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Lords of Liverpool Mit dem ESC auf Beatles-Pfaden

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Nur das Wetter war während ihrer Beatles-Tour nicht ganz so magisch: Lord of the Lost.

(Foto: picture alliance/dpa)

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Der Eurovision Song Contest dominiert gerade alles in Liverpool. In der Musikhistorie der Stadt wird er aber wohl nur eine Fußnote bleiben. Die Beatles hingegen haben in der Hafenmetropole überall ihre Spuren hinterlassen. Spuren, denen auch Lord of the Lost auf ihrer ESC-Mission folgen.

Eines muss man Liverpool lassen: Wenn es um Musik geht, spielt die Stadt tatsächlich die erste Geige. Das stellt sie auch als Veranstaltungsort des Eurovision Song Contests (ESC) unter Beweis. Wie kaum ein ESC-Ausrichter in den Jahren zuvor scheint die Wiege der Beatles die Veranstaltung geradezu aufzusaugen und zu umarmen.

So ist der ESC in diesen Tagen tatsächlich allgegenwärtig in Liverpool. Im Zentrum der immerhin rund eine halbe Million Einwohner zählenden Stadt kann man kaum einen Schritt gehen, ohne dass nicht schon das nächste Werbebanner, die nächste Leuchtschrift oder die nächste Hinweistafel auf das Event aufmerksam machen würde. Das jedoch zugleich in einer wohltuenden Bescheidenheit. Dass die Farben Blau und Gelb eindeutig dominieren, unterstreicht, dass man hier nur die Stellvertreterrolle für die Ukraine übernommen hat.

Diese Rolle füllt Liverpool jedoch nur allzu gern nach Kräften aus: Mit dem Pier Head hat man gleich ein komplettes Hafenviertel zur Public-Viewing- und Party-Zone erklärt. Die Musik aus 67 Jahren ESC-Geschichte ist zudem nicht nur in diesem "Eurovision Village" ein Dauerbrenner, sondern auch in den Pubs und auf den Bühnen, die in der Fußgängerzone für Straßenmusiker aufgebaut wurden.

Musik liegt in der Luft

So liegt, wo man geht und steht, Musik in der Luft. Und ist es keine ESC-Musik, dann sind es mit hoher Wahrscheinlichkeit Songs der Beatles, die aus den Boxen kommen. Jedenfalls, sobald man ins Cavern-Viertel kommt, in dem sich tief unter der Erde in einem Kellergewölbe auch der legendäre Cavern Club befindet. Hier trafen die Beatles nicht nur erstmals mit ihrem späteren Erfolgsmanager Brian Epstein zusammen. Hier traten die Fab Four zwischen Februar 1961 und August 1963 auch ganze 292 Mal auf.

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Auch ein Akustik-Set im legendären Cavern Club stand auf dem Liverpool-Programm der Gruppe.

(Foto: picture alliance/dpa)

Kein Wunder, dass es sich Lord of the Lost am Rande ihrer ESC-Mission für Deutschland nicht nehmen ließen, in dem geschichtsträchtigen Club ein kleines Konzert zu geben. Am Dienstag lieferte die Band, die schon seit 15 Jahren existiert und bislang zehn Alben veröffentlicht hat, vor einer überschaubaren Schar ausgewählter Gäste eine Kostprobe ihres Könnens ab - morgens um 10 Uhr mit Songs in Akustik-Version. Doch das reichte schon aus, um die Träume von einer guten ESC-Platzierung in diesem Jahr bei vielen zu beflügeln. Spätestens als Frontmann Chris Harms zum Höhepunkt der Show den Wettbewerbsbeitrag "Blood & Glitter" anstimmte, sah und hörte man nicht nur eingefleischte Fans, sondern auch so einige Journalistinnen und Journalisten beim Refrain mitsingen.

Um Fragen zu Bezügen zu Liverpool und den Beatles kommt dabei auch die Gothic-Metal-Band selbstredend nicht herum. Nicht nur die Profession, sondern auch die Hamburger Herkunft von Lord of the Lost suggeriert schließlich potenzielle Gemeinsamkeiten. Tatsächlich weiß Harms hier dann auch mit einer Anekdote aufzutrumpfen, die sich jedoch weniger um ihn selbst dreht als um -seine Mutter. Die habe ihm von der Zeit Anfang der 60er-Jahre berichtet, als Hamburg vorübergehend zu einer zweiten Heimat für die Beatles wurde. Alles könne sie ihm jedoch nicht über ihre Erlebnisse mit den Beatles verraten, habe ihm seine Mutter gesteckt, so Harms. Und so rätselt er nunmehr nicht länger allein darüber, wie sie das wohl gemeint haben könnte.

Auf "Magical Mystery Tour"

An diesem Mittwochmorgen dann ging die Spurensuche auf dem Pfad der Beatles für die fünf Bandmitglieder mit einer "Magical Mystery Tour" im Bus weiter. Angelehnt an den gleichnamigen Beatles-Song werden in Liverpool Stadtbesichtigungen angeboten. Die führen dann etwa zu den Häusern, in denen die Beatles einst lebten, zur von Paul McCartney besungenen "Penny Lane" oder zu den "Strawberry Fields", über die John Lennon sinnierte.

Die Tour, zu der Lord of the Lost aufbrachen, wurde dabei von einem Guide geführt, der sich prompt als kleiner Bruder von Holly Johnson, Sänger der ebenfalls nicht ganz unbekannten Liverpooler Band Frankie goes to Hollywood, zu erkennen gab. Eben jene Frankie goes to Hollywood, die just zur ESC-Eröffnung am Sonntag ihr erstes gemeinsames Bühnencomeback nach 36 Jahren gefeiert hatten. Gefragt, ob denn mit weiteren Aktivitäten der Gruppe zu rechnen sei, wiegelte Johnsons Bruder jedoch ab. Die Bandmitglieder könnten sich auch Jahrzehnte nach ihrer Trennung im Streit nicht wirklich leiden. Das sei eine Schande - aber wohl nicht zu ändern.

Auch die Beatles waren irgendwann nicht mehr gut aufeinander zu sprechen. Bei Lord of the Lost hingegen sind die Dinge offenbar anders gelagert. Bandgründer Harms zumindest ist darauf bedacht, auch seinen Mitstreitern in Liverpool Raum zu geben und nicht als One-Man-Show aufzutreten. Egal, was auch passiert, seien sie immer auch noch Freunde, erklärte er beim Auftritt im Cavern Club. Eigentlich die besten Voraussetzungen für den ESC, bei dem bekanntlich niemand so recht weiß, wo am Ende die Reise hingeht.

Quelle: ntv.de

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