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"Tatort" im Fußballwetten-Milieu Der Fall ist rund

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Alles dreht sich um Fußball - auch bei Kommissar Jan Pawlak (Rick Okon) in seinem letzten Fall.

Alles dreht sich um Fußball - auch bei Kommissar Jan Pawlak (Rick Okon) in seinem letzten Fall.

(Foto: WDR / Bavaria Fiction GmbH / Thomas Kost)

Nach sechsjähriger Dienstzeit verabschiedete sich Rick Okon alias Jan Pawlak vom Dortmunder "Tatort". Ein Abgang zwischen Aufbruch und Melancholie, zudem mit "Cash" ein Fall, der ihn noch einmal in den Mittelpunkt stellte - vor dem Hintergrund eines hochaktuellen Themas.

Der Ball ist rund. Das Spiel hat 90 Minuten. 22 Spieler jagen dem Ball nach und am Ende gewinnt Deutschland. Die guten, alten Fußballweisheiten sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Zugegeben, der Ball ist immer noch rund, auch wenn ihm das Football-Ei zuletzt einiges an Popularität abgerungen hat. Die Spiele selbst dauern jedoch schon mal 100 bis 105 Minuten, der großzügig verteilten Nachspielzeit sei Dank, und die Mär, dass Deutschland bei Abpfiff die Nase vorn hat, wie Gary Lineker es einst in einen Spruchklassiker verpackte, rückt zunehmend auf die hinteren Seiten der Fußball-Annalen.

Und dann ist da ja auch noch die Sache mit den DFL-Investoren. Wer sich in den letzten Wochen zu einem Bundesligaspiel ins Stadion begab, musste etwas mehr Zeit einplanen, nicht nur aufgrund der Overtime, sondern auch wegen der Proteste gegen den Einstieg undurchsichtiger Geldgeber wie etwa der New Yorker Investmentfirma Blackstone oder des Finanzunternehmens CVC. Es hagelte an den vergangenen Spieltagen der 1. und 2. Liga alles Mögliche von Tennisbällen über Schokomünzen bis zu Bonbons, diverse Spiele standen kurz vor dem Abbruch. Blackstone hat mittlerweile genug und ist bereits ausgestiegen.

Das Timing für einen "Tatort", der in der Welt des Fußballs spielt, könnte also kaum besser sein, das thematische Sujet des Dortmunder Falls mit dem Titel "Cash" eine weitere Kontroverse im Profikicker-Kosmos: das Geschäft mit den Wetten - und die Betrugsmöglichkeiten, die sich daraus ergeben. Immer wieder machen Nachrichten von manipulierten Spielen die Runde, die Summen, die in diesem Geschäft umgesetzt werden, sind immens.

Von ganz unten bis nach ganz oben

Dabei zieht sich der Betrug von ganz unten bis nach ganz oben. Im brasilianischen Junioren-Fußball wurden junge Fußballer für das Verursachen von Eckbällen bezahlt. In Italien war Gennaro Gattuso, Weltmeister von 2006, im vergangenen Jahr in einen Wettskandal verwickelt. Hierzulande wurde im Herbst 2023 das Regionalliga-Duell zwischen dem FSV Frankfurt und dem TSV Steinbach Haiger unter die Lupe genommen, da es verdächtig hohe Wetten auf eine Halbzeitführung von Steinbach Haiger gab. Mittlerweile sind spezielle Überwachungssysteme im Einsatz, die auffällig starke Wetteinsatz-Bewegungen identifizieren, in Deutschland ist das Schweizer Unternehmen Sportradar in diesem Bereich aktiv. Eine krude Pointe, dass große Wettanbieter zu den offiziellen Partnern der Bundesliga und TV-Sender gehören.

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Und in Dortmund? Da tat Drehbuch-Autor Jürgen Werner gut daran, das Phänomen des Sportwettenbetrugs nicht didaktisch auserzählen zu wollen. Dass Spiele des Regionalliga-Clubs TUS Hörde womöglich verschoben wurden, welche Rolle Wettbüros wie etwa das "Mutluluk" einnehmen und was das für einen zur Spielsucht neigenden Hobbyzocker bedeuten kann, wurde so zu einem hochaktuellen Fall verwoben.

Gleichzeitig war ausreichend Luft für die Interna rund um Faber (Jörg Hartmann), Herzog (Stefanie Reinsperger) und Pawlak (Rick Okon), die, jeder für sich genommen, genug um die Ohren hatten. Allen voran Pawlak, der mit dieser Folge nach sechs Dienstjahren in Dortmund Abschied nahm. Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach dem Mord an Martina Bönisch (Anna Schudt) das nächste Farewell also, diesmal weniger tödlich, dafür durchaus diskussionswürdig: Da entzog Pawlak seine Tochter (Jana Giesel) der Schwiegermutter und setzte sich mit ihr kurz vor der Entscheidung ums Sorgerecht Richtung Süden ab, ein ebenso romantisches wie kontroverses Schlussbild. Er wird fehlen, der gute Pawlak, gleichzeitig dräut bereits Ungemach, denn in Gestalt der neuen Kollegin Ira Klasnić (Alessija Lause) steht Faber und Herzog garantiert Ärger ins Haus.

Quelle: ntv.de

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