Panorama

Seit 2009 im Jemen verschollen Entführte deutsche Familie ist tot

Mehr als fünf Jahre fehlt von Sabine, Johannes und Simon Hentschel jede Spur. Zwei Töchter werden 2010 von einem saudischen Spezialkommando befreit. Nun bestätigt das Auswärtige Amt erstmals, dass die Eltern und ihr kleiner Sohn nicht mehr leben.

Die vor fünf Jahren im Jemen entführte Familie Hentschel aus Sachsen ist tot. Das berichtet das christliche Nachrichtenportal "Idea" und beruft sich auf eine Mitteilung des Auswärtigen Amtes, die an die Hinterbliebenen gegangen ist. Vermisst wurden das Ehepaar Sabine und Johannes Hentschel sowie ihr kleiner Sohn Simon. Hinter der Entführung wurde Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel vermutet.

In dem zitierten Schreiben heißt es: "Gemäß hier vorliegendem zuverlässigen nachrichtendienstlichen Aufkommen wurden Johannes, Sabine und Simon Hentschel im Verlauf ihrer Entführung im Jemen getötet bzw. verstarben." Zum Zeitpunkt der Entführung waren die Eltern 36, der Sohn ein Jahr alt. Sie stammten aus Meschwitz in der Nähe von Bautzen.

Die Familie gehörte zu einer Gruppe evangelikaler Entwicklungshelfer, die am 12. Juni 2009 in der nordjemenitischen Provinz Saada verschleppt worden waren. Die beiden Töchter der Hentschels, heute acht und zehn Jahre alt, waren 2010 von einem saudischen Spezialkommando befreit worden und leben seither bei Verwandten in Deutschland. Nach der Kommandoaktion war bereits vermutet worden, dass der kleine Bruder nicht mehr am Leben sei. Eine offizielle Bestätigung gab es aber nie.

Zwischen Huthi-Rebellen und Al-Kaida

Auch für die Eltern gab es spätestens von da an nur noch wenig Hoffnung. Zwei mit ihnen entführte deutsche Krankenschwestern und eine südkoreanische Lehrerin waren schon kurz nach ihrer Verschleppung erschossen aufgefunden worden. Ein britischer Ingenieur wird noch vermisst, ist aber vermutlich auch tot.

Ein Verwandter der Opfer in Sachsen sagte der evangelischen Agentur, es sei schwer "einen solchen Satz schwarz auf weiß zu lesen". Doch man habe eine solche Nachricht befürchtet. Die Familie sei auch dankbar, jetzt Gewissheit zu haben. Den Töchtern Lydia und Anna gehe es gut.

Die jemenitische Region Saada ist schon seit Jahren äußerst gefährlich für westliche Ausländer. In der gebirgigen Grenzregion zu Saudi-Arabien führte die schiitische Zaiditengruppe der Huthi bis 2010 einen Krieg gegen die Zentralregierung in Sanaa. Dieser ist in den vergangenen Wochen wieder akut geworden, nachdem Huthi-Rebellen bis in die Hauptstadt Sanaa vorgerückt sind. Zugleich ist der Jemen ein Rückzugsraum für Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel, die die jemenitische Regierung ebenfalls bekämpft. Zeitweise soll es aber auch eine Zweckkoalition gegeben haben, in der die sunnitischen Al-Kaida-Extremisten gegen die schiitischen Huthi kämpften.

Quelle: ntv.de, nsc

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