Philip Seymour Hoffman stirbt mit 46 Jahren Die Leinwand ist etwas leerer
03.02.2014, 05:39 Uhr
Philip Seymour Hoffman, einer der profiliertesten Charakterdarsteller seiner Generation, ist tot. Das Bild zeigt ihn bei der Verleihung des Screen Actors Guild Awards 2006.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Wie viele Schauspieler gibt es wohl, die mit wenigen Sätzen eine Figur formen, einen Film prägen können? Nicht viele. Philip Seymour Hoffman war einer von ihnen - ein brillanter, ein leidenschaftlicher Darsteller. Nun stirbt er mit nur 46 Jahren und versetzt der Filmwelt damit einen Stich ins Herz.
"The Master" war einer der letzten Filme von Philip Seymour Hoffman, der mit nur 46 Jahren tot in seinem Apartment in New York City aufgefunden wurde. Es war ein Drama über eine Sekte, angelehnt an die Anfänge von Scientology. Und Hoffman spielte die Titelrolle - den Meister, der alle anderen in seinen Bann zieht, auch einen Ex-Soldaten, dargestellt von Joaquin Phoenix.
Ein Meister, das war Philip Seymour Hoffman wahrlich. Ein Meister seines Fachs, einer der profiliertesten Charakterdarsteller seiner Generation. Das zeigte er auch in diesem Film, dem er - zusammen mit Phoenix - unweigerlich seinen Stempel aufdrückte.
Angst, Mitleid, Tränen
Nicht nur in Hollywood dürfte der Schock tief sitzen über diesen Verlust, genau einen Monat vor der Verleihung der Academy Awards. Schließlich hielt auch Hoffman den Oscar einmal in Händen, 2006 für "Capote", wo er in der Hauptrolle den Schriftsteller Truman Capote darstellte. Drei weitere Male war er für den Preis nominiert. Doch es waren nicht diese Auszeichnungen der Branche, die Hoffman so besonders machten. Es war die Wucht, mit denen er seine Rollen spielte. Die Filmwelt verliert einen ihrer großen Darsteller, einen vielseitigen und leidenschaftlichen Schauspieler.
Auch Fans weltweit werden diesen Verlust spüren. Sie werden dieses Gesicht vermissen, das verzaubern konnte und Angst machen, das Mitleid erregen konnte und zu Tränen rühren. Hoffman brillierte nicht nur als Verführer in "The Master". In "Mission Impossible III", seinem ersten Actionfilm, spielte er als teuflisch-sadistischer Waffenhändler Tom Cruise locker an die Wand. In dem Drama "Glaubensfrage" überzeugte er an der Seite von Meryl Streep. Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus seinem Werk.
Hoffman kannte keine Berührungsängste. Er stand für kleine Independent-Produktionen ebenso vor der Kamera wie für Blockbuster - zuletzt in "Die Tribute von Panem - Catching Fire" an der Seite von Jennifer Lawrence. Lange brauchte er, um sich in diese Spitze von Hollywood vorzuspielen. Der 1967 im Staat New York geborene Schauspieler spielte bereits als Jugendlicher und Student Theater. Ab 1991 versuchte er, in Hollywood Fuß zu fassen - zunächst im Fernsehen, dann in Nebenrollen, etwa in "Der Duft der Frauen".
Zehn Jahre lang arbeitete er sich so voran. Zu seiner Spezialität wurden anspruchsvolle Rollen in kleinen Produktionen abseits des Mainstreams - mit denen er aber nichtsdestotrotz Erfolge feierte. Man sollte sich dabei nicht von der Tatsache täuschen lassen, dass er oft die Nebenrolle spielte: Er gehörte zu jenen Schauspielern, die auch mit wenigen Sätzen eine Figur formen, einen Charakter herausarbeiten und so den Film prägen konnten.
"The Big Lebowski", "Der talentierte Mr. Ripley", "Almost Famous" und "Unterwegs nach Cold Mountain" sind solche Filme. Und natürlich jene, bei denen Paul Thomas Anderson Regie führte. Er besetzt ihn in fast allen seinen Werken, darunter "Boogie Nights", "Magnolia", "Punch-Drunk Love" und zuletzt "The Master".
Drama, Action, Komödie
Mit dieser Reputation bekam Hoffman schließlich seine erste Hautrolle, natürlich in einem kleinen, feinen Streifen: "Owning Mahowny". Für die Darstellung eines biederen Bankangestellten, der zunehmend der Spielsucht verfällt, bekam er nicht nur viel Lob, sondern auch mehrere Preise. Mit "Capote" schließlich feierte er seinen endgültigen Durchbruch. Ein Oscar, ein Golden Globe und Dutzende weitere Auszeichnungen waren der Lohn.
Für Hoffman war das Grund genug, nun erst richtig ranzuklotzen. Dramen wie "Tödliche Entscheidung", der letzte Film Sidney Lumets, Actionfilme wie "Mission Impossible III", Großproduktionen wie "Der Krieg des Charlie Wilson" und Komödien wie "Synecdoche, New York" und "Radio Rock Revolution" zeugten von seiner ungeheuren Bandbreite wie von seiner Spielwut. Daneben nahm er sich wieder Zeit, Theater zu spielen und Regie zu führen - zuletzt am Broadway in "Tod eines Handlungsreisenden".
Doch noch etwas begleitete Hoffman über all diese Jahre: seine Alkohol- und Drogensucht. Bereits kurz nach seinem Hochschulabschluss begab er sich deshalb in Behandlung, wie er 2006 öffentlich erklärte. Seitdem soll er clean gewesen sein, bis im Mai vergangenen Jahres Medien über einen Rückfall und den erneuten Besuch einer Entzugsklinik berichteten.
Nun wurde ihm die Sucht offenbar zum Verhängnis. Als er tot in seinem Apartment in New York City gefunden wird, soll noch eine Nadel in seinem Arm gesteckt habe, berichten Medien. Die Polizei stellte in der Wohnung zudem Heroin sicher. Die genaue Todesursache steht freilich noch nicht fest. Hoffman hinterlässt seine Frau, die Kostümdesignerin Mimi O'Donnell, und drei Kinder.
Quelle: ntv.de