Panorama

"Zeit ist abgelaufen" Eltern geben Streit um Baby Charlie auf

Angespannt erscheinen die Eltern zu der richterlichen Anhörung.

Angespannt erscheinen die Eltern zu der richterlichen Anhörung.

(Foto: dpa)

Die Eltern des schwerkranken Babys Charlie Gard beenden das juristische Tauziehen um ihr Kind. Sie verzichten auf einen Therapieversuch in den USA. Offenbar hat sich Charlies Zustand verschlechtert.

Die Eltern des schwerkranken Babys Charlie Gard haben den juristischen Streit um das Schicksal ihres Kindes aufgegeben. Das sagte ihr Anwalt, Grant Armstrong, in London.

Connie Yates und Chris Gard hätten ihren Antrag zurückgezogen, Charlie in die USA bringen zu dürfen, damit er dort eine experimentelle Therapie bekommen kann. Die Entscheidung sei gefallen, nachdem Michio Hirano, der die Behandlung durchführen sollte, ihnen mitgeteilt hatte, es sei zu spät für die Nucleosidtherapie. Vor einer Untersuchung des Kindes hatte der Professor für Neurologie an der Columbia University in New York die Chancen, dass sich Charlies Zustand mit einer experimentellen Therapie verbessert, auf zehn Prozent geschätzt.

Unglücklicherweise sei die "Zeit abgelaufen", sagte der Anwalt von Yates und Gard zu Beginn einer Anhörung des Londoner Gerichts unter Verweis auf die jüngsten Gehirn-Scans des Babys. Die Schäden seien irreversibel. "Die Eltern wollen die verbleibende Zeit mit Charlie verbringen, wie kurz sie auch sein mag." Nach der Anhörung wollte ein Richter darüber entscheiden, ob Charlie in die USA ausgeflogen werden darf. Diese Entscheidung ist damit nun hinfällig. 

Gehirn stark in Mitleidenschaft gezogen

Die Vertreterin des Great Ormond Stree Hospitals sagte zu der Entscheidung der Eltern, es tue ihr mehr leid, als sie mit Worten sagen könne. Charlies Krankheit, das mitochondriale DNA-Depletionssyndrom (MDDS), wird von einem Fehler in einem Gen verursacht. Dadurch leidet die Funktion der Kraftwerke der Zellen, der Mitochondrien. Sie produzieren weniger Energie, die der Körper aber braucht. Charlies Erkrankung, bei der das Gen RRM2B betroffen ist, wurde erst vor rund zehn Jahren erstmals beschrieben.

Der Kleine hat nach Angaben seiner Ärzte keine normale Hirnfunktion. Die Muskeln sind stark geschwächt; Charlie kann sich nicht bewegen. Er muss künstlich beatmet und ernährt werden, ist gehörlos und hat epileptische Störungen. Die ihn behandelnden Ärzte gehen davon aus, dass er sterben wird, wenn die lebenserhaltenden Maßnahmen beendet werden. Gerichte hatten dies bereits durch alle Instanzen hindurch entschieden.

Quelle: ntv.de, sba/dpa

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