Der anonyme Held Gedenken an Erik Ode
19.07.2008, 09:40 UhrAls Kriminalbeamter hat Erik Ode nie viele Worte gemacht. Mit fein-ironischem Lächeln und einem sicheren Gespür für die Hintergründe eines Verbrechens löste er in der erfolgreichen ZDF-Serie "Der Kommissar" fast 100 verzwickte Fälle. Die Presse rühmte ihn als stillen Held, als humanen Menschendarsteller und "Vaterfigur aus einer idealeren Welt". Doch anders als heute viele Darsteller inszenierte sich der gebürtige Berliner nicht als Star - auch wenn er dazu in den siebziger Jahren mit Traumquoten von mehr als 70 Prozent durchaus Anlass gehabt hätte. Doch Ode schätzte seine Popularität nur in Maßen. "Das geht so weit, dass die Leute mich mit Teleobjektiven fotografieren. Das Unglück war nur, dass ich dabei nackt und ungewaschen in mein Arbeitszimmer kam", beklagte er einmal in einem Interview. Noch heute ist "Der Kommissar" zu sehen, so zur Zeit sonntags gegen 23 Uhr bei 3sat. Am 19. Juli jährt sich der Todestag Odes im Jahr 1983 zum 25. Mal.
So berühmt Ode als Kommissar Keller auch wurde, seine Anfänge als Schauspieler stammten aus einer Zeit, als an Fernsehen noch nicht zu denken war. Schon Anfang der zwanziger Jahre stand Ode, der sich damals noch Fritz Erik Signy Odemar nannte, vor der Kamera für den Film "Inri" mit Asta Nielsen und Henry Porten. Das war kein Wunder, war er doch der Sohn des Schauspielerpaares Fritz Odemar und Erika Nickau. In den dreißiger Jahren spielte er auf vielen Bühnen, oft auch in Berlin. Auch bei etlichen Filmen war er dabei - darunter viel heitere Unterhaltung, wie es die nationalsozialistischen Machthaber damals schätzten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wechselte Ode zur Regie und setzte Streifen in Szene wie "Schlagerparade" oder "Was eine Frau im Frühling träumt".
Später Ruhm als "Der Kommissar"
Als Schauspieler war er nur noch selten zu sehen, bis Krimi-Produzent Helmut Ringelmann den fast 60-Jährigen für die neue ZDF-Serie "Der Kommissar" engagierte und ihm ab 1969 einen späten Ruhm bescherte. Auch im Ausland wurde das markante und von feinen Falten gezeichnete Gesicht bald berühmt. Wie prägend diese Jahre waren, wird an der Autobiografie deutlich: "Der Kommissar und ich. Die Erik Ode Story" nannte sich das Buch, das Ode 1972 veröffentlichte. Eine Karriere als Ermittler im wirklichen Leben hätte er sich aber nicht vorstellen können. "Bei der Polizei hätte ich es nicht einmal zum Meldehund gebracht", scherzte er einmal.
Privat lebte Ode zurückgezogen. 1942 hatte er die Schauspielerin Hilde Volk geheiratet, "sehr glücklich", wie er in einem Interview gestand. Zu seinen größten Lastern zählten die Zigaretten, gleichsam auch sein Markenzeichen. "Meistens werden es mehr als 20 Stück am Tag", räumte er einmal ein. 1982 schließlich brach er in München während einer Theatervorstellung zusammen. Im darauffolgenden Jahr, am 19. Juli 1983, starb er in seinem Haus am Tegernsee an einem Herz-Kreislauf-Versagen. Einen der anonymsten Prominenten nannte ihn einmal der Schauspieler Reinhard Glemnitz, der mit Ode alle 97 Kommissar-Folgen gedreht hatte. Dazu passte auch der letzte Wille, den Ode in seinem Testament niedergeschrieben hatte: Statt seine sterblichen Überreste in einem Grab zu verscharren, sollte die Urne mit seiner Asche im Meer versenkt werden.
Cordula Dieckmann, dpa
Quelle: ntv.de