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Zehntausende französische und belgische Soldaten rückten nach dem Ersten Weltkrieg mit Panzern, Infanterie, Kavallerie und teils mit Maschinengewehren im Ruhrgebiet ein, das damals noch gar nicht so hieß.
1 / 29 (Foto: Fotoarchiv Ruhr Museum)

Zehntausende französische und belgische Soldaten rückten nach dem Ersten Weltkrieg mit Panzern, Infanterie, Kavallerie und teils mit Maschinengewehren im Ruhrgebiet ein, das damals noch gar nicht so hieß.

Am 11. Januar 1923 besetzten die Alliierten Essen, von da aus dann binnen Tagen das gesamte Revier in west-östlicher Richtung.
2 / 29 (Foto: picture-alliance / akg-images)

Am 11. Januar 1923 besetzten die Alliierten Essen, von da aus dann binnen Tagen das gesamte Revier in west-östlicher Richtung.

"Das war schon sehr erschreckend und martialisch", schildert Heinrich Theodor Grütter, der Direktor des Ruhr Museums in Essen, zum Start der Ausstellung "Hände weg vom Ruhrgebiet! Die Ruhrbesetzung 1923-1925".
3 / 29 (Foto: Museum; Gestaltung: Uwe Loesch)

"Das war schon sehr erschreckend und martialisch", schildert Heinrich Theodor Grütter, der Direktor des Ruhr Museums in Essen, zum Start der Ausstellung "Hände weg vom Ruhrgebiet! Die Ruhrbesetzung 1923-1925".

Die Schau erzählt ein Stück Revier-Geschichte, von der viele womöglich gar nicht so viel wissen.
4 / 29 (Foto: dpa)

Die Schau erzählt ein Stück Revier-Geschichte, von der viele womöglich gar nicht so viel wissen.

"Die Alliierten hatten damals jedes Recht einzumarschieren", sagt Museumsdirektor Grütter. Denn Kriegsverlierer Deutschland war mit den im Friedensvertrag von Versailles vereinbarten Reparationen im Verzug.
5 / 29 (Foto: dpa)

"Die Alliierten hatten damals jedes Recht einzumarschieren", sagt Museumsdirektor Grütter. Denn Kriegsverlierer Deutschland war mit den im Friedensvertrag von Versailles vereinbarten Reparationen im Verzug.

Die Ausstellung rücke eine Phase ins Licht, die für die Region, aber auch die Geschichte Deutschlands wichtig sei.
6 / 29 (Foto: dpa)

Die Ausstellung rücke eine Phase ins Licht, die für die Region, aber auch die Geschichte Deutschlands wichtig sei.

Essen war damals Sitz der bedeutenden Reichsbahn - zentral für den Abtransport der Kohle - und Zentrum der Industrie. (im Bild: "Schweizer Illustrierte Zeitung" zum Einmarsch belgischer und französischer Truppen in das Ruhrgebiet, 20. Januar 1923)
7 / 29 (Foto: Ruhr Museum)

Essen war damals Sitz der bedeutenden Reichsbahn - zentral für den Abtransport der Kohle - und Zentrum der Industrie. (im Bild: "Schweizer Illustrierte Zeitung" zum Einmarsch belgischer und französischer Truppen in das Ruhrgebiet, 20. Januar 1923)

Die Berliner Reichsregierung und die Kohle-Industrie vor Ort riefen zum passiven Widerstand auf, Eisenbahner und Arbeiter folgten.
8 / 29 (Foto: picture alliance / akg-images)

Die Berliner Reichsregierung und die Kohle-Industrie vor Ort riefen zum passiven Widerstand auf, Eisenbahner und Arbeiter folgten.

Bahn- und Zollbeamte, Polizisten und Bürgermeister wurden zu Zehntausenden ausgewiesen, Grenzsperren errichtet.
9 / 29 (Foto: dpa)

Bahn- und Zollbeamte, Polizisten und Bürgermeister wurden zu Zehntausenden ausgewiesen, Grenzsperren errichtet.

