Panorama

Zugunglück in Kanada Identifizierung der Toten macht Probleme

Erst nach zwei Tagen war der brennende Tankzug gelöscht.

Erst nach zwei Tagen war der brennende Tankzug gelöscht.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Explosion eines mit Rohöl beladenen Güterzuges verwandelt das Zentrum der kanadischen Kleinstadt Lac-Megantic in ein Inferno. 13 Menschen sterben, nach 37 Weiteren wird gesucht. Doch die Hoffnungen, die Vermissten lebend zu finden, sind gering.

Nach der Explosion eines Tankzugs in Kanada werden noch immer Dutzende Menschen vermisst. Rettungskräfte durchkämmten auch am dritten Tag nach der Katastrophe das in Trümmern liegende Zentrum der ostkanadischen Kleinstadt Lac-Mégantic auf der Suche nach 37 Vermissten.

13 Tote waren geborgen worden. Die Leichen waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Die Polizei bat deswegen die Familien der Vermissten um Haarbürsten oder Zahnbürsten für DNA-Proben zur Identifizierung. Derweil fahndeten die Ermittler weiter nach der Unglücksursache.

Der führerlose Zug mit 73 Kesselwagen voller Rohöl war am Samstagmorgen in das 6000-Einwohner-Städtchen hinein gerast und mit mehreren weithin sichtbaren Feuerbällen explodiert. Mindestens 30 Gebäude wurden zerstört, darunter ein Supermarkt, eine Bar und die Bibliothek. Rund 2000 Menschen mussten vorübergehend ihre Häuser verlassen. Mehrere Waggons brannten bis in den nächsten Tag hinein. Etwa 100.000 Liter Öl wurden in den Quebec River gespült.

Unglücksstelle gleicht "Kriegsgebiet"

Das gesamte Ausmaß der Schäden und die Ursache der Katastrophe sind noch unklar. Kanadas Premierminister Stephen Harper verglich die Unglücksstelle mit einem Kriegsgebiet und versprach umfassende Untersuchungen.

Rund anderthalb Stunden vor der Katastrophe sei in der im Nachbarort Nantes geparkten Lokomotive ein Feuer ausgebrochen, das seine Männer bekämpft hätten, sagte der Feuerwehrchef von Nantes, Patrick Lambert, der "Montreal Gazette". Dabei hätten die Feuerwehrmänner den Motor der Lokomotive herunterfahren müssen - danach aber den zuständigen Zugführer informiert.

Der Chef von Rail World Inc, Muttergesellschaft der betroffenen Bahngesellschaft Montreal, Maine & Atlantic Railway (MMA), sagte, die Feuerwehrleute könnten dabei unwissentlich die Druckluftbremsen der Lokomotive deaktiviert haben. Dies wies die Feuerwehr zurück. Mitarbeiter der Bahngesellschaft seien anwesend gewesen. "Sie sagten uns, das Feuer sei gelöscht, alles sei stabil und wir könnten nun wieder fahren", sagte Lambert.

Züge der Montreal, Maine & Atlantic Railway, waren kanadischen Medienberichten zufolge schon häufiger in Unfälle verwickelt. Seit 2010 habe es acht Entgleisungen und vier Kollisionen gegeben, berichtete der Fernsehsender CTV.

Unterdessen konzentriert sich die Suche der Rettungskräfte vor allem auf die beliebte Bar "Musi-Café" im Stadtzentrum von Lac-Mégantic. Von vielen Gästen fehlt jede Spur. "Ich habe eine Freundin, die vor der Bar geraucht hat, als es passiert ist, und sie ist gerade noch davon gekommen", sagte die 27-jährige Anne-Julie Huot dem Sender CBC. "Wir können uns also ausmalen, was mit den Menschen in der Bar passiert ist. Es ist wie ein Alptraum, das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann."

Quelle: ntv.de, AFP

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