Lachen ohne Til Schweiger "Wie Männer über Frauen reden"
12.05.2016, 15:00 Uhr
Über 40, Single und Spaß dabei: Oliver Korittke als "DJ".
(Foto: WMÜFR GmbH)
Ja, es gibt auch noch deutsche Beziehungskomödien, bei denen Til Schweiger seine Finger nicht mit im Spiel hat. Wozu auch, wenn dafür etwa "Victoria"-Star Frederick Lau mitwirkt und zudem existenzielle Fragen im ewigen Geschlechterkampf geklärt werden?
Wie macht eine Frau einen Mann am besten eifersüchtig? Klar, mit seinem allerbesten Kumpel. Also nix wie ein paar benebelnde Liebestropfen ins Glas des Typen geträufelt, ihn betrunken gemacht, in die Kiste geschleppt und dort zum Beischlaf genötigt. Oder - angesichts des komatösen Zustands des Opfers - auch nicht. Ist ja letztlich egal, wenn er sich am nächsten Morgen an den genauen Verlauf der Nacht nicht mehr erinnern kann. Hauptsache, er ist in ihrem Bett aufgewacht. Mission erfüllt. Spätestens jetzt sollte der eigentliche Adressat der Aktion mit den Fäusten auf die Brust schlagend auf der Bildfläche erscheinen ...
Nein, das hat nicht wirklich etwas damit zu tun, "Wie Männer über Frauen reden", ist aber trotzdem einer der Handlungsstränge in der so betitelten Komödie von Henrik Regel. Der in Berlin geborene Regisseur mischte zunächst in der HipHop-Szene der Hauptstadt kräftig mit, ehe er zum Film kam. Mit der Dokumentation "Unlike U - Trainwriting in Berlin" über Graffiti-Sprüher fanden er und Björn Birg, der bei "Wie Männer über Frauen reden" nun als Produzent agiert, erstmals Beachtung. Jetzt präsentiert er sein Spielfilmdebüt. Das Besondere daran: Der Streifen wurde ohne jegliche Filmförderung, nur mit privaten Mitteln und der Hilfe von Crowdfunding finanziert. Trotzdem wartet er mit etablierten Darstellern wie Oliver Korittke, Frederick Lau oder Barnaby Metschurat auf.
Porno-Pointen und Tampon-Tiraden
Apropos Frederick Lau: Nicht zuletzt wegen seiner Rolle in "Victoria" ist der 26-Jährige mittlerweile zum Shooting-Star avanciert, den Deutschen Filmpreis inklusive. Schon das in nur einem Take gedrehte Filmexperiment mit gelungenem Ausgang ließ die deutsche Hauptstadt hochleben. Und auch "Wie Männer über Frauen reden" kann man das Etikett "Berlin-Film" anheften. Und zwar nicht nur, weil die Handlung hier angesiedelt ist und die Kamera einen tief in die Berliner Szene-Kieze, vor allem Kreuzberg, zieht. Auch das Ensemble vor und hinter der Kamera - den im Bezirk Steglitz geborenen Lau eingeschlossen - besteht nahezu ausschließlich aus waschechten Berlinern. Weesste, wa.
Dass der Hauptstadt-Charme in "Wie Männer über Frauen reden" weniger glattgebügelt als authentisch rau herüberkommt, ist auch eines der Hauptunterscheidungsmerkmale des Films zu Genre-Verwandten wie "Keinohrhasen" und Co. Vom derberen Humor, der in dem Streifen mit Porno-Pointen, Wix-Witzen und Tampon-Tiraden zum Tragen kommt, mal ganz zu schweigen. So versprüht "Wie Männer über Frauen reden" eher Indiefilm-Flair als Multiplex-Atmosphäre - auch wenn sich in ihm wie in gefühlt neuneinhalb der letzten zehn Schweiger-Filme ebenfalls alles um Beziehungen, Generationenfragen, Liebe, Herzschmerz und natürlich Sex dreht. Oder Ficken. Oder Bumsen. Da sind sich die Darsteller im Film auch nicht so ganz sicher.
Echte Probleme und Kinderkacke
Und? Wie reden jetzt die Männer über Frauen? Nicht immer nett, jedenfalls wenn sie auf den Spitznamen DJ (Oliver Korittke) hören. Der 40-Something hat zwar einen bereits erwachsenen Sohn, den er Martini (Frederick Lau) schimpft, aber ansonsten genießt er lieber das Single-Dasein im Berliner Nachtleben. Sein bester Freund ist Frankie (Barnaby Metschurat), der mit Blick auf das andere Geschlecht eigentlich auch nichts anbrennen lässt, sein Herz jedoch auf einmal an seine Ewig-Kumpeline Tine (Ellenie Salvo González) zu verlieren droht. Verglichen zu den Problemen, die Martini mit seiner sich als Dauerschleifen-Dirty-Talkerin entpuppenden Freundin im Bett hat, ist das jedoch geradezu Kinderkacke …
Der Titel "Wie Männer über Frauen reden" dürfte eine gewisse Sogwirkung beim Kinopublikum entfalten. Doch zu viele Aufschlüsse über maskuline Gehirnwindungen sollten Mann und Frau sich von dieser Komödie nicht versprechen, zumal auch weibliche Klischees zu Genüge bedient werden. Die Dialoge und deren Darbietung mögen an manchen Stellen holpern. Wer indes einfach nur eineinhalb amüsante Stunden im Kino verbringen will, der dürfte auf seine Kosten kommen.
"Wie Männer über Frauen reden" läuft ab dem 12. Mai 2016 in den deutschen Kinos.
Quelle: ntv.de