Viele Brücken brauchen Sanierung Dresdner Carolabrücke soll bis zum Sommer verschwinden
04.03.2025, 18:15 Uhr Artikel anhören
Im September stürzte ein Zug der Carolabrücke ein. Der Abriss soll jetzt beschleunigt werden.
(Foto: Max Patzig/ntv.de)
An den Resten der eingestürzten Carolabrücke werden immer wieder neue Brüche festgestellt. Das Bauwerk soll deshalb bis Juni abgerissen sein. Bei anderen Brücken sieht das Rathaus "dringenden Sanierungsbedarf", doch die Stadtkasse ist klamm.
Der Abriss der zum Teil eingestürzten Carolabrücke in Dresden soll schnell umgesetzt und bis zum Sommer abgeschlossen werden. Nach neuen Rissen sieht die Stadtverwaltung dringenden Handlungsbedarf und hat den Auftrag für den Abbruch bereits vergeben. Rund 18 Millionen Euro veranschlagt die Stadt laut Mitteilung für die aufwendigen Arbeiten auf und neben der Elbe, die beginnen sollen, nachdem nach weiteren Weltkriegsbomben gesucht wurde. Im Januar wurden zwei Sprengkörper im Fluss gefunden.
Diese Sondierungsarbeiten sollen noch im März abgeschlossen werden, so die Stadt. Anschließend rücken die Brückenexperten an: Sie stützen zuerst die Überbleibsel über der Straße Terrassenufer auf der Altstädter Seite sowie über dem Neustädter Elbufer ab. Danach soll der Kragarm am breiten Brückenpfeiler gestützt werden.
Anschließend sichern die Bauarbeiter die Mittelteile der verbliebenen Brücke ab. Über Pontons, fest verankerte Schwimmplattformen auf der Elbe, soll die Brücke dann zersägt, leicht angehoben und schließlich ans Ufer transportiert werden. Auf der Altstädter Seite werden die Betonteile zerkleinert. Anvisiert ist, dass die Carolabrücke im Juni nicht mehr über die Elbe spannt. Das weitere Zerlegen dauert dann wohl bis zum Jahresende.
Stadt Dresden erwartet Unterstützung vom Bund
Für die Schifffahrt wird der Fluss - wenn alles nach Plan verläuft - lediglich zwei Wochen gesperrt. So lange dauert das Ausheben der Brückenteile. Die Straßen und Fußwege am Elbufer bleiben hingegen bis zum Ende des Jahres gesperrt. Baubürgermeister Stephan Kühn hat "die Erwartung, dass der Bund uns dabei unterstützt, die Schifffahrtsrinne zügig freizuräumen", also den schnellen Abbruch finanziell fördert.
Anders beim Neubau: Der Bund hat der Stadt bereits im Januar eine weitreichende Förderung abgesagt. Nur für einen Teil von einem der drei Brückenzüge stehen Mittel bereit, über die jedoch erst noch entschieden werde. "Der Neubau der Carolabrücke wird etwa 150 Millionen Euro kosten", erklärt Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert im Gespräch mit ntv.de. Dafür will die Stadt einen Kredit aufnehmen und einen "Zukunftsfonds" einrichten. Auch andere Infrastrukturprojekte, darunter eine weitere Brücke, sollen auf diesem Weg finanziert werden.
"Der aktuelle Zeitplan sieht vor, 2027 mit dem Neubau zu beginnen", so der FDP-Politiker weiter. "Verlässlichere Aussagen zur Zeitkette lassen sich derzeit nicht machen."
Hilbert pocht derweil auf einen sogenannten Ersatzneubau. Die Carolabrücke würde dann wieder genauso aufgebaut werden, wie sie zuletzt aussah. Die Bauweise, also etwa das Material, würde dabei an moderne Verfahren angepasst werden.
Viele Dresdner hoffen zwar auf eine Gestaltung, die sich mehr in das historische Stadtbild fügt. Doch Hilbert macht dem keine große Hoffnung: "Die Entscheidung liegt beim Stadtrat." Das Stadtoberhaupt selbst wünscht sich "pragmatisch einen schnellen Wiederaufbau", also den Ersatzneubau. Für andere Bauvarianten wären ein Planfeststellungsverfahren und weitere Genehmigungen notwendig, was deutlich mehr Zeit benötige. Ein Baustart 2027 wäre somit unrealistisch.
Weitere Brücken "dringend sanierungsbedürftig"
Die Stadt hat derweil alle Hände voll zu tun, die Gefahrensituationen an anderen Brücken zu beurteilen und zu beheben, trotz klammer Stadtkasse. Nach dem Einsturz der Carolabrücke wurden weitere Bauwerke, die mittels Spannbeton errichtet wurden, begutachtet. Das Ergebnis fiel fatal aus.
So wurden Reparaturarbeiten an der Nossener Brücke erst im Oktober vergangenen Jahres ausgeführt, noch im selben Monat aber drei neue Risse im Bauwerk festgestellt. Daraufhin wurden zwei von vier Fahrspuren gesperrt, um die Brücke zu entlasten und "weiteren Schadensfortschritt zu verhindern", wie die Stadtverwaltung damals zur Entdeckung mitteilte. Der Oberbürgermeister hofft auf eine Förderung der Sanierung durch den Freistaat Sachsen.

Solche kleinen Geräte überwachen jetzt das Innenleben der Dresdner Brücken.
(Foto: Landeshauptstadt Dresden)
Und "eine weitere wird jetzt überwacht", erzählt Hilbert ntv.de. Der Bürgermeister spricht von der Brücke Budapester Straße. Über hundert Schallemissionsmessgeräte wurden jetzt angebracht, um zu überprüfen, ob der Stahl im Beton reißt, wie es im Winter mehrfach bei der kollabierten Elbbrücke der Fall war. Wie notwendige Arbeiten finanziert werden, ist unklar. Nur für die Überwachung hat der Stadtrat entsprechende Mittel freigegeben.
Besonders heikel ist der Fall, weil die Brücke selbst eine viel befahrene Bundesstraße ist, die sowohl über Straßenbahnschienen als auch Nah- und Fernverkehrsgleise der Deutschen Bahn und eine andere Straße verläuft. Ein Einsturz der Budapester Straße würde sich unter anderem auf den internationalen Bahnverkehr auswirken.

Schon seit Jahren wird das Blaue Wunder in Dresden saniert. Bis 2030 dauern die Arbeiten noch an.
(Foto: IMAGO/C3 Pictures)
Weiter bereitet den Dresdnern die Loschwitzer Brücke, das Blaue Wunder, Sorgen. "Dort sind wir an einer Sanierung dran", sagt Hilbert mit Blick auf Arbeiten, die bereits mehrere Jahre andauern. Sie sollen 2030 abgeschlossen werden. Für die letzten Maßnahmen wird mit mehreren Millionen Euro an Kosten gerechnet, die zum größten Teil vom Land getragen werden sollen.
Zudem wurde eine Brücke im nördlichen Industriegebiet teilgesperrt, sie ist Hilbert zufolge "dringend sanierungsbedürftig". Dort droht ebenfalls eine Spannungsrisskorrosion. Bereits vor anderthalb Jahren warnte Dresdens Baubürgermeister Stephan Kühn, dass das Bauwerk nachgeben könnte, woraufhin Fahrspuren gesperrt wurden, um die Belastung gering zu halten. Diese Brücke soll mit Hilberts "Zukunftsfonds" saniert werden, so der Kredit bewilligt wird.
Quelle: ntv.de