhört sich zu drehen - das wird der Zeitpunkt sein, sich zu sorgen. Vorher nicht. …
… Bis dahin sind die Beatles am Leben und wohlauf, und der Beat geht weiter, der Beat geht weiter …" (Text: Markus Lippold)