Medizin statt Zigaretten Diebe satteln in Krise um
17.08.2023, 13:11 Uhr Artikel anhören
Nach gemeinsamen Schätzungen mehrerer Wirtschaftsverbände werden in Deutschland jährlich Ladungen von fast 26.000 LKW gestohlen.
(Foto: picture alliance / HMB Media/ Heiko Becker)
In Zeiten von Lieferengpässen und Inflation müssen viele Branchen kreativ werden, um zu überleben. Das gilt offenbar auch für die Diebstahl-Szene: Seit der Pandemie werden deutlich mehr LKW-Ladungen mit Pharmaprodukten gestohlen. Damit dürften die Langfinger auf dem Schwarzmarkt Kasse machen.
In der Krise richten sich auch Diebe neu aus: Nach Angaben der deutschen Transportversicherer stehlen sie inzwischen eher Ladungen mit elektronischen Geräten sowie Chemie- und Pharmagüter und weniger Textilien und Zigaretten, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mitteilte. "Die Kriminellen reagieren bei den chemischen und pharmazeutischen Produkten offenbar auf die globalen Lieferengpässe für diese Produkte, die sie auf dem Schwarzmarkt vermutlich zu hohen Preisen verkaufen können", sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.
Chemie- und Pharmaprodukte seien vor Beginn der Corona-Pandemie kaum gestohlen worden, hätten 2022 aber schon sieben Prozent der Diebstähle ausgemacht. Der Anteil gestohlener elektronischer Geräte stieg von 2017 bis 2022 von 12 auf fast 20 Prozent, während die Anteile von Textilien und Zigaretten deutlich sanken. Für die Untersuchung wertete der GDV stichprobenhaft insgesamt 1007 versicherte Ladungsdiebstähle zwischen 2017 und 2022 aus.
Nach gemeinsamen Schätzungen mehrerer Wirtschaftsverbände werden in Deutschland jährlich Ladungen von fast 26.000 LKW gestohlen. "Statistisch gesehen schlagen Kriminelle also alle 20 Minuten zu", erklärte der GDV. Allein die jährlich gestohlenen Güter hätten einen Wert von 1,3 Milliarden Euro. Weitere Schäden von 900 Millionen Euro entstünden durch Konventionalstrafen für Lieferverzögerungen, Reparaturkosten sowie Umsatzeinbußen und Produktionsausfälle bei den eigentlichen Abnehmern.
Der GDV und andere Wirtschaftsverbände fordern angesichts der anhaltend hohen Schäden eine bessere Transportlogistik. "Wir brauchen höhere Sicherheitsstandards, Investitionen in die Sicherheitstechnik von LKWs und Trailern sowie mehr gesicherte LKW-Parkplätze", betonte Asmussen. Von den Behörden fordern die Verbände mehr Unterstützung durch einen höheren Fahndungsdruck auf die internationalen und kriminellen Organisationen. Die Polizei müsse auf Autobahn-Rastplätzen häufiger präsent sein, außerdem sollten Polizei und Justiz Täter länderübergreifend besser verfolgen können.
Quelle: ntv.de, spl/rts