Das Krisenjahr wird in der Ausstellung möglichst häufig aus der Sicht der Bevölkerung, aber auch der Besatzungssoldaten anhand von gut 200 Exponaten dargestellt. (im Bild: Schirmmütze des Oberleutnants der französischen Militäreisenbahn Barthélémy Bastien)
10 / 29 (Foto: Musée Lorrain des Cheminots, Rettel (Frankreich); Fotograf: Christoph Sebastian)

Das Krisenjahr wird in der Ausstellung möglichst häufig aus der Sicht der Bevölkerung, aber auch der Besatzungssoldaten anhand von gut 200 Exponaten dargestellt. (im Bild: Schirmmütze des Oberleutnants der französischen Militäreisenbahn Barthélémy Bastien)

Einblicke geben seltenes Filmmaterial, Fotos (im Bild: Porträt eines französischen Soldaten), ...
11 / 29 (Foto: Fotoarchiv Ruhr Museum)

Einblicke geben seltenes Filmmaterial, Fotos (im Bild: Porträt eines französischen Soldaten), ...

... ... persönliche Dokumente, ...
12 / 29 (Foto: Sammlung Ludwig Schönefeld, Lauerz (CH))

... ... persönliche Dokumente, ...

... Postkarten von Soldaten in die Heimat, ...
13 / 29 (Foto: Sammlung Ludwig Schönefeld, Lauerz (CH))

... Postkarten von Soldaten in die Heimat, ...

... aber auch ein Maschinengewehr, Uniformen und ein Drahtesel - sogar Fahrradeinheiten waren 1923 zum Zuge gekommen.
14 / 29 (Foto: Ruhr Museum; Fotograf: Christoph Sebastian)

... aber auch ein Maschinengewehr, Uniformen und ein Drahtesel - sogar Fahrradeinheiten waren 1923 zum Zuge gekommen.

Plakate oder Flugblätter zeugen von dem Propaganda-Aufwand, mit dem vor allem die deutsche Seite Grütter zufolge versuchte, gegen die Besatzer aufzuwiegeln.
15 / 29 (Foto: Stadtarchiv - Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte)

Plakate oder Flugblätter zeugen von dem Propaganda-Aufwand, mit dem vor allem die deutsche Seite Grütter zufolge versuchte, gegen die Besatzer aufzuwiegeln.

Gewalt und Verhaftungen waren an der Tagesordnung. Zu den prominenten Inhaftierten gehörten "Ruhrbarone" wie Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, der zu einem halben Jahr Festungshaft verurteilt wurde, ...
16 / 29 (Foto: Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv [02.0137])

Gewalt und Verhaftungen waren an der Tagesordnung. Zu den prominenten Inhaftierten gehörten "Ruhrbarone" wie Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, der zu einem halben Jahr Festungshaft verurteilt wurde, ...

... oder Fritz Thyssen, der vier Tage ins Gefängnis musste.
17 / 29 (Foto: Norbert Fabisch, Essen)

... oder Fritz Thyssen, der vier Tage ins Gefängnis musste.

Der Museumsdirektor stellt auch klar: "Das Fehlverhalten der Deutschen im Krieg, nach dem Krieg und während der Ruhrbesetzung ist ein ganz wichtiger Punkt, den wir hier auch zeigen." (im Bild: Schießscheibe zur Ruhrbesetzung, 1923)
18 / 29 (Foto: bpk / Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin [1990 / 1463]; Fotograf: Arne Psille)

Der Museumsdirektor stellt auch klar: "Das Fehlverhalten der Deutschen im Krieg, nach dem Krieg und während der Ruhrbesetzung ist ein ganz wichtiger Punkt, den wir hier auch zeigen." (im Bild: Schießscheibe zur Ruhrbesetzung, 1923)

Hätten deutsche Regierung und Ruhr-Industrie Kohle und Holz gemäß Versailler Vertrag geliefert, wäre es nicht zur Besatzung gekommen. (im Bild: feiernde französische Soldaten, 1923)
19 / 29 (Foto: Fotoarchiv Ruhr Museum)

Hätten deutsche Regierung und Ruhr-Industrie Kohle und Holz gemäß Versailler Vertrag geliefert, wäre es nicht zur Besatzung gekommen. (im Bild: feiernde französische Soldaten, 1923)

Bald verwandelte sich die ohnehin schon grassierende Inflation in eine Hyperinflation, ...
20 / 29 (Foto: picture alliance / ZB)

Bald verwandelte sich die ohnehin schon grassierende Inflation in eine Hyperinflation, ...

... denn weil der passive Widerstand viel Geld kostete, versuchte die Regierung das mit der Notenpresse auszugleichen.
21 / 29 (Foto: picture alliance / Everett Collection)

... denn weil der passive Widerstand viel Geld kostete, versuchte die Regierung das mit der Notenpresse auszugleichen.

