"Das hätte jedem passieren können" Amanda Knox kämpft um ihren Ruf
30.04.2013, 11:44 Uhr
Knox beteuert ihre Unschuld.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Vier Jahre sitzt Amanda Knox für den Mord an ihrer Mitbewohnerin in einem italienischen Gefängnis. Dann wird sie in einem Berufungsverfahren freigesprochen. Inzwischen ist auch dieses Urteil aufgehoben. In einem Buch und einem TV-Interview erzählt Knox nun ihre Geschichte.
Nach dem gewaltsamen Tod einer britischen Studentin im Herbst 2007 im italienischen Perugia äußert sich die wegen des Mordes verurteilte und später wieder freigesprochene US-Studentin Amanda Knox erstmals öffentlich. "Ich möchte, dass die Wahrheit ans Licht kommt", sagte die 25-Jährige dem US-Sender ABC, das heute Abend (Ortszeit) ausgestrahlt werden soll. Zudem ist ihre Autobiografie auf dem Markt. Sie wünsche sich, dass sich die Menschen eine neue Meinung über ihre Person bildeten. "Was mit mir geschehen ist, war surreal, aber es hätte jedem passieren können."
Knox war die Mitbewohnerin der britischen Studentin Meredith Kercher in Perugia. In der Nacht zum 2. November 2007 war Kercher vergewaltigt und ermordet in ihrem Zimmer gefunden worden. Für die Tat wurden unter anderem Knox und ihr italienischer Ex-Freund Raffaele Sollecito verantwortlich gemacht. Beide beteuern jedoch ihre Unschuld.
In einem ersten Verfahren im Jahr 2009 wurden Knox zu 26 und Sollecito zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Der aus der Elfenbeinküste stammende Mitangeklagte Rudy Hermann Guede erhielt nach einem Teilgeständnis in einem separaten Verfahren 16 Jahre Haft. 2011 wurden Knox und Sollecito in einem Berufungsprozess wieder freigesprochen. Die US-Amerikanerin kehrte daraufhin in ihre Heimatstadt Seattle zurück. In diesem März wurde der Freispruch jedoch gekippt. Der Prozess soll nun neu aufgerollt werden.
Knox will "die Dinge richtigstellen"
Knox erzählt ihre Version der Ereignisse in ihrer Autobiografie mit dem Titel "Zeit, gehört zu werden" (Waiting to be Heard), die unter anderem in Deutschland, Österreich und den USA erschienen ist. Darin schreibt sie, sie wolle "die Dinge richtigstellen". In der Mordnacht habe sie mit ihrem damaligen Freund in dessen Wohnung Marihuana geraucht und einen Film geschaut, gibt sie als Alibi an. Nach stundenlangen Polizeiverhören habe sie widersprüchliche Aussagen gemacht, räumt Knox ein. Sie habe Kercher aber nicht getötet.
Auch über ihre Zeit hinter Gittern schreibt Knox in ihrem Buch. Sie habe Selbstmordpläne gehabt, gibt sie an. Einem hochrangigen Gefängnisangestellten wirft sie sexuelle Belästigung vor.
In dem Interview mit ABC wehrt sich Knox zudem gegen die Art und Weise, wie sie unter anderem in den Medien dargestellt wurde. So sei als "Teufelin mit einem Engelsgesicht" oder als "herzlose Manipulatorin" bezeichnet worden. Dies alles sei falsch, sagte sie.
"Ich war im Gerichtssaal, als ich als Teufel bezeichnet wurde", sagte sie dem Sender. "Es ist eine Sache, in den Medien gewisse Dinge genannt zu werden, und dann ist es eine andere Sache, in einem Gerichtssaal zu sitzen, um sein Leben zu kämpfen, während du von anderen Menschen Teufel genannt wirst."
Sie sei als Mörderin abgestempelt worden - unabhängig davon, ob sie die Tat wirklich begangen habe. "Und ich musste damit fertig werden, dass mein Leben sein würde", sagte Knox. Nach sechs Jahren voller Spekulationen wolle sie nun gehört werden.
Quelle: ntv.de, hah/dpa/AFP