Panorama

Russen testen jetzt in Moskau EU sichert sich Zugriff auf weiteren Impfstoff

Es ist noch unklar, wann welcher Impfstoff gegen das Coronavirus zugelassen wird. Die EU jedoch will dann schnell Zugriff auf hunderte Millionen Dosen haben.

Es ist noch unklar, wann welcher Impfstoff gegen das Coronavirus zugelassen wird. Die EU jedoch will dann schnell Zugriff auf hunderte Millionen Dosen haben.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die Europäische Union stellt sich für die Versorgung mit Impfdosen breit auf: Mit zahlreichen Pharmakonzernen gibt es Vereinbarungen für die Belieferung mit einem möglichen Impfstoff. Zugelassen ist gleichwohl noch keiner. In Russland beginnen derweil Tests für eine eigene Lösung.

Die EU-Kommission hat bei dem Mainzer Biotechunternehmen Biontech und dem US-Konzern Pfizer 200 Millionen Dosen eines potenziellen Corona-Impfstoffs reserviert. Das gaben die EU-Kommission und die beiden Firmen nach Abschluss vorbereitender Gespräche für einen Liefervertrag bekannt. Dieser sieht demnach zusätzlich noch eine Option für weitere 100 Millionen Impfstoffeinheiten vor.

Die Lieferung könnte laut Biontech und Pfizer Ende 2020 starten, sofern ihr gemeinsamer Impfstoffkandidat zuvor von den Behörden als wirksam und sicher anerkannt wird. Nach eigenen Angaben rechnen die beiden Firmen weiterhin damit, eine entsprechende behördliche Zulassung bereits im Oktober beantragen zu können. Der mögliche Wirkstoff der Firmen befindet sich momentan in der klinischen Erprobung der sogenannten zweiten und dritten Phase, diese Tests finden auch in Deutschland statt.

Astrazeneca setzt Tests aus

Weltweit arbeiten zahlreiche Pharmaunternehmen und Institutionen mit Hochdruck an der Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten gegen das Coronavirus. Die EU-Kommission bemüht sich bereits seit Längerem, für ihre Mitgliedsstaaten zentral den Zugriff auf diverse Kandidaten zu sichern. Mit dem Konzern Astrazeneca schloss sie bereits einen Liefervertrag über bis zu 400 Millionen Impfdosen ab.

Dazu kommen noch vier weitere Vorverträge, die in den vergangenen Monaten mit anderen Pharmafirmen geschlossen wurden, die ebenfalls an Impfstoffen arbeiten. Neben Sanofi-GSK, Johnson & Johnson und Moderna gehört dazu auch das Tübinger Unternehmen Curevac, dem die EU-Kommission im Erfolgsfall 225 Millionen Dosen abkaufen möchte.

Der britisch-schwedische Pharmakonzern Astrazeneca hat seine klinischen Tests allerdings vorsorglich unterbrochen, weil ein Proband erkrankt ist. Ein unabhängiger Ausschuss solle nun den Vorfall überprüfen, erklärte ein Konzernsprecher in der Nacht zum Mittwoch. Die "New York Times" berichtete unter Berufung auf eine informierte Person, dass es sich bei dem gesundheitlichen Problem um Transverse Myelitis handele - eine Entzündung, die das Rückenmark treffe und von Vireninfektionen ausgelöst werden könne. Der gemeinsam von AstraZeneca und der Universität Oxford entwickelte Impfstoff zählt zu den wenigen weltweit, die sich bereits in der letzten Phase der klinischen Studien befinden.

"Heute ist ein wichtiger Tag für das Land"

In der russischen Hauptstadt Moskau haben unterdessen die Impfungen im Rahmen der Phase-III-Studie für den Corona-Impfstoff "Sputnik V" begonnen. Ersten Freiwilligen sei das Präparat gespritzt worden, sagte die Vize-Bürgermeisterin Anastassija Rakowa in Moskau der Agentur Interfax zufolge. "Heute ist ein wichtiger Tag nicht nur für die Stadt, sondern für das ganze Land." Mehr als 35.000 Moskauer hätten sich bereits als Freiwillige gemeldet. Geimpft werden soll demnach in 20 Kliniken in der Stadt.

Der russische Impfstoff mit dem Namen "Sputnik V" wurde vor rund einem Monat für eine breite Anwendung in der Bevölkerung freigegeben - trotz internationaler Bedenken. Die Freigabe erfolgte vor Abschluss der wichtigen Phase III klinischer Studien. Erst in dieser Phase wird gewöhnlich an sehr vielen Teilnehmern überprüft, ob und wie gut ein Wirkstoff vor einer Infektion schützt und welche eventuell nur seltenen Nebenwirkungen auftreten.

Nach Angaben von Gesundheitsminister Michail Muraschko sollen landesweit 40.000 Menschen an den Tests teilnehmen. Parallel dazu sollten bald auch die Impfungen von Risikogruppen beginnen. Vor allem Klinikpersonal und Lehrern soll demnach das Vakzin gespritzt werden - den Angaben nach freiwillig.

Die Impfung besteht dem Ministerium zufolge aus zwei Teilen: Nach der ersten Spritze bekommen die Freiwilligen nach 21 Tagen eine zweite. Mehrere Politiker in Russland haben sich nach eigener Darstellung bereits impfen lassen, darunter Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Kremlsprecher Dmitri Peskow ließ am Mittwoch offen, ob sich auch Präsident Wladimir Putin impfen lassen wird.

Quelle: ntv.de, ter/AFP

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