Zudem litt die deutsche Bevölkerung immer mehr. Millionen Menschen waren ohne Arbeit und hatten Hunger, die Versorgung mit Lebensmitteln brach zusammen. Ende 1923 beendete der neue Reichskanzler Gustav Stresemann den passiven Widerstand.
22 / 29 (Foto: Ruhr Museum; Fotograf: Christoph Sebastian)

Zudem litt die deutsche Bevölkerung immer mehr. Millionen Menschen waren ohne Arbeit und hatten Hunger, die Versorgung mit Lebensmitteln brach zusammen. Ende 1923 beendete der neue Reichskanzler Gustav Stresemann den passiven Widerstand.

Für das Ruhrgebiet markierte diese Phase "im Schatten des Ersten Weltkriegs" aber auch den Beginn einer regionalen Identität, weiß Historiker Grütter. Ein klassenübergreifendes Solidaritätsgefühl wuchs. (im Bild: Arbeitslosendemonstration in Essen, 1923)
23 / 29 (Foto: Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv [Slg. 661 Nr. 358/2])

Für das Ruhrgebiet markierte diese Phase "im Schatten des Ersten Weltkriegs" aber auch den Beginn einer regionalen Identität, weiß Historiker Grütter. Ein klassenübergreifendes Solidaritätsgefühl wuchs. (im Bild: Arbeitslosendemonstration in Essen, 1923)

Und der Begriff "Ruhrgebiet" sei überhaupt erst mit der Besatzung entstanden. National und international sei die Region erstmals als gemeinsamer Raum wahrgenommen worden.
24 / 29 (Foto: Ruhr Museum; Fotograf: Christoph Sebastian)

Und der Begriff "Ruhrgebiet" sei überhaupt erst mit der Besatzung entstanden. National und international sei die Region erstmals als gemeinsamer Raum wahrgenommen worden.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst schreibt in einem Grußwort: "Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine rückt nun auch die Ruhrbesetzung, ihre Vor- und ihre Nachgeschichte wieder stärker in das gegenwärtige Bewusstsein, ...
25 / 29 (Foto: Sammlung Ludwig Schönefeld, Lauerz (CH))

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst schreibt in einem Grußwort: "Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine rückt nun auch die Ruhrbesetzung, ihre Vor- und ihre Nachgeschichte wieder stärker in das gegenwärtige Bewusstsein, ...

... machen sie doch überdeutlich, dass in Europa zwei Weltkriege gewütet haben, die nicht nur, aber doch auch um Rohstoffe und energetische Ressourcen geführt worden sind."
26 / 29 (Foto: Ruhr Museum; Fotograf: Christoph Sebastian)

... machen sie doch überdeutlich, dass in Europa zwei Weltkriege gewütet haben, die nicht nur, aber doch auch um Rohstoffe und energetische Ressourcen geführt worden sind."

Frankreich und Belgien gehörten heute zu den engsten Freunden und Verbündeten Deutschlands - ein "Glücksfall", der zeige, dass historische Entwicklungen auch gedreht werden könnten.
27 / 29 (Foto: picture alliance / Fotostand)

Frankreich und Belgien gehörten heute zu den engsten Freunden und Verbündeten Deutschlands - ein "Glücksfall", der zeige, dass historische Entwicklungen auch gedreht werden könnten.

Grütter sagt ähnlich: "Wir machen diese Ausstellung auch, um zu zeigen: Geschichte ist ein offener Prozess, den man aktiv gestalten kann."
28 / 29 (Foto: dpa)

Grütter sagt ähnlich: "Wir machen diese Ausstellung auch, um zu zeigen: Geschichte ist ein offener Prozess, den man aktiv gestalten kann."

Die Ausstellung "Hände weg vom Ruhrgebiet!" kann bis zum 27. August besucht werden. (kse/dpa)
29 / 29 (Foto: bpk / Deutsches Historisches Museum)

Die Ausstellung "Hände weg vom Ruhrgebiet!" kann bis zum 27. August besucht werden. (kse/dpa)

Samstag, 14. Januar 2023

Besatzung, Not und Wir-Gefühl "Hände weg vom Ruhrgebiet!"

Hyperinflation, Hunger, Not, Widerstand - der Alltag im Ruhrgebiet zur Zeit der französisch-belgischen Besatzung vor 100 Jahren war drastisch. Eine Schau im Ruhr Museum zeigt aber auch: Es wuchs ein Wir-Gefühl.
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