Der "Tatort" im SchnellcheckRad ab in Münster

Thiel und Boerne sind entsetzt, Frau Staatsanwalt quittiert ihren Dienst, sie sei zu alt für diesen Scheiß. Am neuen Fall kann es nicht liegen, "Die Erfindung des Rades" hat dramaturgisch gesehen einen ziemlichen Platten.
Thiel und Boerne sind entsetzt, Frau Staatsanwalt quittiert ihren Dienst, sie sei zu alt für diesen Scheiß. Am neuen Fall kann es nicht liegen, "Die Erfindung des Rades" hat dramaturgisch gesehen einen ziemlichen Platten.
Was passiert?
Der Schampus perlt in den Gläsern, das Publikum ist ganz gespannt, jetzt soll es feierlich vorgestellt werden - das neue Zweirad aus der traditionsreichen Fahrradmanufaktur Hobrecht & Hobrecht. Doch der Chef des Hauses, Kurt Hobrecht (Hannes Hellmann), hat gerade seine Rede gehalten, die Klappe öffnet sich - und heraus purzelt kein Drahtesel, sondern eine tiefgefrorene Leiche. Beim Helm von Eddy Merckx, so hatten sich die Anwesenden das nicht vorgestellt.
Für Thiel (Axel Prahl), Boerne (Jan Josef Liefers) und Haller (ChrisTine Urspruch) geht es fortan darum, erst einmal herauszufinden, um wen es sich bei dem schickgefrosteten Ötzi-Wiedergänger handelt, wie der Mann ums Leben und in die Truhe gekommen ist - und natürlich, wer da für den letalen Gefrierbrand verantwortlich zeichnet. Verdächtige gibt es genug, vom Firmen-Erben in spe, dem linkischen Sohn Konstantin (Franz Hartwig), über Kurt junior (Simon Steinhorst), der alles auf Video aufnimmt und etwas verlangsamt daherkommt, bis zu Konstantins Schwester Karla (Karolina Lodyga), die einigen Grund hat, verbittert zu sein.
Worum geht's wirklich?
Nicht um Fahrräder oder Erbfolge, um Patente oder Eistruhen, Morde und Meucheleien, es geht am Ende des Tages natürlich um Staatsanwältin Klemm (Mechthild Großmann), denn die verkündet mir nichts, dir nichts ihr Dienstende. Wäre es nicht schön gewesen, mit der stolzen Zahl 50 in den Sonnenuntergang zu fahren? Aber es sollte nicht sein, mit dem Fall 48 ist jetzt bereits Schichtende für sie. Es hat ja auch seine Gründe, aber das soll an dieser Stelle nicht gespoilert werden, sonst wird Amor sauer.
Wegzapp-Moment?
Den gibt es durchaus: Als Boerne und Thiel die schnippische Hobrecht-Tochter ins Verhör nehmen, wird klar, dass die gute Frau in den Themenbereichen Haustier-Allerlei und sexuelle Dominanz ihre ganz eigenen Vorstellungen hat. Man reibt sich die Augen, schüttelt mit dem Kopf und fragt sich wirklich einige Momente lang, ob man sich diesen Nonsens auf vier Beinen weiter geben will. Flugs ist man jedoch von all den "Moinsens", den verlangsamten Dialogen und dem Schampus, der da fließt, so sediert, dass man doch am Fall klebenbleibt. Es hat ja auch seine emotionalen Gründe: Frau Klemm wird fehlen, also sei sie ganz bewusst verabschiedet.
Wow-Faktor?
Von den Münster-Fans und der Fahrrad-Fraktion gibt es womöglich Applaus, bei allen anderen wird das Wow - oder sollte man mit Blick auf Karlas Köter lieber "Wau" sagen? - eher verhalten ausfallen. Dabei sind die Zutaten für sich doch durchaus appetitlich - eine eisige Leiche, stimmungsvolle Schwarz-Weiß-Rückblenden, ein wenig Zweirad-Historie und Haller in Höchstform - aber irgendwie bleibt "Die Erfindung des Rades" zwischen dem zweiten und dem dritten Gang stecken. Immerhin war es unterhaltsamer als das Krimi-Dinner. Wann geht es da wohl in die nächste Runde?
Wie war's?
4 von 10 Punkten - spannungstechnisch ein Fall für die Staatsanwältin, aber die will ja nicht mehr.