"Möchte mich entschuldigen" Gil Ofarim legt Lügengeständnis ab
28.11.2023, 11:42 Uhr Artikel anhören
Lässt am sechsten Prozesstag die Bombe platzen: Gil Ofarim.
(Foto: picture alliance/dpa)
Musiker Gil Ofarim hat im Leipziger Verleumdungsprozess gegen ihn überraschend ein Geständnis abgelegt. Er gibt zu, über einen angeblichen antisemitischen Vorfall in einem Hotel nicht die Wahrheit gesagt zu haben. Er muss nun eine Geldstrafe zahlen, das Verfahren wird eingestellt.
Das Verfahren gegen den jüdischen Musiker Gil Ofarim wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung ist nach einem überraschenden Geständnis des Sängers eingestellt worden. Der 41-Jährige müsse einen Geldbetrag in Höhe von 10.000 Euro zahlen, sagte der Vorsitzende Richter am Landgericht Leipzig. Zuvor hatte der Musiker am sechsten Verhandlungstag eingeräumt, nicht die Wahrheit gesagt zu haben.
"Die Vorwürfe treffen zu", erklärte der sichtlich bewegte Ofarim im Gerichtssaal. Zu dem Hotelmanager, der als Nebenkläger auftritt, sagte er: "Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen. Es tut mir leid."
Ofarim hatte im Oktober 2021 in einem Video Antisemitismus-Vorwürfe gegen ein Leipziger Hotel erhoben. Das Video verbreitete sich stark in den sozialen Netzwerken. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft Leipzig hatte sich der Vorfall aber nicht so zugetragen. Nach umfangreichen Ermittlungen folgte eine Anklage gegen Ofarim. Das Verfahren gegen den Hotel-Mitarbeiter wurde eingestellt.
Hotelmanager nimmt Entschuldigung an
Das Video habe er nun gelöscht, sagte Ofarim vor Gericht. Der Hotelmanager nahm die Entschuldigung an. "Die Kammer ist davon überzeugt, dass das heutige Geständnis des Angeklagten der Wahrheit entspricht", erklärte der Vorsitzende Richter, Andreas Stadler. Der Angeklagte und der Nebenkläger hätten sich geeinigt, der Weg der Schadenswiedergutmachung wurde eingeschlagen und die Verbindlichkeit des Rechts gewährleistet. Der gute Ruf des Hotelmanagers sei wieder hergestellt.
Ofarim hatte in dem Video geschildert, dass der Hotel-Mitarbeiter ihn aufgefordert habe, seine Kette mit Davidstern abzunehmen, damit er einchecken könne. Der Musiker erstattete später Anzeige, aber auch der Mitarbeiter wehrte sich und zeigte seinerseits den Musiker wegen Verleumdung an.
Die Staatsanwaltschaft hatte umfangreich ermittelt. Es sei herausgekommen, dass sich der angebliche Antisemitismus-Vorfall in dem Hotel nicht so zugetragen habe, wie der Musiker es in dem Video geschildert hatte, hieß es. Der Prozess gegen Ofarim hatte am 7. November begonnen. Eigentlich hatte das Gericht bis zum 7. Dezember zehn Verhandlungstage angesetzt.
Im Prozessverlauf waren diverse Gutachter, Mitarbeiter und Gäste des Hotels befragt worden, die in der umstrittenen Situation im Oktober 2021 in dem Hotel anwesend gewesen waren. Dabei stützte im Wesentlichen keiner der Befragten die ursprünglichen Darstellungen Ofarims.
Quelle: ntv.de, vpr/dpa