Panorama

"Es geht uns gut" Fußballteam sendet Video aus Höhle

Vor dem Eingang der Höhle versammeln sich Angehörige des Fußballteams und Einsatzkräfte, um Lebenszeichen ihrer eingeschlossenen Jungs zu sehen.

Vor dem Eingang der Höhle versammeln sich Angehörige des Fußballteams und Einsatzkräfte, um Lebenszeichen ihrer eingeschlossenen Jungs zu sehen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Vor zwei Tagen entdecken Retter in Thailand die vermissten Mitglieder eines Fußballteams tief im Inneren einer gefluteten Höhle. In einer Videobotschaft wenden sich die Eingeschlossenen nun an ihre Angehörigen. Ihre Rettung gestaltet sich extrem schwierig.

Vor der gefahrvollen Rettung des lange vermissten Fußballteams aus der überfluteten Höhle im Norden Thailands hat eine Videobotschaft der Jungen den Angehörigen und Einsatzkräften Hoffnung gegeben. In dem kurzen Mitschnitt versichern die Jungen lachend, dass es ihnen gut gehe. Rettungsmannschaften hatten die zwölf Jungen und ihren Trainer zu Wochenbeginn nach neuntägiger Suche tief im Inneren der Höhle entdeckt. Britische Höhlentaucher waren bis zu ihrem Zufluchtsort vorgedrungen. Bis das Team aus seiner misslichen Lage befreit werden kann, könnten womöglich noch Monate vergehen.

Eine an der Rettung der Jungen beteiligte thailändische Marineeinheit veröffentlichte die Videobotschaft der Jungen auf Facebook. Nur spärlich beleuchtet grüßen sie in der dunklen Höhle auf traditionelle thailändische Weise, stellen sich einzeln vor und sagen dann jeweils: "Mir geht es gut."

Einige sind in der Aufnahme in Schutzdecken gewickelt, an ihrer Seite sind ihr 25-jähriger Trainer und ein Taucher im Neoprenanzug zu sehen. Am Ende des Films sagt einer der zwölf Jungen, er sei in der Vorstellungsrunde vergessen worden - was Gelächter auslöst.

Die Jungen wirken in dem Video entspannt und deutlich fitter als zum Zeitpunkt ihrer Entdeckung. Die britischen Taucher hatten die zwölf Jungen im Alter zwischen elf und 16 Jahren und ihren 25-jährigen Trainer nach neun Tagen lebend in der kilometerlangen, verwinkelten Tham-Luang-Höhle entdeckt. Sie wurden mit Lebensmitteln versorgt und medizinisch betreut.

Ende des Bangens

Die gut einminütige Videobotschaft löste in Thailand große Freude aus, nachdem das Land mehr als eine Woche lang um das Leben der Jungen gebangt hatte. Die Mutter von einem der Jungen, die sich das Video auf einem Bildschirm vor der Höhle anschaute, sagte unter Tränen, sie sei "glücklich", ihren Sohn zu sehen. "Er ist dünner", sagte sie, während sie mit dem Finger über das Bild ihres Sohnes fuhr.

Standbild aus dem Video der Retter: Die Eingeschlossenen harren eingehüllt in Rettungsdecken unter der Erde aus.

Standbild aus dem Video der Retter: Die Eingeschlossenen harren eingehüllt in Rettungsdecken unter der Erde aus.

(Foto: AP)

Die endgültige Rettung des Fußballteams könnte noch Monate dauern, da viele Kammern der Höhle weiterhin überflutet sind. Das Abpumpen des Wassers wird durch wiederkehrende Regenfälle des andauernden Monsun erschwert.

"Wir müssen zu hundert Prozent sicher sein, dass es kein Risiko für die Jungen gibt, bevor wir evakuieren", sagte der Gouverneur der Provinz Chiang Rai, Narongsak Osottanakorn, vor Journalisten. "Wir werden auf sie Acht geben, als wären es unsere eigenen Kinder." Der thailändische Regierungschef Prayut Chan-O-Cha bekräftigte, alle sollten "so schnell wie möglich" gerettet werden, ein Datum könne er aber nicht nennen.

Rettung könnte Monate dauern

Zur Rettung der Fußballmannschaft gibt es verschiedene Möglichkeiten. Naheliegend wäre, dass sie den gleichen Weg nehmen, wie ihre Retter: Dazu müssten sie allerdings im Dunkeln über weite Strecken durch die verwinkelten Gänge der überfluteten Höhle tauchen. Dies birgt einige Risiken, zumal keiner von ihnen über Erfahrungen als Sporttaucher verfügt und einige nicht einmal schwimmen können. Sie müssten zunächst den sicheren Umgang mit Pressluftflaschen erlernen und dann in schlammigem Wasser praktisch blind durch teils extrem enge Stellen geleitet werden. Selbst für erfahrene Höhlentaucher ist dieser Weg extrem gefährlich.

Der Aufwand wäre enorm, das Risiko, das es dabei zu einem verhängnisvollen Fehler kommt, ist hoch: Die jungen Fußballer müssten neben den technischen Aspekten auch "psychologisch in die Lage" gebracht werden, den Tauchgang zu überstehen, sagte der australische Höhlen-Rettungstaucher Alan Warild. Zudem sollte die Tauchstrecke "nicht zu lang oder schwierig" sein. Doch selbst mit professioneller Hilfe wäre demnach nicht auszuschließen, dass einer der Jungen unter Wasser in Panik gerät.

Wenn der Wasserspiegel nicht schnell wieder sinkt, könnten die Jugendlichen die Höhle alternativ womöglich auch durch einen Gang verlassen, lautet eine der Überlegungen der Retter. Ein solcher Gang müsste in dem kilometerlangen Höhlenkomplex zunächst jedoch erst gefunden oder in die Fels gebohrt werden.

Schließlich - und das scheint für viele Beobachter die einfachste Lösung - könnte das Team die Monsun-Zeit abwarten, um dann nach Monaten durch trockene Höhlengänge endlich ins Freie zu gelangen. In der Zwischenzeit müssten die Eingeschlossenen durch erfahrene Höhlentaucher mit Nahrung, Frischwasser, Decken, Lichtquellen und womöglich auch mit Unterrichtsmaterialien versorgt werden.

Auf den 16-jährigen Pheeraphat Sompiengjai wartet seit dem Abend seines Verschwindens zu Hause sein Geburtstagskuchen, wie seine Schwester Phunphatsa erzählte. Zur Feier seines 16. Geburtstags war das Fußballteam am 23. Juni mit einigen Leckereien in die Höhle gegangen -  diese Snacks sicherten letztlich ihr Überleben. Nach Angaben der örtlichen Behörden war die Mannschaft von einer Sturzflut überrascht worden und hatte sich immer tiefer ins Innere der Höhle zurückgezogen. Entdeckt wurden sie in der Nacht zum Dienstag mehr als drei Kilometer vom Höhleneingang entfernt.

Quelle: ntv.de, psa/AFP/dpa

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